Alpirsbacher Der Ton im Handel wird zunehmend rauer

Hersteller von Bier stehen unter Druck. Eine mittelständische Brauerei aus Alpirsbach bereitet sich vor.

Freitag, 17. Februar 2023 - Getränke
Reiner Mihr
Artikelbild Der Ton im Handel wird zunehmend rauer
Bildquelle: Alpirsbacher

Weiter sinkender Konsum, Energiekosten, Rohstoffe, Kohlensäuremangel, Verpackung, Überkapazitäten – das trifft die zumeist mittelständisch geprägte Branche hart. Preiserhöhungen müssen her. Aber wie durchsetzen, wenn der Handel weiter Profil über den Preis suchen muss und große Marken weiterhin für Kastenpreise um die zehn Euro – und manchmal weniger – im Supermarkt verkauft werden?

„Rechtzeitig vorbereiten“, meint Carl Glauner, Chef der Alpirsbacher Klosterbrauerei, der heute froh ist, schon früh einige Weichen entscheidend gestellt zu haben. Langfristige Verträge für Hopfen und Malz statt Terminmärkte schaffen Sicherheit – und Lieferanten-Treue. Die Steigerungen durch geringe Ernten bei Hopfen und Getreide seien ein Problem, aber „verkraftbar“, sagt Markus Schlör, Geschäftsführer-Kollege Glauners.

Das energieintensive Brauen von Bier, Heizen, Kühlen, Lagern verlangen natürlich modernste sparsame Technik. Aber in Alpirsbach wird eine Vorklärungsanlage installiert, die als Nebenprodukt Biogas abwirft. Das wird für den Betrieb der Dampfkessel genutzt. Auch wenn die Brauerei langfristig auf Öl verzichten und auf Fotovoltaik setzen will, hat man bestehende Öltanks vorübergehend wieder aktiviert. „CO2-Neutralität bleibt unser Ziel.“ Auch der Mangel an Kohlensäure wird in der Klosterbrauerei abgefedert. Eine Rückgewinnungsanlage wurde erst vor wenigen Jahren runderneuert, damit ist man quasi autark. Alles kann aber auch der vorausschauende Glauner nicht vorhersehen. Die Preisexplosion bei Kronkorken beispielsweise. Oder Lieferausfälle „egal, an welcher Stelle“. Dafür habe man Lager aufgebaut, um Engpässe für gewisse Zeit zu überbrücken. Dennoch sei die größte Sorge derzeit das Verhalten der Verbraucher. Wird weiterhin weniger Bier getrunken, Gastronomiebesuche und Urlaube eingeschränkt?

Doch auch darauf müssten Antworten gegeben werden: Einstieg in den alkoholfreien Markt mit „Klostergarten“ (Saftschorlen in ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen), breite Palette an Biersorten, neue kleinformatige Gebinde sowie die nach wie vor starke Position in der Gastronomie. „Letztlich kommt uns zugute, dass wir breit aufgestellt sind“, sagt Dirk Patolla, Vertriebsleiter Handel. Der Ton im Handel werde zwar gerade rauer, die Verhandlungen seien anspruchsvoll. Aber machbar sei das schon. So habe man die eigene Preiserhöhung von durchschnittlich 5,7 Prozent mit den Einkäufern rechtzeitig besprochen und umgesetzt.

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