Ist die Biokrise schon vorbei? Ludwigsluster Fleischhersteller registriert steigende Nachfrage

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Die Bio-Produkte von LFW Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten sind wieder stärker gefragt. Das Unternehmen investiert kräftig.

Montag, 15. Juli 2024, 06:00 Uhr
Jens Hertling
Artikelbild Ludwigsluster Fleischhersteller registriert steigende Nachfrage
Bildquelle: Jens Hertling

Die LFW Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten ist trotz der Krise mit Bio-Fleisch- und Wurstwaren gut am Markt positioniert. „Das Bio-Segment trägt inzwischen mehr als 70 Prozent zum Gesamtumsatz des Unternehmens bei“, berichtet Geschäftsführer Ulrich Müller, der mit seinen Produkten im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro erzielte.

Der Wurst- und Fleisch-Markt habe sich verändert – er sei umkämpfter geworden. „Auch im Biobereich gab es eine Delle mit Inflation und deutlichen Preissteigerungen“, führt Müller aus. Inzwischen hat die eigene Biomarke Bio Lust fast wieder das Niveau der Vorjahre erreicht. „Der Verbraucher ist zu Bio zurückgekehrt“, sagt Müller. Er ist überrascht, dass alles so schnell ging. Der Geschäftsführer hatte mit einem wesentlich längeren Zeitraum gerechnet. Derzeit sei die Produktion wieder gut ausgelastet, so Müller.

Breites Bio-Sortiment

Unter der Marke Bio Lust bietet LFW ein breites Sortiment an Brüh-, Koch- und Rohwurstartikeln an. Verschie­de­ne Rohschinkenprodukte, die neue Bacon-Linie und Salami sind die Topseller. Aber auch Bio-Hackfleisch mit Herkunftsgarantie und die Ba­lance-Burger mit 40 Prozent Gemüseanteil, die fast ausschließlich aus deutscher Verbandsware hergestellt werden, sind Renner. Mittlerweile gibt es etwa 50 Wurstprodukte in Bio-Qualität. „Das Sortiment wird ständig kunden- und technologieorientiert weiterentwickelt“, so Müller.
Mit großem Erfolg starteten die Ludwigsluster vor zwei Jahren mit der neuen Hybridsorte „Bio Balance“. „Die Produkte Rinderhack, Bratwurst und Burger mit einem Gemüseanteil von 40 Prozent entwickeln sich sehr gut“, sagt Müller. Die Bio-Balance-Produkte werden aus 60 Prozent Bio-Rindfleisch und 40 Prozent Bio-Gemüse wie Karotten, Zwiebeln und Erbsenprotein hergestellt. Sie richten sich an Verbraucher, die sich bewusster ernähren möchten, aber nicht ganz auf Fleisch verzichten wollen. Das Sortiment umfasst derzeit unter anderem Burgerpattys und frische Bratwurst für Pfanne und Grill. Mit dem Absatz der Hybridprodukte ist der Unternehmer zufrieden: „Wir wollen Bio Balance auf jeden Fall weiter ausbauen.“

Die Rekrutierung von Personal sieht Müller derzeit als großes Problem. „Wie in anderen Unternehmen ist auch bei uns der Kampf um jeden Mitarbeiter ein Thema“, sagt Müller. Um dieses Problem zu lösen, müsse mehr in die Aus- und Weiterbildung des Personals investiert werden. Deutlich verbessert hat sich hingegen die Nachwuchssituation. Im vergangenen Jahr wurden 14 Auszubildende eingestellt. Für das laufende Jahr rechnet der Geschäftsführer mit weiteren Kostensteigerungen. Die größten Kostentreiber für die Branche sind laut Müller in diesem Jahr die weiter steigenden Lohnkosten, die Erhöhung der Lkw-Maut sowie die Erhöhung der CO2-Abgabe. Vom Staat wünscht sich Müller, dass er klare und nachvollziehbare Entscheidungen trifft. Er erwartet auch, dass der Staat Bürokratie abbaut: „Diese Diskussion gibt es seit vielen Jahren. Passiert ist aber nichts.“

Nachhaltigkeit kommt an

Das Thema Nachhaltigkeit steht bei der LFW schon seit langer Zeit ganz oben auf der Agenda. So werden Rindsbratwurst und Hackfleisch in einer Verpackung angeboten, die 75 Prozent weniger Kunststoff enthält als herkömmliche Plastikverpackungen. Ein Trend, den auch die Verbraucher honorieren: Durch die Umstellung auf die Papierverpackung konnte Bio Lust seinen Umsatz um 30 Prozent steigern. Auch aktuell arbeitet das Unternehmen weiter an der nachhaltigen Verbesserung der Verpackungen.

Das Exportgeschäft ist bei der LFW noch ein zartes Pflänzchen, soll aber in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. „Außerdem sind wir in den skandinavischen Ländern gut unterwegs und sehen dort noch weiteres Wachstumspotenzial“, so der Geschäftsführer.

Auch hierzulande will LFW weiter für Wachstumsimpulse sorgen. Dafür haben die Ludwigsluster auch in den vergangenen Jahren kräftig in das Unternehmen investiert. Neue Lagerhallen mit einer Fläche von 600 Quadratmetern wurden fertiggestellt. Auch eine neue Bacon-Linie wurde in Betrieb genommen. Darüber hinaus wurden neue Verpackungs- und 
Slicer-Linien installiert sowie in die Digitalisierung der Prozesse und in eine umweltfreundliche Energieerzeugung investiert.

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