Brot und Backwaren Es wird neu verteilt

Die Backbranche ist im Umbruch. Nicht alle Hersteller kommen mit der steigenden Konkurrenz des backenden Handels klar. Siehe Müller-Brot.

Dienstag, 06. März 2012 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild Es wird neu verteilt
Bildquelle: fotolia
Doch es sind nicht nur die Handwerksbäcker, die das zunehmende Engagement des Handels als Selbstversorger bei Brot und Backwaren zu spüren bekommen. Müller-Brot scheint nicht nur wegen gravierender Managementfehler und massiver Hygieneprobleme Schwierigkeiten zu haben. Unweit des derzeit geschlossenen Werks Neufahrn entstand vor einigen Jahren die Glockenbrot-Bäckerei. Die Rewe bestückt seitdem ihre SB-Regale selbst und fiel als Kunde weg. Branchenkenner bezweifeln, dass Müller-Brot als Unternehmen so überleben kann: Dringend notwendige Investitionen in Maschinen seien ausgeblieben und der Neufahrner Betrieb baulich veraltet. „Für größere Backbetriebe hat sich der Wettbewerb durch das Engagement des Handels als Bäcker schon sehr verschärft“, sagt Armin Juncker, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Großbäckereien, „vor allem die Vorkassenzone hat zu kämpfen“. Das dürfe allerdings niemals zu den bei Müller-Brot aufgetretenen, schwere n Hygienemängeln führen, stellt er klar. Von den Problemen bei Müller-Brot, die schon seit 2009 bestehen, wusste der Verband offiziell nichts. Zurzeit wird laut Juncker überlegt, das Verfahren so zu ändern, dass Mitgliedsbetriebe Kontrollen und Ergebnisse dem Verband melden müssen.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl versucht derzeit, das rund 140 Läden umfassende Filialnetz von Müller-Brot zu retten. Filetstücke in besten Lagen wie der Münchner Innenstadt lassen sich sicher verkaufen. Doch was ist mit den weniger attraktiv gelegenen Geschäften? Ampferl ist auch zuversichtlich, dass nach dem Wiederanlaufen der Produktion in Neufahrn Handelskunden wie Lidl oder Aldi Süd zurückkehren. Eine stark optimistische Sicht der Dinge. Denn die Konkurrenz ist groß. Von Lieferengpässen nach dem Ausfall des Neufahrner Werks ist jedenfalls nichts bekannt.

Checkliste für die Krise
Was tun, wenn das Unternehmen in die Negativ-Schlagzeilen geraten ist? Gunther Schnatmann, Deutsches Institut für Kommunikations- und Medientraining in München, rät zu detaillierter Vorarbeit, um sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen. 
  • Einrichtung einer so genannten Darkside im Internet, die im Krisenfall freigeschaltet wird: Sie enthält alle Informationen, Termine für die relevanten Zielgruppen sowie für Journalisten.
  • Gibt es keine Darkside: Auf der Homepage über Hotlines und ähnliches informieren, Ansprechpartner für Journalisten nennen.
  • Frühzeitig festlegen: Wer tritt in der Öffentlichkeit auf und, ganz wichtig, wer informiert die Mitarbeiter.
  • Nicht auf Tauchstation gehen: Tägliche Pressekonferenz vor Ort, um die Fortschritte der Krisenbewältigung zu dokumentieren.
  • Klartext reden; glaubwürdig, authentisch sein; Fehler eingestehen.

Bild: Der backende Handel macht nicht nur den Handwerksbäckern zu schaffen.

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