Fruit Logistica Geballte Frische

Informieren, diskutieren, Geschäfte abschließen – dafür bietet die 
Fruit Logistica eine ideale Plattform. Was treibt die Obst- und 
Gemüsebranche um? Die LP hat sich bei Ausstellern umgehört.

Donnerstag, 29. Februar 2024 - Sortimente
Hedda Thielking
Artikelbild Geballte Frische
Bildquelle: Messe Berlin GmbH

Wer sich geschäftlich mit Obst und Gemüse befasst, für den ist die Fruit Logistica ein Muss. Mit Ausstellern aus 94 Nationen und mit mehr als 90.000 Fachbesuchern aus 145 Ländern war diese Messe so international wie nie zuvor. Das Motto „Der Herzschlag des globalen Fruchthandels“ konnte man somit beim Wort nehmen. Für Gesprächsstoff sorgten viele Herausforderungen in der Branche, wie gestiegene Produktionskosten und höhere Preise. So erzielte frisches Obst und Gemüse in Deutschland im Jahr 2023 laut GfK Consumer Index ein vor allem preisgetriebenes Umsatzplus von gut 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt lag das Preisniveau sogar über dem des Vorjahres. Einen Ausblick auf dieses Jahr gibt Landgard-Vor­standsvorsitzender Oliver Mans: „Ich denke, dass wir wieder ein normales Preisniveau bekommen werden, wobei es ein neues Normal geben wird.“ Er erläutert: „Die Preise werden sich auf einem etwas höheren Niveau im Vergleich zum Coronajahr 2020 einpendeln.“ Ein Hoffnungsschimmer: Die Verbraucher haben hierzulande wieder etwas mehr Obst und Gemüse gekauft (plus 1 Prozent). Gemüse schneidet mit einem Mengenplus von 2 Prozent und einem Umsatzplus von 9 Prozent noch etwas besser ab als Obst. Es legte in der Menge um ­
1 Prozent und im Wert um 7 Prozent zu.

Mindestlöhne und Wasserknappheit
Ein Grund für die gestiegenen Preise sind die höheren Mindestlöhne. Hans-Jörg Friedrich, Vorstand der Pfalzmarkt eG, ist der Auffassung, dass der Mindestlohn für Erntehelfer vom gesetzlichen Mindest­lohn entkoppelt werden müsse, beispielsweise für Erntehelfer aus Rumänien, Georgien und Indien. Sein Argument: Die Lebenshaltungskosten sind in diesen Ländern deutlich geringer als in Deutschland. Und er stellt fest: „Wegen des höheren Mindestlohns haben die Erntehelfer schneller ihren gewünschten Mindestverdienst erreicht, sodass viele den Betrieb vorzeitig von heute auf morgen verlassen. Dadurch kommt es zu Ernteausfällen.“ Eine weitere Herausforderung seien die gestiegenen Mautgebühren (auch für 3,5-Tonner) und die höhere CO2-Abgabe. „Dadurch werden die Logistik-Kosten steigen. Der LEH muss da mitgehen“, fordert er.

Weitere Herausforderung: Kaum eine andere Branche ist so extrem vom Wetter abhängig wie der gesamte Pflanzenbau. So bekam auch die Behr AG die Dürre in Spanien zu spüren. Der Gemüsebauer baut hier auf 800 Hektar und in Deutschland auf 3.000 Hektar Gemüse an. Rudolf Behr fordert: „Europa muss sich des Wasserthemas mehr annehmen. Unsere Politik ist bei der Symptom-, aber nicht bei der Ursachenbekämpfung. Das Argument heißt immer Verzicht. Mit dieser Denke meint die Politik die Welt zu retten.“ Die Logik sei aber eine andere. Er sagt: „Wir müssen das Wasser intelligent nutzen! Wir verwenden Trinkwasser als Brauchwasser. Wir können Glas­faserkabel legen, aber Brauchwasserleitungen gibt es nicht. Hier müssen wir ansetzen!“

Neue Apfel-Clubsorte
Anlässlich der Messe wurde der Markenname der neuen Apfelsorte Wurtwinning enthüllt. Die neue Clubsorte heißt „Bloss“. Lizenznehmer sind hierzulande Elbe-Obst, Obst vom Bodensee mit der Marktgemeinschaft Bodenseeobst und der Württembergischen Obstgenossenschaft Raiffeisen sowie Landgard eG, Frutania GmbH und die Marktgemeinschaft Altes Land. Landgard-Chef Oliver Mans sieht in dem neuen Clubapfel einen dauerhaften Artikel im Handel mit großem Potenzial, aber er betont: „Diese Clubsorte braucht auch ein starkes Marketing.“ Tim Strübing, Geschäftsführer der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft, ergänzt: „Bisher gibt es wenig Erfahrungswerte, wie robust und lagerfähig der neue Clubapfel ist. Deshalb testen wir derzeit die Lagerfähigkeit, um so auch den optimalen Vermarktungszeitraum bestimmen zu können.“

Nachhaltig exotisch
Bei den „Exoten“ drehte sich vieles um Nachhaltigkeits- und Sozialthemen. So will Fyffes im stagnierenden sowie hart umkämpften Bananenmarkt mit der neuen Verbraucher-Marke Trudi’s Akzente setzen. „Eine von Fyffes in Auftrag gegebene Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos ergab, dass Verbraucher an Umwelt- und Sozialthemen interessiert sind und dass sie dafür eine höhere Kaufbereitschaft zeigen“, berichtet Michaela Schneider, Business Development Manager. Ziel dieser Markenstrategie sei es, nicht nur die Bestandsgeschäfte aufrechtzuerhalten, sondern auch die Frauen in den Anbauregionen zu unterstützen. Dafür betreibt Fyffes eine Stiftung, die sich vor Ort für die Frauenförderung sowie für die Bildung von Kindern in Schulen einsetzt.

Zespri nutzte die Messe, um den neuen Innovationsfonds ZAG anzukündigen und dadurch Visionäre zu finden, die Zespri dabei unterstützen, das Unternehmen nachhaltiger zukunftsfähig zu machen. 2 Millionen US-Dollar investiert das Unternehmen jährlich darin. Der Fonds umfasst vier Säulen: gut für die Menschen, gut für die Umwelt, gut für die Früchte, gut für die Gemeinschaften. Gefragt sind Start-ups, soziale Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die Vorschläge haben, die Ziele voranzubringen.

Die Welt Avocado Organization (WAO) setzt sich weltweit für den nachhaltigen Avocado-Anbau ein und macht sich auch für den Avocado-Absatz in Europa stark. Zurzeit arbeitet die WAO europaweit mit 37 Supermarktketten zusammen. „In Deutschland sind Edeka und Netto die ersten Kooperationspartner. Hier sehen wir noch Potenzial für eine Kooperation mit weiteren Einzelhandelsunternehmen“, sagt Zac Bard, Chairman der WAO, optimistisch. Die WAO unterstützt den LEH mit Verkostungen, Rezepten, Produktinformationen und informiert auch über Anbaumethoden. Zielgruppen sind Millennials und die Generation Z.

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