Roundtable Wunsch und Wirklichkeit

Wie kann eine regionale Fleischversorgung sichergestellt werden? Wie dies funktionieren kann, wurde beim Round-Table der LP am Beispiel der Metropolregion Berlin-Brandenburg diskutiert.

Montag, 07. August 2023 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Wunsch und Wirklichkeit
Während des Round Table wurde im Berliner LP-Büro eifrig diskutiert.

Alle reden von Lebensmitteln aus der Region. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft oftmals eine Lücke. Fänden alle Prozesse vom Anbau bis zum Verkauf in einer Region statt, würden nicht nur lange Transportwege und damit CO2 eingespart, sondern auch die gesamte Wertschöpfung vor Ort bleiben - zum Beispiel Arbeitsplätze. Darüber hinaus könnten solche regionalen Strukturen die Resilienz bzw. die Unabhängigkeit von intransparenten Wirtschaftskonstrukten stärken. Dazu müssen jedoch zunächst alle Akteure einer Wertschöpfungskette an einen Tisch gebracht werden, was mit dem Round Table „Regionale Wertschöpfungsketten für Fleisch und Wurst - Spannungsfeld zwischen Handel, Fleischwirtschaft und Politik am Beispiel der Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg“ der Lebensmittel Praxis gelungen ist.

Fakt ist, dass die Situation in der Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg in vielerlei Hinsicht nicht mit anderen, vor allem westdeutschen Bundesländern, vergleichbar ist. Der Praxisdialog soll daher auch als Diskussionsgrundlage für andere Regionen in Deutschland dienen.

These 1: Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg: Regionales Fleisch hat eine schlechte Ausgangsposition

Nach Angaben von pro agro - Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e.V. - könnte sich die Region Berlin-Brandenburg theoretisch zu 45 Prozent mit Rindfleisch und zu 53 Prozent mit Schweinefleisch aus der Region versorgen. Der aktuelle Bestand an Mastschweinebetrieben und der Selbstversorgungsgrad der Hauptstadtregion mit Schweinefleisch sind gering, ca. 75 Prozent der Brandenburger Ferkel werden in andere Bundesländer und ins Ausland exportiert. (Quelle: DBV: Situationsbericht: Trends und Fakten zur Landwirtschaft) Der Landesbauernverband Brandenburg schätzt, dass zur Deckung des Schweinefleischbedarfs in der Hauptstadtregion statt einer Million etwa dreimal so viele Schweine in Brandenburg gehalten werden müssten. Seit 1990 ist die Zahl der Schlachtbetriebe und der fleischverarbeitenden Betriebe in Brandenburg massiv zurückgegangen. Derzeit gibt es im Land nur noch einen voll zertifizierten Schlachtbetrieb für Schweine. Es gibt auch nur einen größeren Verarbeitungsbetrieb in Brandenburg, der Handelsstrukturen in größeren Mengen beliefert.

These 2: Es gibt einzelne Leuchttürme. Die Nachfrage nach regionalen Produkten ist da und wird bleiben.

Regionale Produkte werden in der Region Berlin/Brandenburg von fast allen Einzelhändlern angeboten. Laut einer repräsentativen Rewe-Umfrage aus dem Jahr 2021 ist rund 70 Prozent der befragten Verbraucher die Verfügbarkeit regionaler Produkte im Supermarkt wichtig oder sehr wichtig. Sebastian Kühn, Geschäftsführer der Eberswalder Gruppe, ist einer dieser Leuchttürme: Sein regionales Schweinefleisch aus dem Projekt „100 Prozent Regional“ ist erfolgreich in den Rewe-Märkten der Hauptstadtregion vertreten und wird dort exklusiv nur an der Bedientheke angeboten. Das Projekt ist eine Kombination aus Tierwohl und Regionalität. „Die Zusammenarbeit mit der Rewe Ost ist sehr erfolgreich und geht auf jeden Fall bis 2025.“ Inzwischen werden aus dem Programm auch Bratwürste und Wiener und Fleisch im SB-Bereich in den Rewe-Märkten platziert.

Markus vom Stein, Rewe Manager aus der Kölner Zentrale, berichtete, dass die Rewe trotz der gesellschaftlichen Veränderungen an seinem regionalen Ansatz festhält. Bei Rewe werden bundesweit 42 regionale Markenfleischprogramme angeboten. Das erste Projekt wurde 2015 in Bayern mit geprüfter Markenqualität aus Bayern durchgeführt. „Wir müssen immer nach Differenzierungsmöglichkeiten gegenüber unseren Mitbewerbern suchen. Das ist vor allem die Bedienungstheke.“ Von den 3.500 Rewe-Märkten in Deutschland haben 80 Prozent eine Bedientheke. Der Rewe-Handelskonzern forciert laut Markus vom Stein seine Markenfleischprogramme. „Wichtig ist für uns heute: Bis zum Landwirt zu kommen und durchzudringen, das ist unser Ziel. Wir wollen die Transparenz, die auch der Kunde fordert. Er will wissen, wo die Ware herkommt.“

Staatssekretär a.D. Uwe Feiler sieht den Einzelhandel als ein wichtiges Glied der Kette. „Ich freue mich hier am Runden Tisch über die Beteiligung von Rewe-Ost, aber die anderen Handelsunternehmen müssen mitziehen. Aber ich habe noch nicht die richtige Idee für die Lösung dieses Problems. Aber das ist der Grund, warum wir hier am Runden Tisch sitzen.“

Landwirt Stephen Costello sieht in der Regionalität vor allem Chancen. Regional funktioniert nur, wenn alle Beteiligten der Wertschöpfungskette an einem Strang ziehen“, lässt der Landwirt keinen Zweifel daran, dass die Produktion und Vermarktung von Vermarktung von Schweinefleisch ein Projekt für Teamplayer ist.

Silvia Bender, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMEL), ist davon überzeugt, dass trotz der Krisen die Nachfrage nach Qualitätsprodukten wieder steigen wird. „Nachhaltige Ernährung ist für viele Verbraucher zunehmend wichtig und erstrebenswert“.

These 3: Die regionale Wertschöpfungskette hat vor allem im Bereich Fleisch nicht funktioniert

Sebastian Kühn stellt fest, dass er trotz Listung bei Rewe Ost an den Bedientheken bei der Entwicklung regionaler Lieferketten nicht wirklich weitergekommen ist. „Es ist daher an der Zeit, darüber nachzudenken, ob der eingeschlagene Weg der Richtige ist. Oder müssen wir umdenken? Deshalb müssen wir darüber reden, ob es Mittel und Wege gibt, uns medial und politisch weiterzuentwickeln. Bisher war mit der Rewe Ost nur ein Händler bereit, das Thema aufzugreifen und zu investieren. „Im Moment sind wir in einer schwierigen Situation. Wir wissen nicht, ob der Kunde bereit ist, dafür zu bezahlen. Deshalb ist es auch risikobehaftet.“

Ein weiteres Problem: Angesichts steigender Preise griffen die Verbraucher in den Supermärkten verstärkt zu den preiswerteren Eigenmarken, sagte der Geschäftsführer der Eberswalder Fleisch- und Wurstwaren, Sebastian Kühn. Er befürchtet, dass mehr als die Hälfte der regionalen Unternehmen die nächsten zwei Jahre nicht überleben werden. „Dann brechen die Strukturen der regionalen Lebensmittelproduktion in den neuen Bundesländern zusammen, die wir in 30 Jahren aufgebaut haben“, warnte Kühn. „Wir müssen dafür sorgen, dass der Handel nicht an unseren Produkten vorbeikommt, weil der Verbraucher sie nachfragt.“

„Wir Schlachter werden oft vergessen“, resümiert Klaus Voigt vom Schlachthof Perleberg. Ein Schlachthof im Bundesland Brandenburg - das ist laut Voigt sehr wenig. „Es wurde schon immer darüber diskutiert, dass Tiere nicht über Hunderte von Kilometern zur Schlachtstätte transportiert werden sollten.“ In Brandenburg mangelt es nach den Worten von Voigt auch an Verarbeitern. „Wir haben so gut wie keine großen Wursthersteller in unserem Bundesland Brandenburg, die sind fast alle in den alten Bundesländern angesiedelt. Wenn ein Glied in Wertschöpfungskette Regionalität ausfällt, kann das Ganze nicht mehr funktionieren. “

Das größte Problem sieht Stephen Costello, darin, dass landwirtschaftliche Betriebe, die einmal aus der Veredlung ausgestiegen sind, in der Regel nicht zurückkommen. Deshalb bedürfe es Lösungen, mit denen Landwirte realistische Perspektiven aufgezeigt würden. Nur so könnten sie den Weg hin zu höheren Tierwohlstandards mitgehen.

Der ehemalige Staatssekretär Uwe Feiler berichtet, dass er sich in der Zeit der Corona-Pandemie auch mit der Situation der Schlachthöfe beschäftigt hat. In den alten Bundesländern besteht eine hohe Schlachthofkonzentration. „Mehr Tierwohl und mehr Schlachtkapazitäten könnten wir in Berlin-Brandenburg gut gebrauchen. Die Möglichkeit des Ausbaus der Schlachtkapazitäten in Brandenburg sollte geprüft werden.“

Staatssekretärin Silvia Bender will auch die Zwischenstufen der Wertschöpfungskette stärker in den Blick nehmen. „Wir werden prüfen, wie die regional-handwerklichen Zwischenglieder der Wertschöpfungskette weiter stabilisiert werden können. Die Fleischbranche steht vor dem Hintergrund der sich ändernden Konsummuster und der notwendigen Transformation der Agrar- und Ernährungswirtschaft vor enormen Herausforderungen. Das betrifft auch die regionalen und handwerklichen Verarbeitungsstrukturen.“

These 4: Das Tempo der Politik wird von den Akteuren als zu langsam empfunden.

Rewe-Manager Marcus vom Stein stellt fest, dass viele Landwirte jetzt vor einem Generationswechsel stehen und die Erben wissen wollen, in welches Stallsystem sie investieren sollen. „Leider haben wir hier in Deutschland zum Beispiel bei den Haltungsformen und den Kriterien viele Prozesse, die sehr lange dauern.“ Die Landwirte brauchen langfristige Planungssicherheit.

Vor allem die Zwischenstufen der Wertschöpfung, wie Schlachthof und Hersteller, würden derzeit von der Politik vernachlässigt, so Sebastian Kühn. „Wir als Hersteller von Fleisch- und Wurstwaren haben das Gefühl, dass wir in der politisch gewollten Transformation der Branche völlig auf uns allein gestellt sind. Hier brauchen wir politische und mediale Unterstützung. Wir können das nicht allein lösen.“

Sebastian Kühn ist der Meinung, dass die derzeitige Situation für die Hersteller wirklich katastrophal ist. Es müssen Wege aus dieser Situation gefunden werden. Es ist wichtig, vor der eigenen Haustür zu schauen. „Wir brauchen Multiplikatoren, die die reale Situation weitergeben. Wir brauchen jemanden, der vorangeht.“ Der Wille und das Verständnis sind da, aber es mangelt an der Unterstützung für die konsequente Umsetzung.

Die Verantwortlichen der Eberswalder Gruppe bieten seit langem proaktiv an, dass sie immer bereit sind, über neue Wege zu sprechen, die in der Hauptstadtregion alle gemeinsam weiterbringen. „Das brauchen wir - sonst sind wir zum Scheitern verurteilt. Es wird immer jemanden geben, der in Deutschland oder Europa noch billiger produziert und nach Berlin liefert. Wir sind bereit - aber wir brauchen eine gemeinsame Strategie aller Beteiligten.“

Landwirt Stephen Costello berichtet, dass die Genehmigungsverfahren für Stallumbauten langwierig und schwer zu bekommen sind. „Es gibt so viel Potenzial in der Region - wir verschwenden hier so viele Ressourcen.“

Nach Einschätzung von Klaus Voigt tragen zur Zeit die regionalen Programme nur einen kleinen Teil bei der Wertschöpfungskette Schweinefleischvermarktung bei. Dies muss politisch unterstützt werden, wenn es in die andere Richtung gehen soll. Voigt wünscht sich auch mehr Unterstützung für die Schlachtbetriebe. „Wir haben explosionsartige Energie- und Personalkostensteigerungen, die fressen alle Gewinne wieder auf.“

Um noch mehr Tierwohl zu erreichen, müssen laut Markus vom Stein die politischen Rahmenbedingungen geändert werden. Änderungen im Baurecht sind notwendig und die Landwirte müssen von den Kosten für Stallumbauten entlastet werden. Dazu gibt es viele gute Vorschläge.

Uwe Feiler, Staatssekretär a.D., forderte Planungssicherheit für Landwirte, die jetzt ihre Betriebe abgeben oder auf höherwertige Tierhaltungsformen umstellen wollen. „In diesem Bereich gibt es noch viele rechtliche Unklarheiten. Es gibt keine Planungssicherheit. Wenn sich das nicht ändert, wird der Produzent nicht investieren. Und es wird sich niemand finden, der diesen schönen Beruf des Landwirts weiterführt oder weiterführen will“.

These 5: Berlin/Brandenburg könnte ein Modell für eine resiliente Kette sein

Am Ende sind es auch die Verbraucher, die die regionale Wertschöpfung am Laufen halten“, so Kommunikationsberater Dirk Artmann. Brandenburg hat alles, um viele Lebensmittel in der Region zu produzieren. Diese Ressourcen müssen jedoch besser gelenkt und genutzt werden. „Wir müssen wieder Vertrauen in die Ernährungswirtschaft herstellen. Wir brauchen massive Wissens-Kommunikation, zusätzliche Standards und Systeme, die nachvollziehbar sind.“ Hier am Round Table gibt es Protagonisten, die zeigen: Es geht auch anders. Sie investieren hier in regionale Kreisläufe, um ein Beispiel zu geben.

Sebastian Kühn: „Wer regional einkaufen will, braucht auch ein regionales Angebot. Und umgekehrt: Landwirtschaft und Lebensmittelhandwerk brauchen Abnehmer für ihre regional erzeugten Lebensmittel.“ Um die Nahversorgung zu stärken und Stadt und Land wieder zusammenzubringen, müssen alle Akteure zusammenwirken. Kühn ist überzeugt, dass die Land- und Ernährungswirtschaft in der Hauptstadtregion viel für den Klima-, Tier- und Umweltschutz tun kann. Auch die Politik müsse mitziehen und den Umbau fördern, wie sie es bei Energie und Mobilität getan habe, forderte Kühn.

Ein wichtiger Hebel sei eine bessere Vernetzung der Akteure, so Stephen Costello. Lokale Politik, Produzenten, Handel, Konsumenten sowie verarbeitendes Gewerbe sollten in engem Austausch stehen. Derzeit fehlt es an Plattformen und Organisationsstrukturen, die den Beteiligten ermöglichen, gemeinsame Strategien zu entwickeln.

Uwe Feiler betonte, dass auch die Politik ihren Beitrag zur Verbesserung der Nahversorgung leisten müsse. Kommunen könnten mehr regionale und saisonale Erzeugnisse in ihren Kantinen einsetzen. Vielfältige und innovativen Unternehmen und Initiativen sollten unterstützt und gefördert werden, für „ein System, das wieder Verbindung schafft, vom Landwirt bis zum Teller.“

Brandenburg könne mehr Tierhaltung gebrauchen, räumt Silvia Bender ein. Erstes Ziel sei es daher, die bestehenden Betriebe zu erhalten, so Bender. Regionale Wertschöpfung und regionale Wertschöpfungsketten seien hierfür wichtige Ansätze. In der Europäischen Union gibt es mit Artikel 210a der Gemeinsamen Marktordnung eine Vorschrift, die Absprachen, die auf einen höheren Nachhaltigkeitsstandard abzielen, unter bestimmten Voraussetzungen von kartellrechtlichen Vorgaben freistellt: „Dies ist ein guter Ansatz, der hilfreich sein kann, um bestimmte regionale Wertschöpfungsketten vom Landwirt bis zum Handel auf eine andere Weise zu strukturieren und zu verankern“, sagt Bender.

These 6: Das Borchert-Konzept muss zügig umgesetzt werden

Uwe Feiler sind die 1 Milliarde Euro deutlich zu wenig, die Bundesagrarminister Cem Özdemir für den Umbau der Tierhaltung in den kommenden vier Jahren bereitstellen will. „Der Umbau kann so nicht gelingen.“ Die Borchert-Kommission hat vorgeschlagen, 4 Milliarden Euro pro Jahr bereitzustellen. Der ehemalige Staatssekretär stellte dabei heraus, dass für die Klimaschutzziele nicht die gesamte Landwirtschaft zerstört werden dürfe. Und was ist, wenn die Lebensmittel aus dem Ausland importiert werden müssen? Dann sei der CO2-Fußabdruck noch größer, so Feiler. Die Region Brandenburg zeichnet sich durch eine hohe Lebensmittelqualität aus. Umso wichtiger ist es, dass alle Schweine in der Region vermarktet werden. Feller befürchtet, dass die Produktion nicht mehr hier in Deutschland stattfindet, sondern in andere europäische Länder abwandert, wenn es so weitergeht. Es gibt Regionen in Deutschland, in denen weniger Tierhaltung akzeptabel ist. Dies ist in Brandenburg nicht der Fall. Hier wird noch Bedarf gesehen. „Es ist klar, dass wir alle etwas für den Klimaschutz und unsere Klimaziele tun müssen. Aber bitte mit weniger Verboten.“

These 7: Wir sind mitten in der Transformation

Marcus vom Stein wies darauf hin, dass sich Deutschland mitten in einem Transformationsprozess befinde. In der Vergangenheit wurden 1,1 Millionen Schweine pro Woche geschlachtet. Jetzt kommen 600.000 Schweine pro Woche an den Haken. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Fleischkonsum ist rückläufig. Auch Schlachthöfe stehen deshalb vor der Schließung. In dieser Situation ist es für die Rewe wichtig, die gesamte Wertschöpfungskette zu erhalten. Der Handelskonzern mit Sitz in Köln wird in Bayern komplett auf Haltungsform 3 umstellen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens Ende 2030 ausschließlich Haltungsformstufe 3 und 4 im gesamten Eigenmarken-Frischfleischsortiment bei Schwein, Rind und Geflügel zu vermarkten.

Sebastian Kühn spricht von einer großen Hauptstadtregion. Das Interesse an Lösungen sollte daher bei allen, die hier am Tisch sitzen, groß sein. Die Lösung kann nur sein, dass bis jetzt verbliebene Schlachthöfe in den neuen Bundesländern wie Tönnies in Weißenfels oder Vion in Perleberg erhalten bleiben. In den Medien ist das Thema Ernährung in der Regel weniger präsent. Das ist auch ein Problem für die Lebensmittelindustrie. Sie schafft es nicht, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen und die Menschen zu sensibilisieren. „Uns wäre mehr geholfen, wenn es uns endlich gelänge, den Verbrauchern noch stärker zu vermitteln, dass wir rund um Berlin in der Lage sind, die Güter des täglichen Bedarfs zu produzieren.“ Die Verbraucher müssen auch verstehen, dass sie mit dem Kauf dieser Produkte auch ihre eigene Region unterstützen und damit Arbeitsplätze in der Region erhalten. Vion und Eberswalder sichern mehr als 1.000 Arbeitsplätze in der Region. „Wir müssen aufpassen, dass wir das Wenige, das wir haben, nicht wieder ganz auf den Nullpunkt zurückbringen.“ Wenn es hier nichts mehr gibt, wird die Hauptstadtregion nicht mehr in der Lage sein, sich selbst zu versorgen. „Wir sind bereit, uns zu verändern. Wir müssen nur in der Lage sein, gemeinsam mit den Landwirten und dem Handel den Mehrpreis für das regionale Produkt beim Verbraucher durchzusetzen.“

Fazit: In einem Jahr wird eine Zwischenbilanz gezogen

Für Stephen Costello ist die Tatsache, dass sich alle Beteiligten in die gleiche Richtung bewegen, eine positive Entwicklung. Wichtig für die Zielerreichung ist auch eine noch engere Zusammenarbeit der Partner in der Wertschöpfungskette. Es ist auch seine Hoffnung, dass sich alle im nächsten Jahr wieder hier treffen werden, um zu sehen, was aus dem Projekt geworden ist.

Das Fazit Marcus vom Steins ist, dass alle, die sich am Runden Tisch versammelt haben, eine ähnliche Sicht der Dinge haben. Die Rewe wird die regionalen Ketten weiter stärken und ausbauen. Denn der Kölner Konzern ist überzeugt, dass dies der richtige Weg in die Zukunft ist.

Kommunikationsberater Dirk Artmann schloss mit der Frage: Können wir über die Zukunft regionaler Fleischketten reden? „Ich denke ja. Die Forderung zum Wiederaufbau und Stärkung der Zwischenstufen der Kette in den neuen Bundesländern wurde heute von den politischen Vertretern unterstützt. Das ist ein großartiges Signal für den Aufbau neuer Strukturen. Lassen Sie uns endlich aktiv werden.“

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Zum LP-Round-Table trafen sich (v. l.) Andrea Kurtz (LP), Markus vom Stein (Rewe), Uwe Feiler (CDU/CSU), Sebastian Kühn (Eberswalder) Stephen Costello, Klaus Voigt (Vion), Silvia Bender (Bündnis 90/Die Grünen), Jens Hertling (LP) und Dirk Artmann
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Silvia Bender (Bündnis 90/Die Grünen), Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMEL)
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Uwe Feiler (CDU/CSU), parlamentarischer Staatssekretär a.D.
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Markus vom Stein, Rewe Manager aus der Kölner Zentrale
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Dirk Artmann, Kommunikationsberater
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Sebastian Kühn, Geschäftsführer der Eberswalder Gruppe
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Klaus Voigt, Vion Schlachthof in Perleberg
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Stephen Costello, Landwirt

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