Eberswalder Nicht ohne Blessuren

Sebastian Kühn (Foto), Geschäftsführer der Eberswalder Gruppe, äußert sich im Interview über die Grüne Woche und über die regionale Kreislaufwirtschaft.

Dienstag, 21. Februar 2023 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Nicht ohne Blessuren
Bildquelle: Jens Hertling

Was für ein Gefühl ist es, wieder auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) zu sein?
Sebastian Kühn: Eine aufwühlende Zeit. Unser Gefühl ist: Es gibt kein „Zurück in die Zukunft“, dafür sind zu viele Rahmenbedingungen seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 verändert.

Warum haben Sie teilgenommen?
Ganz ehrlich gesagt nur aus Tradition und regionalem Zusammenhalt. Für unser Kerngeschäft hat die IGW wenig Bedeutung.
Sie sind einer der Vorreiter in der regionalen Kreislaufwirtschaft in Berlin-Brandenburg. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Weil ich als Unternehmer Verantwortung dafür trage, eine zukunftsfähige Ausrichtung der Eberswalder Gruppe zu erreichen. Und Regionalität ist Trumpf, wenn Nachhaltigkeitsziele erreicht werden sollen.

Wie hat sich das Unternehmen Eberswalder Gruppe entwickelt?
Wir sind mit unserer Marken- und Marktperformance eigentlich sehr zufrieden, bei stabilen Umsätzen. Aber die Kostensituation drückt enorm. Wenn jetzt der Absatz zurückgehen sollte, wird für Zukunftsinvestitionen in Klimaneutralität und Automatisierung kein Cent mehr übrig sein.

Wie entwickelt sich „100 Prozent Regional“?
Leider nicht unabhängig von der allgemeinen Krisenlage. Die Krisenkommunikation der Politik führt zu extremer Verunsicherung bei den Bürgern. Das lässt den Einkauf von Billigprodukten wachsen. Wir behaupten uns, aber nicht ohne Blessuren.

2021 erfolgte der Start für 100 Prozent Rindfleisch. Wie lautet hier Ihr erstes Resümee?
Überall wird gespart. Nach einem zwölfmonatigen Testlauf haben wir jetzt im LEH eine Pause eingelegt. Kleine Erfolge haben wir mit „100 Prozent Regional“ im Bereich Gemeinschaftsverpflegung.

Wie denken Sie über die Entstehung neuer Schlachthofstrukturen?
Das Thema ist nach den Entwicklungen in der schweinehaltenden Landwirtschaft doch durch. Weniger Schweine in der Mast bedeutet zu hohe Kapazitäten. Da erscheint mir für neue Initiativen kein Spielraum. Von Cem Özdemir hatte ich mir mehr positive Dynamik in Richtung Regionalität und Nachhaltigkeit erhofft.

Wie bewältigen Sie die aktuelle Krise?
Mit Mut und Zuversicht. Sollte sich die Kostenexplosion in den Bereichen Strom, Rohstoffe und Personal verschärfen, wird sich die Krise erst zeigen. Es geht ums Überleben im Mittelstand der Ernährungswirtschaft.

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

News in Fleisch, Wurst & Geflügel