Regionale Fleischversorgung Akteure fordern weniger starre Vorgaben der Politik

Wie funktioniert die Versorgung mit Fleisch aus der Region? Wie dies am Beispiel Berlin-Brandenburg gelingen kann, diskutierten Akteure beim zweiten Runden Tisch der LP.

Mittwoch, 21. August 2024, 05:03 Uhr
Jens Hertling
Bildquelle: Santiago Engelhardt

Lebensmittel aus der Region sind bei den Verbrauchern trotz Krise gefragt. Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen oft auseinander – so der Tenor des ersten Round Table der LP zum Thema „Regionale Fleischversorgung am Beispiel Berlin-Brandenburg“ vor genau einem Jahr (LP 13/2023, S. 50 ff.). „Es ist gut, dass wir uns zur Fortsetzung des Runden Tisches treffen, um zu sehen, wo wir aktuell stehen“, erklärt Dirk Artmann, Strategieberater der regionalen Ernährungswirtschaft. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich vieles verändert hat und das Konzept einer räumlich begrenzten Region nach Ansicht der Akteure so nicht mehr haltbar ist.

Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg: Regionales Fleisch hat einen schlechten Stand. Daran hat sich nichts geändert.

Nach Angaben von pro agro-Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e.V. - könnte sich die Region Berlin-Brandenburg theoretisch zu 45 Prozent mit Rindfleisch und zu 53 Prozent mit Schweinefleisch aus der Region versorgen. Der aktuelle Bestand an Mastschweinebetrieben und der Selbstversorgungsgrad der Hauptstadtregion mit Schweinefleisch sind gering, ca. 75 Prozent der Brandenburger Ferkel werden in andere Bundesländer und ins Ausland exportiert. (Quelle: DBV: Situationsbericht: Trends und Fakten zur Landwirtschaft) Der Landesbauernverband Brandenburg schätzt, dass zur Deckung des Schweinefleischbedarfs in der Hauptstadtregion statt einer Million etwa dreimal so viele Schweine in Brandenburg gehalten werden müssten. Die Schweineproduktion in Brandenburg hat von 2019 bis 2023 stark abgenommen. Der Sauenbestand ist um über 20 Prozent zurückgegangen, was auch an ASP liegt. Zuchtmaterial, das einmal verkauft ist, ist schwer wieder aufzubauen. Dabei hat Brandenburg eigentlich die besten Voraussetzungen für nachhaltige Tierproduktion. In Brandenburg kommen 60 Tiere auf einen Hektar Landfläche, im Bund sind es 156 Tiere. Seit 1990 ist die Zahl der Schlachtbetriebe und der fleischverarbeitenden Betriebe in Brandenburg massiv zurückgegangen. Der niederländische Schlachtkonzern Vion hat den einzigen größeren gewerblichen Schlachthof der Region in Perleberg verkauft. Auch für die Belieferung von Handelsstrukturen in größeren Mengen gibt es nur einen größeren Verarbeitungsbetrieb in Brandenburg.

Theoretische Grundlagen

Als theoretische Einführung stellte Agrarökonom Prof. Dr. Peter Feindt, Humboldt-Universität zu Berlin, Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften, das Forschungsprojekt ENFASYS vor. Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt hat zum Ziel, systemische und einzelbetriebliche Hemmnisse für die Transformation zu nachhaltigeren Agrarsystemen zu untersuchen und politische und ökonomische Strategien zu deren Überwindung zu entwickeln. Dazu wurden zehn Fallstudien in neun europäischen Ländern mit unterschiedlichen Schwerpunkten – von der Milchviehhaltung in Irland über den Gemüseanbau in Flandern bis hin zu Direktvermarktungsstrukturen in Slowenien – durchgeführt.

Die deutsche Fallstudie, so Peter Feindt, konzentriert sich auf die Entwicklung des regionalen Schweinesektors in Brandenburg und Berlin mit auf Tierwohl und Nachhaltigkeit ausgerichteten Schweinehaltungssystemen. Ziel ist es, die Nachfrage nach regionalem Schweinefleisch in Berlin-Brandenburg zu steigern und damit die regionale Landwirtschaft durch höhere Erzeugerpreise zu stärken. Denn einerseits, so Feindt, stecke die Schweineproduktion in Brandenburg in einer tiefen Krise. Gleichzeitig gebe es in vielen Betrieben innovative Ansätze. Die Hauptstadtregion biete einen Absatzmarkt mit hohem Potenzial für die hochwertige regionale Produkte. Einen Bezugspunkt für die Fallstudie ist der „Neue Brandenburger Weg", ebenso wie die Entwicklung eines Brandenburger Qualitätszeichens für Schweinefleisch.

In Diskussionen mit Praktikern und Fachleuten wurden laut Feindt fünf Hauptziele für einen nachhaltigen und regionalen Entwicklungspfad definiert: Erstens sollen alle Tiere ab 2030 sollen mindestens in Haltungsstufe 2 gehalten werden, ab 2040 in Stufe 3. Zweitens soll die Tiergesundheit schrittweise verbessert werden, indem die Betriebe an entsprechenden Programmen teilnehmen und sich regelmäßig bewerten lassen. Drittens soll die gesamte Wertschöpfungskette in der Region Berlin-Brandenburg angesiedelt und der Verbrauch aller Teilstücke gesteigert werden. Viertens sollen Nährstoffkreisläufe geschlossen und die Schweinehaltung als Teil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft verstanden werden. Und fünftens, sollten flankierend höhere Tierwohlstandards sowohl auf EU-Ebene als auch in Handelsabkommen verankert werden. „Wir haben über 40 Hemmnisse identifiziert, die einer Transformation im Wege stehen. Darauf aufbauend haben wir politische Instrumente entwickelt“, sagt Prof. Feindt. Der Maßnahmenmix umfasst acht Maßnahmen, darunter Investitionsförderung für höhere Tierhaltungsstufen, Innovationsförderung im Bereich Kreislaufwirtschaft und regionale Leitbilder sowie die Förderung strategischer Allianzen für Qualitätswertschöpfungsketten. Außerdem soll ein umfassendes Kennzeichnungssystem für Produkt- und Prozessqualitäten (Haltung, Herkunft, Futter) eingeführt werden.

These 1: Veränderungen prägen den Markt

Der Round Table begann mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr, um zu sehen, welche Fortschritte erzielt wurden. „Im Vergleich zu unserem Round Table im Jahr 2023 haben sich vor allem in unserem Unternehmen gravierende Veränderungen ergeben“, so Sebastian Kühn, Geschäftsführer der EWN Wurstspezialitäten GmbH. Inzwischen gehört EWN zur Tönnies Familie. „Das war eine wohl überlegte Entscheidung. Es gab keine zukunftsorientierten Spielräume mehr.“, so Kühn. Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen habe der Mittelstand massive Überlebensprobleme, so Kühn. „Wir sind jetzt Teil eines großen Ganzen und versuchen, alle positiven Synergien zu heben, um mit starker Eigenständigkeit in der Hauptstadtregion und als ostdeutscher Akteur zu agieren“. Eine weitere Neuerung seit dem vergangenen Jahr: Kühn übergab sein Projekt „100 Prozent regional“, das Tierwohl und Regionalität verbindet, an den Schlachthof Weißenfels in Sachsen-Anhalt, der vom Tönnies-Gruppe betrieben wird. Das regionale Schweinefleisch aus dem Projekt „100 Prozent Regional“, das Kühn seit 2019 erfolgreich exklusiv in den Rewe-Märkten der Hauptstadtregion an der Bedientheke etabliert hat, wird nun als 100 Prozent regionale ostdeutsche Wertschöpfungskette auf zahlreiche Rewe-Märkte in Gesamt-Ostdeutschland ausgeweitet. Laut Kühn ist die Lösung über Weißenfels preislich attraktiver, um bezahlbare regionale Produkte anbieten zu können. Der Handelskonzern Rewe beliefert inzwischen alle ostdeutschen Rewe-Märkte mit Rohware aus dem Weißenfelser Schlachthof. „Rewe war der einzige Handelspartner, der sich auf dieses Experiment eingelassen hat“, sagt Kühn. Mit Netto Marken-Discount startete die EWN Wurstspezialitäten GmbH im Juni ein neues „Regionalprojekt Ostdeutschland“. Landwirte aus Ostdeutschland liefern die Tiere zum Schlachten und Zerlegen nach Weißenfels, im Werk in Britz bei Eberswalde wird dieses Fleisch portioniert, konfektioniert, verpackt und an die ostdeutschen Märkte ausgeliefert. Dazu wird ein breites Sortiment an Aufschnittspezialitäten bei Netto Markendiscount aus dem Programm gelauncht.

Der Brandenburger Landwirt und Schweineproduzent Stephen Costello, Emerald Irish Pork, plant die Umstellung seines gesamten Schweinebestandes auf die Haltungsform 3. Costello hat mit verschiedenen Vertragspartnern gesprochen, um eine Umstellungsprämie für den Umbau zu Strohställen zu erhalten. Da die angebotenen Prämien nicht ausreichen, wird er über das von ihm patentierte Biogasmodell „Biogrid“ die Umstellung und den laufenden Betrieb vollständig absichern. „Den Gesamtprozess verstehen und innovativ wirtschaften - das ist unsere Philosophie.“

These 2: Die Region Berlin-Brandenburg soll weiter gefasst werden

Mit dem Handelspartner Rewe ist der Schlachthof Weißenfels Vorreiter: Das Vertriebsgebiet für regionales Fleisch wird auf die Region Ostdeutschland ausgeweitet. „Der Begriff 'Region' oder ‚regional‘ muss realistisch und verbraucherorientiert gefasst werden. Wir wollen nicht mehr von der engen Region Berlin-Brandenburg sprechen, sondern von der Region Ostdeutschland“, sagt Sebastian Kühn.

Auch Ronny Grohe, Einkaufsleiter Fleisch/ Wurst, Brot Backwaren und regionales Category Management Penny National, plädiert dafür, den Begriff der Regionalität auf Ostdeutschland auszuweiten: „Ostdeutschland ist eine starke Region und muss auch als solche wahrgenommen werden, um gegen die Global Player bestehen zu können“. Der Discounter Penny arbeitet mit regionalen Lieferanten zusammen, die der Bedeutung und dem Geschmack der Region gerecht werden, auch teilweise Lieferanten und Artikel, welche die jüngere Generation, so nicht mehr kennt. Im Fleischsegment haben wir für die Geflügelgattungen das Regionalkonzept „Mühlenhof regional“ eingeführt, was wir auf weitere Tiergattungen ausbauen werden. Die Tiere kommen aus der Region Ost und werden hier verarbeitet und in diesen Penny-Märkten verkauft.

Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, ist der Meinung, dass man den Begriff 'Regionalität' gar nicht mehr definieren müsse, „weil die Umstände das für uns erledigen“. Da es in Brandenburg kaum noch Veredlungsbetriebe gebe, müsse man wohl oder übel größer denken, so Wendorff. Seit der letzten politischen Diskussion über den Umbau der Tierhaltung sei nichts passiert. „Wenn wir weiter schlafen, werden wir nicht nur in Brandenburg, sondern in ganz Ostdeutschland Betriebe verlieren, die Tiere halten.“

Kai Rückewold, Geschäftsführer des Marketingverbandes Pro Agro, wird direkter: „Der Begriff ‚Regionalität‘ muss klar definiert sein. Es reicht nicht, regional zu sagen, es muss auch klar erklärt und dargestellt werden.“ Der Endverbraucher sei mit der inflationären Verwendung des Begriffs Regionalität oft überfordert, so Rückewold. Repräsentative Studien zeigen, dass 50 Prozent der Verbraucher in der Region Berlin-Brandenburg auf die Herkunft direkt aus Brandenburg achten. Diese Zielgruppe will der Verband bedienen. „Es wäre dramatisch, wenn wir das Potential von noch mehr Betrieben verlieren würden“.

Stephen Costello ist der Meinung, dass trotz der Begrenzung auf die Region Ostdeutschland die Schaffung von solchen Großstrukturen nicht wünschenswert ist: Es sollte nicht das Ziel sein, immer weiter noch größere und leistungsfähigere Schweine- oder Milchviehbetriebe zu schaffen, um die Produkte für die Kunden billiger zu machen. Es muss ein Weg gefunden werden, um auch kleineren Betrieben die Möglichkeit zu geben, zu überleben und einen existenzsichernden Mehrwert zu schaffen, so Costello.

These 3: Die Akteure empfinden das politische Tempo als zu langsam

Landwirt Stephen Costello berichtet, dass die Genehmigungsverfahren für Stallumbauten langwierig und schwer vom Landwirt zu beschleunigen sind. „Es gibt so viel Potenzial in der Region - wir verschwenden hier einfach unnötig viele Ressourcen durch Zeitverlust.“

Uwe Feiler, Mitglied des Bundestages (CDU), Staatssekretär a.D., fordert Planungssicherheit für Landwirte, die jetzt ihre Betriebe abgeben oder auf höherwertige Tierhaltungsformen umstellen wollen. „Hier gibt es noch viele rechtliche Unklarheiten. Planungssicherheit gibt es nicht. Wenn sich das nicht ändert, wird der Landwirt nicht investieren. Als schwierig empfindet Feiler die ständigen Veränderungen in der Politik. „Deutschland hat die Eigenschaft, auf alles, was aus Brüssel kommt, noch eins draufzusetzen“, sagt Feiler.

Das große Thema sei die Umstellung bei den Schweinen, sagt Ronny Grohe. „Welcher Landwirt investiert viel Geld, wenn er keine Sicherheit hat?“ Das staatliche Tierwohllabel, das Landwirtschaftsminister Cem Özdemir eingeführt hat, schaffe eher Verunsicherung als Sicherheit. „Wir reden über Tierwohl, aber es geht um die Haltungsform. Es geht nicht darum, wie es dem Tier wirklich geht. Diese Vermischung ist schade.“ Wenn es so weitergehe, müssten viele Schweinemastbetriebe und Sauenhalter aufgeben. Ronny Grohe findet die öffentliche Wahrnehmung von Fleischprodukten fragwürdig. „Wir haben das Glück, in einem freien Land zu leben, in dem jeder selbst entscheiden kann, was er isst. Fleischproduzenten und Landwirte werden oft stigmatisiert und mit einem negativen Image belegt.

Um den Landwirten einen tiergerechten Stallumbau zu ermöglichen, müsse vor allem das Baurecht dringend angepasst werden, so Kai Rückewold. Die Finanzierung müsse folgen, mit beschleunigten Verfahren, denn schließlich soll das Geld dort zügig ankommen, wo es hingehört: auf den Höfen. Planungssicherheit und Geschwindigkeit seien die Stichwörter.

These 4: Der Staat soll sich aus dem Markt heraushalten

Schweinemäster Stephen Costello sieht die staatliche Förderung eher als On-Top-Bonus. „Wenn sich ein Projekt nur rechnet, weil es zu 60 oder 80 Prozent von Brandenburg oder Berlin gefördert wird, dann ist das keine nachhaltige Unternehmung. Ich will nicht von Steuergeldern abhängig sein oder davon leben. Ich will selbst Wertschöpfung und Tierwohl schaffen und angemessene Preise erzielen.“ Costello Ziel ist es, einen der größten Strohschweinebestände Deutschlands aufzubauen. 11.000 Tiere sollen dann am größten Standort gehalten werden. Doch die bürokratischen Hürden sind hoch. „Trotz fehlender Dynamik sehe ich in Brandenburg noch viel Entwicklungspotenzial.“

Brandenburgs Bauernpräsident Wendorff fordert dagegen neue Regeln für die Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung. Diese müssten über den bisherigen Rahmen hinausgehen. Nicht die Bürokratie sei das Problem, sondern die hohen Anforderungen und deren Umsetzung scheiterten in der Praxis. In Ostdeutschland gebe es große Probleme mit dem Immissionsschutz. Die Zahl der Tierhaltungsbetriebe und der Tiere sei daher aus objektiven Gründen zurückgegangen. Wenn das nicht funktioniere, so Wendorff, werde nach größeren Strukturen gesucht werden müssen.

Generell hält Uwe Feiler, Parlamentarischer Staatssekretär a.D., nichts von starren Vorgaben der Politik. Der Staat solle sich aus den Marktmechanismen heraushalten und sich darauf beschränken, Leitlinien vorzugeben.

Ähnlich sieht es Kai Rückewold: „Die Politik sagt oft, dass sie nicht in den Markt eingreifen will. Dann sollte sie es aber auch generell lassen, denn heute entsteht durch das Förderungsroulette eher Ungerechtigkeit.

Uwe Feiler kritisierte auch die Art und Weise, wie die Bundesregierung den Umbau der Schweinehaltung finanzieren will. „Über die Mehrwertsteuer zu gehen, halte ich für den falschen Weg, denn davon profitieren die Länder und nicht die Landwirte. Der sogenannte Tierwohl-Cent soll den Landwirten zugutekommen. Das ist über die Mehrwertsteuer schwer umsetzbar.“ Die Finanzierung des Umbaus müsse daher aus dem laufenden Haushalt erfolgen.

Der nationalen Politik fehle ein klares Zielbild, so Berater Dirk Artmann. „Wir müssen ganzheitlicher denken und nicht nur einzelne Parameter betrachten. In der Modellregion Berlin-Brandenburg fehlt das politische Bekenntnis“.

These 5: Es bedarf einer umfassenden europäischen Lösung

Kai Rückewold fordert eine klare Einhaltung der europäischen Gesetzgebung: „Andere europäische Länder produzieren ohne Mindeststandards ganz anders. Wir brauchen eine klare Regelung, an die sich alle Schweinproduzenten in Europa halten müssen - und zwar ohne zusätzliche Auflagen - made in Germany!“.

Uwe Feiler forderte, die Gesetze aus Brüssel eins zu eins umzusetzen. Und der gesamteuropäische politische Wille muss da sein, Landwirtschaft und Ernährung zu fördern, so Feiler.

Bauernpräsident Wendorff geht noch einen Schritt weiter und regt an, darüber nachzudenken, innovative Tierhaltungsformen und Klimaschutzmaßnahmen nach Europa zu exportieren, ähnlich wie es bei deutschen Autos der Fall ist. „Das ist eine Herausforderung, aber es ist auch eine Chance für die Zukunft.“

These 6: Bio und Vegan sind wichtige Trends

Die Teilnehmer waren sich einig, dass Veggie und Bio weiterhin eine Rolle spielen müssen. Sebastian Kühn erläuterte, dass das Unternehmen alle Chancen, die der Markt und die Verbraucher bieten, auslotet und nutzt. Eberswalder ist der einzige von Naturland zertifizierte Betrieb der Zur Mühlen Gruppe. Die Suche nach potenten Naturland-Bauern mit Schweinehaltung gestaltet sich allerdings schwierig. Im Bereich der vegetarischen Wurst sieht er einen stabilen, aber nur moderat wachsenden Markt. Auch hier gewinnt der Betrieb neue Handelspartner hinzu.

Der in den letzten Jahren stark gewachsene Markt für vegetarische Produkte stagniere derzeit, erläuterte Ronny Grohe. Auch für Penny sei das Thema Bio sehr wichtig. „Wir sehen bei Penny ein starkes Wachstum, in allen Warengruppen.“

These 7: Niemand soll sich beim Fleischkonsum einmischen.

Die Teilnehmer waren sich einig, dass die demographische Entwicklung zukünftig den Fleischkonsum der Bevölkerung beeinflussen wird.

Jeder Bürger solle selbst entscheiden können, wie viel Fleisch er esse, so Uwe Feiler. Natürlich gelte auch hier: „Die Dosis macht's. Im Übermaß ist nichts gesund. Aber Slogans wie ‚Esst weniger Fleisch‘, die grundsätzlich vom Fleischkonsum abraten, halte ich für den falschen Weg.“ Den Fleischkonsum mit tagespolitischen Ereignissen zu verknüpfen, hält Feiler für grundsätzlich falsch. „Ob ein Konsument Fleisch isst oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.“

„Ich schreibe niemandem vor, was er isst“, sagt Prof. Peter Feindt. Anstelle einer Verzichtsdebatte möchte er über verantwortungsvollen Konsum sprechen . „Wie kann ich mit meinem Einkauf eine nachhaltige Landwirtschaft und Tierhaltung unterstützen? Der gesellschaftliche Mehrwert muss Teil des Geschäftsmodells sein. Der ökologische Landbau mache das zum Teil vor. Die Aufgabe der Politik sieht er darin, die Landwirtschaft dabei voranzubringen, die gesellschaftliche Wertschöpfung zu erhöhen. Das erfordere ein breites Know-how und eine Orientierung auf soziale und technische Innovation, und eine .

„Die junge Generation hat oft keinen Bezug mehr zum Thema Fleisch und am wenigsten zum Thema Schweinefleisch. Das macht es für den Handel schwieriger", sagt Ronny Grohe zum Thema „Fleischkonsum der Zukunft“.

Die demographische Entwicklung betrifft auch die Landwirtschaft stark, so Stephen Costello. Es gibt kaum junge Landwirte, die in die Schweinehaltung einsteigen wollen. Junge Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden, sind rar.

8. These: 5xD ist ein wichtiges Zukunftsthema

Die Teilnehmer plädierten für einen verstärkten Einsatz von 5xD. Das heißt, das Fleisch muss von Schweinen stammen, die in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet und geschlachtet wurden. Außerdem müssen die Zerlegung und die Verarbeitung des Fleisches in Deutschland erfolgt sein.

„5xD ist für den Handel, die Rewe Group und ebenso die tierhaltenden Landwirte ein sehr wichtiges Thema", so die Einschätzung von Ronny Grohe. Doch viele Sauenhalter geben auf, weil die Anforderungen einfach zu hoch sind. „Wir müssen etwas für die Sauenhalter in Deutschland tun. Wir brauchen die Ferkel hier.

Vor zehn Jahren, so Bauernpräsident Wendorff, hätte sich aufgrund der Gesetzgebung aus Brüssel niemand getraut, ein Produkt mit 5xD zu kennzeichnen. Heute sei das der richtige Weg. „Natürlich gibt es noch viel zu verbessern, Regionalität ist auch ein Stück Heimat. Warum nicht die Brandenburger Fahne daneben auf dem Etikett abbilden?“ Die Herausforderung sei aber, die Regeln so zu gestalten, dass wir nicht in Bürokratie ersticken, so Wendorff.

Fazit: Die Teilnehmer denken ähnlich

Ronny Grohe zieht das Fazit, dass alle Teilnehmer des Runden Tisches eine ähnliche Sicht der Dinge haben. Rewe und Penny werden die regionalen Ketten weiter stärken und ausbauen. Denn der Kölner Konzern ist überzeugt, dass dies der richtige Weg in die Zukunft ist.

Für Stephen Costello ist es eine positive Entwicklung, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Wichtig für die Zielerreichung sei auch eine noch engere Zusammenarbeit der Partner in der Wertschöpfungskette.

Dirk Artmann schloss mit einer Kampfansage: „Wir sollten mutig sein und innovative Ideen wagen. „Es gibt viele Verbraucher in Deutschland, die wir mit dem richtigen Produkt erreichen können. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe und kein Kampf zwischen Handel, Verarbeitern und Landwirtschaft.“

Sebastian Kühn: Es wird darum gehen, starke Markenprodukte und ihre Bedeutung bei größeren Verbrauchergruppen weiter zu stärken. Die Marke Eberswalder hat in den östlichen Bundesländern einen sehr positiv emotionalen Vertrauenskern. Das wollen wir mit einer attraktiven Produktpalette und dem Versprechen zu unserer Herkunft festigen. Regionalität bedeutet damit auch Identität.“

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