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Noch sind die Schäden von „Hurrikan“ Irma nicht vollends beziffert. Die Zitrusbehörde von Florida geht aber bereits jetzt davon aus, dass ein Großteil der Orangen, die zu knapp 90 Prozent zu Saft oder Saftkonzentrat verarbeitet werden, beschädigt ist. Auch in anderen wichtigen Anbauregionen der Welt ist die Lage düster. So klagt beispielsweise Südafrika, mit einem Exportwert von gut 601 Mio. US-Dollar (512 Mio. Euro) nach Spanien und den USA weltweit drittgrößter Orangen-Exporteur, über eine katastrophal schlechte Ernte, wegen lang anhaltender Trockenheit. „Wir erleben aktuell eines der schlimmsten Jahre seit Bestehen unseres Unternehmens“, sagt Snyman Kritzinger von der Genossenschaft Grown4u in der Ostkap-Provinz. Er rechnet mit Ernteeinbußen bei Orangen zwischen 30 und 50 Prozent.
Auch in Deutschland gibt es Hiobsbotschaften. Aufgrund von Frost zur Blütezeit melden die heimischen Obstbauern starke Einbußen, vor allem bei Äpfeln. Das Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee in Ravensburg geht von einem Rückgang von 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Bei einigen Apfel-Sorten könnte es sogar einen Verlust von bis zu 90 Prozent geben.
Wie reagieren die Hersteller auf die Rohstoff-Knappheit?
Auf Anfrage der Lebensmittel Praxis halten sich die heimischen Saft-Produzenten noch mit Prognosen zurück. So wollte sich beispielsweise Tino Mocken, Geschäftsführer von Valensina, aufgrund der derzeitig volatilen Preise bei Orangensaft nicht äußern. Dr. Kay Fischer, Geschäftsführer Wettbewerber und Marken-Marktführer Eckes-Granini Deutschland, schlägt hingegen beschwichtigende Töne an: „Faire Preise, langfristige und vertrauensvolle Beziehungen zu unseren Lieferanten, ein Rohstoffbezug aus mehreren Herkunftsländern und eine permanente, strenge Qualitätskontrolle., so stellen wir sicher, dass für die Versorgung unserer Marken zu keiner Zeit weder angebots- noch qualitätsbedingte Schwankungen oder gar Engpässe auftreten“, erklärt Fischer.
Deutlich beunruhigter äußert sich Sebastian Koeppel, Geschäftsführer bei Beckers Bester. Die Apfel- und auch die Kirschenernte des Jahres 2017 seien die schlechtesten seit mehr als 20 Jahren in Deutschland sowie die schlechtesten der vergangenen zehn Jahre in Gesamteuropa. Dies führe zu einem Ernteausfall von teilweise mehr als 60 Prozent. „Da das Angebot an heimischer Ware ganz, ganz knapp und reduziert ist, müssen wir verstärkt in unseren europäischen Nachbarländern einkaufen. In China und Übersee kaufen wir nämlich nicht ein. Das führt dann natürlich dazu, dass die Saft-Preise drastisch steigen. Dies müssen wir leider auch an unsere Kunden weiterreichen“, erklärt Koeppel, der sein mittelständisches Unternehmen, ansässig in Nörten-Hardenberg in Niedersachsen, liebevoll „Saftladen“ nennt.
Sind Preiserhöhungen überlebens-wichtig oder ist alles in Butter?
Produzenten und Handel drohe laut Koeppel mit den beunruhigenden Ernteausfällen ein extrem schwieriges Jahr, auch wenn der exakte Umfang sowie die Konsequenzen noch nicht genau abzusehen seien. Er spricht sogar von einem existenzbedrohenden Ausmaß. „Für uns, wie auch für die Branche, bedeutet das: Eine Preiserhöhung ist überlebenswichtig!“, so Koeppel.
Kai Fischer von Eckes-Granini sieht die Preislage auf dem deutschen Markt weniger dramatisch. Im Jahresdurchschnitt 2017 hätten die Preise für Saft in Deutschland um 5 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres gelegen. So zeige die Entwicklung Januar bis Juli 2017 einen Anstieg von durchschnittlich 1,19 Euro je Liter auf 1,25 Euro. „Trotzdem: Im europäischen Vergleich sind fruchthaltige Getränke in Deutschland, wie Lebensmittel insgesamt, nach wie vor eher günstig – wenn auch bei den Verbrauchern ein Trend zu mehr Qualität sowie zu Premium- und Markenprodukten festzustellen ist“, ist Fischer überzeugt.