Bio wächst wieder Wie Börner-Eisenachers seinen Vorsprung ausbauen möchte

Der Fleischhersteller Börner-Eisenacher ist bestrebt, seinen Vorsprung im Biobereich zu sichern und die Rohstoffversorgung auszubauen. Die Bio-Sparte des Unternehmens wächst wieder.

Donnerstag, 02. Januar 2025, 06:40 Uhr
Jens Hertling
Bio-Wurst im Aufschwung: Fleischverarbeitung
Über die Vertriebsschienen Supermärkte und Discount konnte sich die Firma Börner-Eisenacher mit ihren Produkten auf dem nationalen Lebensmittelmarkt behaupten. Bildquelle: Börner-Eisenacher

Die letzten Jahre waren für Biobauern und die Bio-Branche ein Wechselbad der Gefühle: Erst die Corona-Pandemie mit einem beispiellosen Nachfrageboom nach Bio-Lebensmitteln, dann der Ukraine-Krieg mit Energiekrise und Inflation, der die Umsätze der Bio-Branche wieder schrumpfen ließ. Inzwi­schen zieht die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln wieder an. Allerdings noch verhalten in allen Segmenten, ob Naturkostfachhandel, Supermarkt oder Discounter.

Eine Aussage, die Benjamin Krieft, Geschäftsführer des Wurst- und Schinkenherstellers Börner-Eisenacher, weitgehend bestätigen kann. Bereits vor 20 Jahren stieg der Göttinger Wurst- und Schinkenhersteller, der bis dahin ausschließlich konventionell produzierte, in den Bio-Markt ein. Dieser Weg wurde seitdem konsequent weiterverfolgt. „Bio ist ein Nischenmarkt“, weiß Krieft, „aber er steht für Nachhaltigkeit und Tierwohl und ist deshalb für uns nach wie vor ein klarer Zukunftstrend. Das Kind ist endlich volljährig und wird erwachsen.“

Kernkompetenz Rohwurst

Inzwischen wächst Börner-Eisenacher mit Bio-Wurst weiter: Das Unternehmen ist einer der größten Bio-Wurst- und Schinkenhersteller in Deutschland. Der größte Teil wird über Handelsmarken vermarktet, vor allem im Bio-Bereich, der stetig wächst und Ende des Jahres einen Umsatzanteil von rund 77 Prozent erreichen wird. Für die Zukunft wird eine Steigerung auf 80 Prozent angestrebt. In den letzten beiden Jahren konnten weitere Produkte – insbe­son­dere im Bio-Bereich – mit Partnern aus dem Handel entwickelt werden. Neben dem Bereich der Bio-Rohpökelwaren – vor allem Bacon – ist es gelungen, auch in der Kernkompetenz Rohwurst wieder zu wachsen. Für dieses Jahr plant Börner-Eisenacher erstmals einen Umsatz von über 50 Millionen Euro, so Krieft, der das Unternehmen 2023 im Rahmen eines Management-Buy-outs (MBO) übernom­men hat.

Der Markt für Bio-Produkte werde auch in Zukunft wachsen, ist Krieft optimistisch. Im Moment, so der Unternehmer, wachse der Markt zwar noch, aber nicht mehr so stark. Es gebe Verschiebungen im Markt: Der Unternehmer sieht einen ungebrochenen Trend zu Handelsmarken und eine inflationsbedingte Verschie­bung der Käufer vom Naturkostfachhandel zum Vollsortimenter und zu den Discountern. Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, soll der Vorsprung im Biobereich sowohl auf der Beschaffungs- als auch auf der Absatzseite weiter ausgebaut werden.

Schwierige Rohstoffbeschaffung

Obwohl die Nachfrage seitens des Handels vorhanden sei, sei die Rohstoffbeschaffung für Biofleisch, insbesondere in Verbands- und 5xD-Qualität, derzeit sehr schwierig, so Krieft. „Die Bioschweinehaltung in Deutschland wächst derzeit nicht adäquat mit, ganz zu schweigen vom politischen 30-Prozent-Ziel“, so der Unternehmer. Natürlich seien die Hersteller gemeinsam mit dem Handel gefordert, den Landwirten noch besser und verbindlicher Perspektiven aufzuzeigen. Es brauche aber auch langfristige Planungssicherheit und Unterstützung durch die Politik, egal ob Bio oder konventionell. „Die Tierhaltung muss zukunftsfähig gestaltet werden. Sie muss sowohl den gesellschaftlichen Erwartungen als auch der wirtschaftlichen Realität entsprechen“, fordert Krieft.

„Wir erleben derzeit, dass die Wünsche der Politik vielfältig sind. Die Bereitschaft, einen Umbau voranzutreiben, ist jedoch äußerst begrenzt“, so Krieft. Ein politisches Gesamtkon­zept, das vor allem wieder langfristige Planungssicherheit und Verlässlichkeit für die Landwirte bringt, fehlt derzeit. Der Unternehmer Benjamin Krieft ist sich sicher, dass die derzeitige Unsicherheit über den weiteren Weg zu einem weiteren Rückgang der tierhaltenden Betriebe in Deutschland führen wird. „Die Landwirte brauchen von der Politik eine Unterstützung, die sich an der Sache orientiert und nicht an überborden­der Ideologie“, sagt Benjamin Krieft.

Viele Investitionen

In den vergangenen zwei Jahren hat das Unternehmen Börner-Eisenacher intensiv modernisiert: eine neue Verpackungshalle mit neuer Kühltechnik nach neuestem Standard gebaut. Seit Mitte letzten Jahres wird mit einer neuen und energieeffizienten Slicermaschine gearbeitet. In diesem Jahr wurden rund 1,5 Millionen Euro in einen neuen Slicer und Kapazitätserweiterungen in der Bacon-Produktion investiert.

3 Fragen an

Benjamin Krieft, geschäftsführender Gesellschafter Börner-Eisenacher

Vor knapp zwei Jahren haben Sie das Unternehmen im Rahmen eines MBO von Frank-Walter Eisenacher übernommen. Können Sie eine kurze Bilanz ziehen?
Benjamin Krieft: Der Betriebsübergang wurde 18 Monate lang vorbereitet und war sehr erfolgreich. Alle 160 Arbeitsplätze konnten erhalten und 30 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Der bisherige Gesellschafter Frank-Walter Eisenacher wechselt im Jahr 2025 auf eigenen Wunsch von seiner zweijährigen Beraterrolle in den Beirat und wird dessen Vorsitz übernehmen.

Welche Nachhaltigkeitsstrategien hat Ihr Unternehmen?
Unsere wichtigste Strategie muss es sein, mit einem gesunden Betriebsergebnis in der Lage zu sein, gute Löhne und Gehäl­ter zu zahlen, Rücklagen für Investitio­nen in klimaschonende Technologien zu bilden und ein fairer Partner für die landwirtschaftlichen Produzenten zu sein. Wenn dies gelingt, können die Anforderungen auch in Zukunft erfüllt werden.

Was macht die deutsche Wurst so einzigartig?
Die deutsche Wurstkultur ist in seiner Vielfalt einzigartig. Das liegt an der Bekanntheit und Tradition, vor allem aber an der Qualität der Produkte. Die Kleinstrukturiertheit der deutschen Höfe ist ein Wettbewerbsvorteil. Hier leben Familien, die sehr professionell mit den Tieren umgehen. Diese Form der Landwirtschaft muss weiter gefördert werden. Sie ist das Rückgrat der Fleisch- und Wurstwarenindustrie sowie des gesamten ländlichen Raums.