Brauereien Keine Lichtblicke

Trotz Corona-Lockerungen keine Entspannung bei den Brauern. Die zu Jahresbeginn umgesetzten Preiserhöhungen sind längst nicht mehr ausreichend.

Dienstag, 14. Juni 2022 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Keine Lichtblicke
Bildquelle: Getty Images

„Das Jahr 505 nach Gründung des Reinheitsgebotes wird sich als Kostenbooster in die Geschichte der Brauwirtschaft einbrennen“, sagte Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Brauerei Veltins, unlängst. „Für viele regionale Brauer ist der Druck in der Buchhaltung größer als im Sudkessel.“ Der Veltins-Manager wählt solche Worte nicht unbedacht. Die von vielen Brauern zu Beginn des Jahres angekündigten Preiserhöhungen von rund einem Euro je Kasten mit 20 Halbliterflaschen sind längst nicht mehr genug angesichts der aktuellen Kostenexplosionen bei Energie und Rohstoffen. Es müsse eine zweite Preissteigerung geben, sagt etwa der Inhaber der Rosenbrauerei Pößneck (Thüringen), Nico Wagner. Derzeit bereite er Preisanhebungen zwischen 20 und 30 Prozent vor. „Das geht nicht anders. Sonst gibt es uns bald nicht mehr.“ Wagner zufolge verdoppelt sich etwa der Preis, den die Brauerei ab September für Malz bezahlen muss. Der Strompreis verdreifache sich.

Doch nicht nur von regionalen Brauern, die häufig bei Preisverhandlungen mit Lieferanten am kürzeren Hebel sitzen als Großkonzerne, kommen solche Signale. Josef Westermeier, Vertriebschef der national und international verkauften Marke Erdinger Weißbräu, erklärte unlängst gegenüber dem Nachrichtenportal t-online: „Theoretisch könnte ein Kasten Weißbier 3 bis 4 Euro teurer werden. Wann genau, ist offen.“ Westermeier ist ein prominenter Kritiker der Preispolitik im Handel und hat in der Vergangenheit immer wieder auf dieses Problem hingewiesen. Die Preise für Bier seien in den letzten Jahren weniger gestiegen als für andere Produkte. „Schuhe, Autos und so weiter sind heutzutage viel teurer als vor Jahrzehnten. Nur Lebensmittel und Bier kosten nahezu das Gleiche, sie sind viel zu günstig“, so Westermeier. Ohne eine andere Preispolitik werde es „einen radikalen Umbruch in der Branche geben. Am Ende werden viele Biermarken nicht überleben.“
Die deutschen Brauer haben an mehreren Fronten zu kämpfen. Der Markt war bereits vor Corona rückläufig und geriet durch Schließungen der Gastronomie zusätzlich unter Druck. Hinzu kommen jetzt Verluste im Export (Russland) sowie die gestiegenen Herstellungskosten.

Aus dem Handel kamen zuletzt keine hoffnungsvollen Töne. Edeka-Vorstandschef Markus Mosa etwa hält die Forderungen großer Hersteller für übertrieben. „Es ist unsere Aufgabe, die Versorgung der Menschen in Deutschland zu angemessenen Preisen sicherzustellen. Die globale Markenindustrie gefährdet diesen Auftrag“, sagte Mosa der „Welt am Sonntag“.

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