Minus 1,1 Prozent beim Absatz (27,39 Millionen Liter) und minus 1,5 Prozent beim Umsatz (86,25 Millionen Euro): So lautet die ernüchternde Prognose der Württemberger Winzer, die sich unter dem Dach der Württembergischen Weingärtner- Zentralgenossenschaft (WZG) zusammengeschlossen haben. „Trotz des im Angesicht der Marktsituation stabilen Ergebnisses, können wir mit den Zahlen natürlich nicht zufrieden sein“, konstatiert WZG-Vorstand Dieter Weidmann. An dem Rückgang sei unter anderem ein enttäuschendes Jahresendgeschäft schuld. Spätfrostschäden, insbesondere in den Nächten zum 20. und 24. April 2017 hätten zudem zu einer geringeren Ertragsmenge geführt: Insgesamt ging der bei der WZG eingelagerte Wein dadurch sogar um 23,5 Prozent zurück (insgesamt 15,53 Millionen Liter). Zum Stichtag 31. Dezember 2017 befanden sich insgesamt 27,5 Millionen Liter Wein im Keller der WZG.
Discounter legen bei deutschem Wein am stärksten zu
Wenn der Genossenschaftsvorstand von „der Marktlage“ spricht, spielen neben klimatischen Widrigkeiten auch noch weitere Faktoren eineRolle. So sei der deutsche Markt der alkoholischen Getränke geprägt von rückläufigen Käuferreichweiten. Hinzu komme die „Konzentration und Nachfragemacht der Absatzmittler“, die sich mit der Tengelmann- Übernahme durch Edeka noch einmal verschärft habe. „Wenn ich für uns die Jahresgespräche mit dem Handel führen müsste, hätte ich ganz schön feuchte Hände“, sagt Weidmann. Die WZG macht mehr als 96 Prozent ihres Absatzes im Lebensmittel- Einzelhandel (LEH) und setzt dort besonders auf die selbstständigen Händler, die die Weine besser präsentieren könnten als beispielsweise der Discount. „Unsere Beziehung zum Lebensmittel-Einzelhandel ist eine Schicksalsgemeinschaft: Wir können nicht auf sie verzichten, und sie können nur bedingt auf uns verzichten“, so Weidmann. Positiv sei, dass die klassischen Lebensmittelhändler wie Rewe und Edeka ihre Einkäufe und Bonsummen hätten erhöhen können. Allerdings hätte beim deutschen Wein vor allem Aldi zugelegt (siehe Grafik), während der LEH sowie Cash & Carry sich negativ entwickelt hätten. Insbesondere das wertmäßige Wachstum durch Aldi ist bemerkenswert. Ob der Fokus auf den Vollsortimenter angesichts dieser Marktlage noch zeitgemäß ist, darüber müsse man als Winzergenossenschaft laut Weidmann nachdenken.
Die Preise sind unter Druck
Trotz des massiven Ernteausfalls sank der Preis für die 0,75-Liter-Flasche Württemberger Wein auf durchschnittlich 2,99 Euro. 2016 waren es noch 3,07 Euro. Damit liegen Lemberger, Trollinger und Co. noch deutlich über dem allgemeinen Durchschnittspreis für im deutschen LEH verkaufte Weine (2,19 Euro). Und dennoch: Dass sich der Preisabstand der Tropfen aus dem Süden zu anderen Anbaugebieten verringert hat, schmerzt. Als Grund für die fallenden Preise nannte Weidmann eine höhere Aktionstätigkeit im LEH. 2017 wurden demnach deutlich mehr Weine im Segment 2 Euro bis 2,99 Euro verkauft als darüber.
Klares Bekenntnis zur Wein-Marke
Um sich in einem rückläufigen Markt (insgesamt verlor der deutsche Weinmarkt 2017 3,4 Prozent Absatz) weiter behaupten zu kön-nen, will die Zentralgenossenschaft weiter auf das Geschäft mit Markenweinen setzen. Die wichtigste Range stellt mit 4,47 Millionen Flaschen das „Nationale Rebsortensortiment“ dar (+1,9 Prozent Absatz). Die leicht höherpreisige Premiumlinie „Edition Gourmet“ konnte ebenfalls um 2,8 Prozent auf 616.000 Flaschen wachsen. Impulse werden hier mit einem neuen Rivaner Alkoholfrei gesetzt, der Menschen ansprechen soll, die selbst einem moderaten Alkoholkonsum kritisch gegenüberstehen. Für das Gesamtjahr 2017 wird ein größerer Anstieg auf rund 700.000 verkaufte Flaschen erwartet. Die Süßwein-Range „Süss & Fruchtig“ machte 2017 2,38 Millionen Flaschen aus. Auch hier läuft es 2018 mit einem Zuwachs von 25,5 Prozent in den ersten fünf Monaten gut. Die drei Weine umfassende Range an veganen Weinen konnte mit 44.000 verkauften Flaschen die Erwartungen nicht erfüllen.