Cocoa-Life-Programm von Mondelez Von Anfang an

Es geht um die Sicherung des Nachschubs, um die Produktion von genügend Kakao jetzt und in Zukunft. Das Cocoa-Life-Programm von Mondelez setzt bei den schwächsten Gliedern der Kette an, den einzelnen Produzenten, ihren Familien, ihren Gemeinden und will diese nachhaltig stärken. Ein Ortstermin in Ghana.

Donnerstag, 25. April 2019 - Süßwaren
Andrea Kurtz
Artikelbild Von Anfang an
Handarbeit ist nicht nur das Öffnen der Früchte: Die Bauern dreschen auf diese solange ein, bis diese aufplatzen.
Bildquelle: Andrea Kurtz, Mondelez International

Cocoa Life, was heißt denn das? Das sind Sie als Händler in den vergangenen Wochen sicher schon von Kunden gefragt worden, die mit einer Tafel Milka vor Ihnen standen und denen das grüne-bunte Siegel aufgefallen ist. Seit August 2018 ist es zu sehen; bis Ende 2019 soll das komplette europäische Milka-Schokoladen-Sortiment damit versehen sein. Es steht für ein „weltweites, ganzheitliches Kakao-Nachhaltigkeitsprogramm, das mit einer Investition von 400 Millionen US-Dollar, etwa 313 Millionen Euro, unterstützt wird, um die Ursachen der komplexen Herausforderungen im Kakaoanbau anzugehen“, wie Cathy Pieters, Direktor von Cocoa Life Mondelez International, sagt: „Ziel ist, unseren gesamten Kakao letztendlich über Cocoa Life zu beziehen. Dass Milka, eine unserer wichtigen globalen Marken, nun an Cocoa Life angeschlossen ist, bringt uns diesem Ziel viel näher.“ Auch die anderen Marken von Mondelez International wie Cadbury Dairy Milk in Großbritannien und Irland, Cote d‘Or in Belgien und Frankreich, Freia und Marabou in Skandinavien sowie Oreo-Kekse in Europa beziehen ihren Kakao bereits aus Cocoa Life. „Das Nachhaltigkeitsprogramm ist ein voller Erfolg, und mit der Teilnahme von Milka kommen wir unserem Ziel, bis 2022 insgesamt 200.000 Kakaobauern und eine Million Menschen zu erreichen, ein gutes Stück näher“, ist sich Pieters sicher.

Hoch gesteckte Ziele
Das Ziel von Cocoa Life besteht im Aufbau einer nachhaltigen Kakaolieferkette sowie in der Verbesserung von Einkommen und Lebensbedingungen der Menschen in Kakaoanbaugebieten. Und natürlich sollen die Bauern ermutigt werden, beim Kakaoanbau zu bleiben und ihre Erträge zu steigern, statt auf andere Kulturen auszuweichen oder die Landwirtschaft ganz aufzugeben. Zudem soll im Kampf gegen die Regenwaldabholzung und den Klimawandel tatkräftige Unterstützung geleistet werden. Mondelez ist gefordert, denn das Unternehmen als einer der weltweit größten Kakaonutzer muss seine Lieferkette sichern. „Das Ziel ist, eine echte Transformation des Sektors voranzutreiben, um echte nachhaltige Lebensgrundlagen für die Menschen zu schaffen, die unseren Kakao anbauen“, fasst Pieters zusammen. „Wir helfen mit, den systemischen Wandel voranzutreiben, damit Kakaoanbaufamilien in die Lage versetzt werden, Entscheidungen zu treffen.“ Cocoa Life ist in sechs Kakaoanbauländern aktiv: Ghana, Republik Cote d´Ivoire, Indonesien, Dominikanische Republik, Indien und Brasilien. Rund 40 Millionen Euro investiert Mondelez pro Jahr in diesen sechs Ländern; 313 Millionen Euro sollen insgesamt bis 2022 dafür ausgegeben werden.

Vor Ort: Koforidua in Ghana
Ghana ist das zweitgrößte Kakaoanbaugebiet der Welt; 20 Prozent des Kakaos stammen von dort. Nur von der benachbarten Elfenbeinküste kommt mit 42 Prozent noch mehr Kakao. Dennoch: Das Einkommen der meisten der rund 800.000 Kakaobauern in Ghana liegt mit rund 80 Cent deutlich unter der von der festgelegten Armutsgrenze von zwei US-Dollar pro Tag (etwa 1,80 Euro). Kinderarbeit, die weitere Rodung von Regenwaldflächen für Kakaopflanzungen oder die Aufgabe von Flächen beziehungsweise die Abkehr vom Kakaoanbau hin zum einträglicheren Kautschukabbau sind häufig die Folge in diesem fruchtbaren, an Bodenschätzen reichen und politisch halbwegs stabilen westafrikanischen Land.
Wer ins Umland von Koforidua, der rund 130.000 Einwohner großen ehemaligen Kakaohochburg des Landes reist, taucht sofort ein die Lebendigkeit der Stadt und der umliegenden Dörfer. Der Verkehr ist lebhaft; von Hochhäusern bis zu Hütten reicht die dichte Bebauung, Geschäfte, Straßenhändler, Buden für Lebensmittel, Hausrat oder Autoteile sind überall zu sehen.

Hier wird noch immer viel Kakao angebaut, die Gegend ist unfassbar grün und fruchtbar, Früchte aller Art, Palmen und blühende Bäume und Büsche säumen die Straßen, ziehen sich über die Hügellandschaften. Je kleiner die Dörfer werden, Richtung Suhum im Westen, desto schlechter werden die Verkehrswege. Straßen werden zu Feldwegen. Die Fahrzeuge werden weniger, ab und an sieht man Fahrräder, Trycicles sind schon etwas Besonderes. Elektrizität ist keine Selbstverständlichkeit mehr, Kanalisation und fließendes Wasser sind es auch nicht. Im Wesentlichen sind nur noch die Schulen aus Beton oder Stein; Behausungen, Geschäfte oder Bäckereien werden aus Holz oder Lehm errichtet. Die Bilder wirken fast archaisch und so typisch für die Regionen Afrikas, die nicht im Fokus der Weltöffentlichkeit liegen.

„Sag‘s mir, und ich vergesse es. Zeig‘s mir, und ich erinnere mich. Involviere mich, und ich verstehe.“
Chinesisches Sprichwort

Was ist Cocoa Life genau?
Das Mondelez-Programm will genau dort ansetzen und die Menschen in und mit diesen Regionen und Gemeinden fördern. Es beruht auf einem ganzheitlichen Ansatz mit fünf Säulen: Anbau, Gemeinschaft, Jugend, Lebensunterhalt und Umwelt. Hier geht es um effizientere Anbaumethoden mit mehr Wissen vor allem über bessere Pflanzen, weniger Pestizide, den richtigen Dünger (Säule 1), aber auch um die Dorfgemeinschaften, die sich gemeinsam Ziele setzen, um neue Schulen zu bauen oder Fahrzeuge anzuschaffen (Säule 2). Es geht um Bildung und die Überzeugungsarbeit, Kinder zur Schule und die Ausbildung zu schicken (Säule 3). Es geht um die Erkenntnis, dass eine noch so kleine Kakaofarm ein „Geschäft“ sein kann, das man effizienter betreiben kann, bei dem die Familie dazu verdienen kann, in dem neben Kakao auch Gemüse angebaut oder Hühner gezüchtet werden. Oder dass ein Dorf sich zusammentut und eine Zusatzeinnahme hat durch die Produktion von Seife oder Backwaren (Säule 4). Und es geht um Umweltbewusstsein (Säule 5). „Entscheidend sind für uns drei Kernpunkte“, erklärt die Cocoa-Life-Chefin, Yaa Peprah Amekudzi, eine 55-jährige Ghanaerin, die für das Programm lebt. „Wir helfen, Kinder vor Arbeit zu schützen, in dem wir an der Wurzel ansetzen und den Eltern helfen, mehr Geld mit den Farmen zu verdienen, um im Zweifelsfall Hilfskräfte anzuheuern.“ Der Klimawandel werde angegangen, in dem zum Beispiel nicht nur Kakaosetzlinge ausgegeben werden, sondern auch gleichzeitig solche für Schattenbäume. Kernpunkt aber ist die Bedeutung der Frau. „Frauen sind Katalysatoren der Veränderung, weil sie ihre Funktion auf der Farm, für die Familie, aber auch für die ganze Dorfgemeinschaft neu definieren können“, sagt Yaa Amekudzi. „Wir investieren in Frauen mithilfe von Farm- und Finanz-Trainings und unterstützen sie mit Ideen und praktischer Hilfe für ein eigenes Einkommen.“

Die Erfolge sind sichtbar
Aber jenseits der persönlichen Sichtweise einzelner Mitarbeiter, was bringt das Programm? Der Ansatz scheint jedenfalls sehr richtig. Unabhängige Untersuchungen von Ipsos haben beispielsweise gezeigt, dass in den indonesischen Gemeinden, die an Cocoa Life teilnehmen, das Jahreseinkommen von Bauern um 37 Prozent und der Kakaoertrag um 10 Prozent gestiegen sind. In Ghana sind derzeit 37.000 bei Cocoa Life in 447 Gemeinden aktiv. Die Gemeinden wurden in 15 Gruppen eingeteilt; jede mit ungefähr 30 Farmern. Das sei angesichts der 800.000 Kakaobauern im Land wenig, gibt Yaa Amekudzi zu, doch sie und ihre Kollegen zählen weiter auf den Schneeball-Effekt des Programms. Vor allem, weil die dem Programm angeschlossenen Farmer Zugang zu Krediten bekommen, die einzelnen oft verwehrt werden, und weil sie auf den Demonstration Farms gemeinsam lernen können, wie Good Agricultural Practice funktioniert.
Mondelez jedenfalls sieht sich auf einem guten Weg: Bis Ende 2017 konnte das Programm mehr als 120.000 Bauern in mehr als 1.000 Gemeinden erreichen. Mehr als eine Million Bäume konnten gepflanzt werden. 37.000 Farmer wurden in Anbaupraktiken trainiert, fast drei Millionen Setzlinge verteilt, darunter mehr als eine Million Schattenbäume. Mehr als 20 Partner aus Nicht-Regierungsorganisationen wie Fairtrade, World Vision, Right to Play oder Care sowie andere Partner und Zulieferer wie Barry Callebaut, Cargill oder Olam Cocoa sind dabei. Zudem arbeitet das Programm eng mit den Regierungen vor Ort zusammen. Und: Durch Cocoa Life konnte das Unternehmen zudem seine nachhaltige Kakaobeschaffung auf 35 Prozent steigern.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Harte Arbeit: Mit der Machete werden die Früchte vom Baum getrennt.
Bild öffnen Handarbeit ist nicht nur das Öffnen der Früchte: Die Bauern dreschen auf diese solange ein, bis diese aufplatzen.
Bild öffnen Den Herausforderungen des Marktes stellen: Cathy Pieters (2. v. l.) ist Direktorin von Cocoa Life Mondelez International.
Bild öffnen Meist gelb-grün: die Kakaofrüchte in der Region Koforidua.
Bild öffnen Fruchtbares Land: Ananas, Mangos und verschiedene Gemüse, die auf den Kakaofarmen sonst noch angebaut werden können.
Bild öffnen Kontoumri: Dieses spinatähnlich Gemüse wird in jedem Dorf gepflanzt und überall serviert.
Bild öffnen Schule im Ort: Alle Dorfbewohner sorgen dafür, dass der Schulbesuch ernst genommen wird und sich die Bänke regelmäßig füllen.
Bild öffnen Dorfprojekt: Die Bäckerei versorgt gleich mehrere Dörfer. Derzeit wird sogar neu gebaut.

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