Der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) und der Bundesverband Deutscher Wurst- und Schinkenhersteller (BVWS) haben auf ihrer gemeinsamen Jahrestagung in Hamburg den Rückgang der Tierbestände in Deutschland in den Fokus genommen. Die Fleischwirtschaft sehe sich deshalb mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert, hieß es. Gleichzeitig nähmen die Belastungen durch Energiekrise sowie hohe Preise und Löhne auf allen Stufen der Vermarktungskette zu, so der VDF und der BVWS.
Auch die Agrarpolitik der Bundesregierung wird von den Verbänden für den Rückgang der Zahl der Schweine verantwortlich gemacht. Weitere Gründe sind die inflationsbedingte Nachfrageschwäche und der durch die ASP ausgelöste Exportstopp.
Auf der Abschlusspressekonferenz der VDF-Verbandstagung forderte deshalb der Vorstandsvorsitzende Martin Müller die Bundesregierung auf, Gesetze zur Tierhaltung zu verabschieden, die das Tierwohl tatsächlich fördern und nicht das Gegenteil bewirken. Viel zu gering seien die Fördersummen, mit denen der Umbau in den nächsten Jahren unterstützt werden soll. Müller kritisierte in der Pressekonferenz die Politik der Bundesregierung, die mit ihrer unzureichenden Förderpolitik die Lebensmittelproduktion in Deutschland und eine Branche mit mehr als 150.000 Arbeitsplätzen gefährde. Die Regierung setze falsche Prioritäten und riskiere die Versorgung mit heimischem Fleisch, so Martin Müller. Kritik an der Ernährungsstrategie der Bundesregierung übte ebenfalls Müllers Vorstandskollege Dr. Gereon Schulze Althoff (Tönnies): „Eine von der Bundesregierung verfolgte Ernährungsstrategie müsste sich auf Empfehlungen beschränken und dürfte nicht den Anspruch haben, das Essverhalten der Bevölkerung mit staatlichen Maßnahmen zu lenken.“
Hubert Kelliger (Westfleisch) machte deutlich, wie wichtig der Export für die vollständige Verwertung der Schlachttiere ist. „In Deutschland wird kein Tier nur für den Export gehalten“, sagte er. Laut Kelliger ist das Interesse Chinas an einem Abkommen mit Deutschland wieder gestiegen. Dieser Rückenwind könnte von der Regierung bei der nächsten Sitzung genutzt werden.