Erleichterung. Sie war geradezu greifbar während des jährlichen Gipfeltreffens der Bio-Branche, der Biofach in Nürnberg. Um rund 5 Prozent wuchs der Bio-Markt 2023 gegenüber Vorjahr im Wert, getrieben von den Discountern und Drogeriemärkten, berichtete Diana Schaack, AMI-Marktanalystin Öko-Landbau. Auch der Umsatz des Bio-Fachhandels hat sich stabilisiert. Ein glasklares Bild zeichnen die Analysten dennoch nicht. Die Inflation verzerrt, auch sind die Absatzentwicklungen nicht über alle Sortimente hinweg verfügbar. So scheint sich die Branche die Zahlen auch ein klein wenig schön zu reden. Klar ist: Der Trend zum Trading-Down hat sich auch in den vergangenen Monaten fortgesetzt. So haben die Handelsmarken auf ganzer Linie gewonnen.
Gerade der Discount gibt weiter Gas. So hat Aldi seinen Bio-Anteil am Standardsortiment leicht auf mehr als 16 Prozent ausgebaut und angekündigt, das Sortiment der neuen Bio-Marke Nur Nur Natur von aktuell 34 nationalen und fünf regionalen Artikeln bis Mitte des Jahres auf 50 Produkte zu erweitern.
Während aktuell auch Lidl eine aufmerksamkeitsstarke Bio-Kampagne fährt und Rossmann, dm und Müller ihre Bio-Sortimente stärker in Szene setzen, müssen sich die Vollsortimenter und der Bio-Fachhandel stärker ins Zeug legen, um Kunden für ihr Bio-Engagement zu überzeugen. So will Edeka unter anderem an ihrem bundesweiten Shop-in-Shop-Format der Naturkind-Welten festhalten. „In den nächsten Wochen eröffnet die 80. Naturkind-Welt in Kappeln (Schleswig-Holstein), viele weitere sind in Vorbereitung“, kündigt eine Sprecherin an. Zudem seien zu den bisher 75 Naturkind-Produkten weitere Artikel in Planung.
Mit Spannung schaut die Branche, insbesondere die Bio-Markenhersteller, auf die Umstellung der 19 von Tegut übernommenen Märkte der Bio-Supermarktkette Basic. Der Name Basic wird verschwinden. Für den ein oder anderen Hersteller bedeutet die neue hybride Strategie für die Standorte Umsatzeinbußen.
Aus Basic wird Tegut
Die Bio-Fachhandelsmarke Allos (Ecotone) beispielsweise ist bisher im Schnitt mit rund
90 Produkten in den Basic-Märkten vertreten. Von ihrer Fachhandelstreue rückt die Marke nicht ab, wird dies jedoch zu spüren bekommen, weiß das Unternehmen. Stattdessen wird die Marke stärker auf Amazon vertrieben. Zudem soll das B2B-Geschäft im Food Service ausgebaut werden. Tegut-Chef Gutberlet betont jedoch, dass die Basic-Übernahme Bio-Produzenten auch Vorteile bringe (siehe Interview Seite 76).
Mit zusätzlichen Abverkäufen und Regalplätzen rechnen zum Beispiel die Convenience-Marken Tressbrüder und Emils Bio-Manufaktur. Auch die Marke Davert war bisher nicht in den Basic-Märkten vertreten, erhält nun jedoch über Tegut Zugang zu den Standorten.
Die Molkerei Schwarzwaldmilch war zwar nicht in Basic-Märkten, wohl aber in Tegut-Märkten mit einzelnen Produkten gelistet. Welche Produkte in den neuen Tegut-Märkten Platz finden werden, sei nach Ansicht der Schwarzwaldmilch Verhandlungssache. Oberste Prämisse für sie ist die Wertschöpfung.
Anders die Käserebellen, sie waren bei Basic vertreten. Durch die Tegut-Übernahme erwartet man aber keine wesentlichen Veränderungen und geht davon aus, dass das Sortiment von Tegut „übergestülpt“ wird. Berchtesgadener Land wiederum ist gespannt, wie es mit der Sortimentsgestaltung bei Tegut weitergeht, da das Handelsunternehmen bisher überwiegend in Mitteldeutschland präsent war.
30 Prozent Bio bis 2023
Um das Ziel der Bundesregierung „30 Prozent Ökolandbau bis 2030“ zu erreichen, fordern einige Molkereien wie Andechser Natur, Gläserne Molkerei und Schwarzwaldmilch: Bio muss in der öffentlichen Außer-Haus-Verpflegung wie in Kantinen, Kindertagesstätten und Mensen weiter ausgebaut werden. Die befragten Molkereien sind auf jeden Fall dazu bereit.