Schweinefleisch Aus Fehlern lernen

Steffen Reiter macht auf die angespannte Lage der Erzeuger und Produzenten bei Schweinen aufmerksam und warnt vor möglichen Versorgungsengpässen.

Freitag, 09. Dezember 2022 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Aus Fehlern lernen
Bildquelle: German Meat

In einem Aufruf an die Öffentlichkeit warnt der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) vor Versorgungslücken bei Schweinefleisch. Warum machen der VDF darauf aufmerksam?
Steffen Reiter: Die Verbraucher essen nach wie vor gern Schweinefleisch. Für etwa 90 Prozent – je nach Umfrage – gehört Fleisch zu einer ausgewogenen Ernährung, weil es ihnen schmeckt und wichtige Nährstoffe liefert. Im Durchschnitt hat jeder Bundesbürger im vergangenen Jahr 31 kg verzehrt. Wenn die Politik jetzt nicht schnell reagiert, wird Schweinefleisch hier nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Wir haben einen dramatischen Struktureinbruch in der deutschen Tierhaltung. Hunderte von Landwirten geben die Schweinehaltung auf, und die Ställe bleiben leer. Und dies mit einer Geschwindigkeit, die wir bisher noch nicht so erlebt haben.

Können Sie das mit Zahlen belegen?
In der November-Viehzählung von 2021 hatten wir einen Bestand von 23,6 Millionen Schweinen. Das war bereits der niedrigste Schweinebestand seit 25 Jahren. In der Folgezählung im Mai 2022 waren es nur noch 22,3 Millionen Schweine. Innerhalb von einem halben Jahr ist der Schweinebestand um 5,5 Prozent zurückgegangen. Die aktuellen Daten liegen uns noch nicht vor – ich rechne aber damit, dass sich der Rückgang des Schweinebestands auf etwa 10 Prozent summieren wird. Das sehen wir heute schon in den Schlachtzahlen, die im Vergleich von September 2022 zu September 2021 um 10 Prozent eingebrochen sind.

Nach der Energiekrise droht die Ernährungskrise! Ist das wirklich so konkret?
Ja. In der Corona-Krise hat uns die Regierung als systemrelevante Branche eingestuft, weil man die Sorge hatte, dass hier die Regale leer bleiben könnten. Trotz der Krise haben alle Fleisch produzierenden und verarbeitenden Firmen gezeigt, dass sie die Bevölkerung versorgen können. Die Regierung möchte die Tierhaltung stark reduzieren oder am liebsten abschaffen. Die Ampelkoalition hat sich dies vorgenommen, ohne dass eine Folgenabschätzung gemacht wurde, was dies für die Einkommen, die Arbeitsplätze und in den vor- und nachgelagerten Stufen bedeutet. Wir sind im Moment dabei, den gleichen Fehler wie bei der Energie zu machen und die Versorgungssicherheit bei tierischen Produkten leichtfertig aufzugeben.

Was passiert dann?
Wenn der Abbau der Schweinehaltung nicht zeitnah gestoppt wird, indem für unsere Tierhalter echte und verlässliche Perspektiven sowie die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, wird 2023 die Lücke in der Versorgung mit Schweinefleisch aus deutscher Produktion existent sein.

Zur Person

Steffen Reiter ist Geschäftsführer von German Meat und Sprecher von Fokus Fleisch. Getragen und finanziert wird German Meat vor allem durch die großen deutschen Schlachtkonzerne mit hohen Exportanteilen.

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