Arbeitskräftemangel Blutwurst als Genussfaktor

GS Schmitz in Köln hat eine ungewöhnliche Antwort auf den Mangel an Arbeitskräften: So wurden drei Auszubildende für eine Fleischerlehre in Indien angeworben. Weitere Azubis sollen folgen.

Freitag, 16. Juni 2023 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Blutwurst als Genussfaktor
Bildquelle: YAVUZARSLAN.COM

Die Zeiten sind im Wandel – auch in Köln: Mit der Unternehmerin Astrid Schmitz steht seit dem vergangenen Jahr erstmals eine Frau an der Spitze der Fleischer-Innung Köln, der 27 Innungsbetriebe angehören.

Und Astrid Schmitz hat viel vor. „Jetzt ist es an der Zeit, das Handwerk zu unterstützen“, sagt Schmitz. „Wir müssen auch wieder einen gewissen Stolz auf unser Handwerk haben. Wir sorgen dafür, dass die Verbraucher gute und sichere Lebensmittel erhalten.“ Das sei in diesen Zeiten viel wert, sagt Schmitz. Die geschäftsführende Gesellschafterin des traditionsreichen Familienunternehmens GS Schmitz hat sich bereits in der Vergangenheit für die Belange des Fleischerhandwerks eingesetzt.

Der akute Fachkräftemangel in der Innung, aber auch in ihrem Unternehmen ist eines der ersten Probleme, die sie angehen will. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel geht die Fleischer-Innung Köln mit ihrer neuen Obermeisterin Astrid Schmitz deshalb ganz neue Wege. „Demnächst sollen indische Auszubildende als Fleischer oder Fleischereifachverkäufer in Köln starten“, sagt Schmitz. Sie fügt hinzu: „Wir haben hier einen akuten Handlungsbedarf. Ein Beispiel aus Baden-Württemberg hat uns inspiriert.“
Der Landkreis Lörrach hatte über eine indische Personalvermittlung Azubis gesucht. 13 junge Menschen wurden gefunden. Seitdem haben die Metzgereien im Landkreis Lörrach ein Stück weit mehr Auswahl. Und so soll es in naher Zukunft nach dem Bestreben von Astrid Schmitz auch in Köln funktionieren. Vorreiter ist ihr Unternehmen. Astrid Schmitz: „Wir haben eine Kooperation mit einem Unternehmen in Indien, das dort Personal rekrutiert.“ Die ersten drei Azubis haben bei GS Schmitz im Mai angefangen. Weitere Azubis aus Indien werden folgen.

Die Historie: 1911 gründete Peter Schmitz sen. die gleichnamige Landmetzgerei in Heinsberg-Straeten, die heute in der dritten Generation als Familienbetrieb geführt wird. Gemeinsam mit ihrem Schwager Andree Schulz aus Köln leitet die geschäftsführende Gesellschafterin Astrid Schmitz die Geschicke des Unternehmens. Im Laufe der Jahre hat sich aus der beschaulichen Metzgerei auf dem Lande ein beachtliches Unternehmen entwickelt. Rund 200 Mitarbeiter sind heute hier beschäftigt. „Heute produzieren wir in allen Produktgruppen mit 220 Artikeln und liefern in sämtliche Vertriebskanäle – vom Discount über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) bis hin zur Gastronomie.“

Flönz ist das Aushängeschild für Köln
Regionale Wurstspezialitäten liegen Astrid Schmitz besonders am Herzen. Als Anbieter von Spezialitäten wie Rheinländer Blut- und Leberwurst mit g.g.A.-Schutz setzt GS Schmitz auf die Markenpräsenz im Heimatmarkt Rheinland. Warum ausgerechnet die „einfache Blutwurst“, wie die Flönz offiziell genannt wird? „Ich sehe die Flönz als Aushängeschild der Stadt Köln und unseres Handwerks. Die Blutwurstproduktion ist eine Nische, die wir für uns entdeckt haben.“ Nischen seien meist stabil, so Schmitz. Sie ergänzt: „Wir wollen und müssen den Genussfaktor hervorheben. Denn das Wort Blut ist bei vielen Kunden negativ behaftet.“

Um das Produkt bekannt zu machen, gibt es den sogenannten Flönz-Butler; er soll die kölsche Spezialität bundesweit auf Veranstaltungen servieren. Im LEH wiederum will Schmitz das Traditionsgericht „Himmel un Äd“ – gebratene Blutwurst mit Kartoffeln und Zwiebeln – wieder von einem Koch zubereiten lassen.

Ein wesentlicher Aspekt, der das noch stärker in den Fokus rücken soll, ist die Nachhaltigkeit – entlang der gesamten Wertschöpfungskette. „Wir wollen beweisen: Es geht auch anders“, sagt Astrid Schmitz. Deshalb wurde 2016 das Familienschweinkonzept „Verantwortung fürs Tier“ eingeführt. Das Programm ist auf der Haltungsstufe 3 aufgebaut. „Wir haben alle, die von der Aufzucht der Tiere bis zum fertigen Produkt verantwortlich sind, an einen Tisch geholt, intensiv und verantwortungsbewusst darüber nachgedacht, was den Tieren guttut. Unser Ziel war und ist es, von naturnah aufgezogenen Schweinen sprechen zu können, weil wir tiergerecht wirtschaften.“ Das betrifft die Aufzucht, die beim Bauern aufgezogen und bei Brand Qualitätsfleisch im niedersächsischen Lohne geschlachtet werden. Mittlerweile stammen weit über die Hälfte der Schweine von derzeit sechs Partnerbauern.

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