Interview mit Ingmar Ingold Wir sind keine Trumpschen Dealmaker - Interview mit Ingmar Ingold: Teil 2

Familienunternehmen haben mehr zu bieten als nur Tradition. Die vermeintlich „Kleinen“ stehen vor den gleichen großen Herausforderungen wie Global Player und bewältigen sie auf ihre Art. Wie, das erklärt Ingmar Ingold von Wiltmann.

Mittwoch, 26. September 2018 - Fleisch
Dieter Druck
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Bildquelle: Carsten Hoppen

Viele dieser Werte nennen Konzerne auch. Was unterscheidet Sie als Familienunternehmen dann?
Wir verfolgen langfristige Ziele und denken nicht in Quartalsabständen. Kurzfristiges Ertragsdenken ist uns fremd. Das Finden einer Balance aus Familien- und Unternehmensinteressen ist ständige Aufgabe. Wir agieren womöglich vorsichtiger, weil es zugleich immer auch um das Familienvermögen geht, aber auch selbstbestimmter, weil wir weniger dem Druck der Kapitalmärkte ausgesetzt sind.

Welches sind für Sie die unternehmerischen Herausforderungen? Ich denke beispielsweise an die fortschreitende Digitalisierung.
Wir begreifen die Digitalisierung als permanenten Prozess. Nehmen Sie nur unsere Einführung des SAP R/3-Systems im Jahre 2000. Seither verfügen wir über ein Informationssystem, mit dem wir alle geschäftsrelevanten Prozesse unseres Unternehmens abbilden und im Zusammenhang betrachten können. Doch darauf ruhen wir uns nicht aus: Die Einführung von S/4 HANA bereiten wir intensiv vor.

Haben Sie als Familienunternehmen heute schlechtere Karten bei der Rekrutierung von Fachkräften?
Das glaube ich nicht, obwohl in unserer Region viele Mittelständler und Global Player wie Bertelsmann, Claas und Miele ebenfalls auf dem Arbeitsmarkt suchen. Dennoch haben in diesem Jahr zehn Jugendliche ihre Ausbildung begonnen, denen wir gute Perspektiven im handwerklichen und kaufmännischen Bereich bieten können.

Gilt das auch für die mittlere und höhere Management-Ebene?
Für Manager ist es reizvoll, innerhalb unserer flachen Hierarchien im wahrsten Sinne des Wortes entscheidend mitzuarbeiten. Und sicherlich schätzen unsere Mitarbeiter die hohe Verlässlichkeit und personelle Kontinuität. Darüber hinaus präsentieren wir uns als sozial orientiertes Unternehmen, das unter anderem flexible Arbeitszeitmodelle für junge und ältere Familien bietet. Der uns verliehene Sozial-Oscar verdeutlicht dieses Engagement. Angesichts des fortschreitenden Fachkräftemangels beschäftigen wir uns aber auch fortlaufend mit Automatisierungspotenzialen in der Produktion.

Sind für Sie die Globalisierung und die daraus hervorgehenden Konzernstrukturen ein Schreckgespenst?
Das mag für manche Bereiche der Lebensmittelwirtschaft zutreffen. Aber die Wurst ist nach wie vor regional und allenfalls national einzustufen. Auch sind wir nicht zur Expansion verdammt, um im Markt bestehen zu können. Hinzu kommt, dass die Wertschätzung unserer Kunden für mittelständische Familienunternehmen gerade wegen der um sich greifenden Konzernstrukturen steigt.

Bereitet Ihnen denn der Veggie-Hype schlaflose Nächte?
Nein, gewiss nicht. Wir sind bewusst nicht auf den Zug aufgesprungen, sondern haben diesen Trend genutzt, unser Profil als Marke für den bewussten Wurstgenuss zu schärfen. Sicherlich wird in den kommenden Jahren der Fleisch- und Wurstkonsum pro Kopf zurückgehen. Gleichzeitig werden nach unserer Einschätzung Genuss- und Qualitätsorientierung auf Verbraucherseite zunehmen. Und das ist bereits heute unsere Positionierung.

Hat sich mit der Übernahme der Geschäftsführung das Verhältnis zu Ihrem Vater verändert?
Der Übergang war smooth und es hat nichts geruckelt. Ich weiß meinen Vater als Ratgeber und Unternehmer in meinem Rücken. Wir tauschen uns regelmäßig aus. Das ist ja in Familienunternehmen nicht selbstverständlich, aber bei uns ist das so.

Und was haben Sie von Ihrem Vater gelernt? Ist er ein Vorbild für Sie?
(schmunzelt) Das Geduld-Haben musste ich mir selber beibringen. Aber im Ernst: Zwei Dinge möchte ich hervorheben. In Sachen Analyse und Strategie ergänzen wir uns. Ebenso bei der Schaffung von Win-win-Situationen: Uns geht es um Aufbau und Pflege eines partnerschaftlichen Miteinanders mit dem Handel. Wir sind keine Trumpschen Dealmaker, sondern stehen für langfristige Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil. Vorbild? Ja. Abbild? Nein. Ich werde wie er meinen eigenen Weg finden.

Welchen Anspruch haben Sie an sich?
Gemeinsam mit allen Mitarbeitern das Unternehmen auf Kurs zu halten. Wir wollen uns kontinuierlich weiterentwickeln, ohne in Hektik oder einen Zick-Zack-Kurs zu verfallen. Unsere klare Positionierung am Markt soll erkennbar bleiben. Denn genau das wird vom Handel honoriert.

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