Tiefkühlkost TK-Trend Fingerfood

Tiefkühlkost bleibt auch nach einem herausfordernden Jahr 2023 ein wichtiger Frequenzbringer im LEH. Welche Megatrends dabei nicht fehlen dürfen – die LP hat sich umgehört.

Donnerstag, 29. Februar 2024 - Sortimente
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Artikelbild TK-Trend Fingerfood
Bildquelle: Mirco Moskopp

Im Jahr 1955 feierten auf der Anuga-Messe die ersten sechs Tiefkühlprodukte ihren großen Auftritt – seitdem hat sich viel getan. 97 Prozent aller deutschen Haushalte greifen heute zum Tiefkühlangebot – das sind satte 2,8 Milliarden gekaufte Produkte pro Jahr. Damit hat sich Tiefkühlkost über die Jahre zu einer unverzichtbaren und dynamisch wachsenden Kategorie entwickelt. Dieser Trend ist auch dem Handel nicht entgangen: Die TK-Abteilung ist in vielen Märkten ein wichtiger Frequenzbringer – gerade in Zeiten von Inflation und ­damit einhergehenden Preissteigerungen. Denn: Tiefkühlkost gilt als vergleichsweise günstig. Doch nicht nur der Preis macht die Produkte aus der Tiefkühltruhe für viele Verbraucher so attraktiv. Auch das Thema Nachhaltigkeit und bewusste Ernährung kommt bei Tiefkühlkost nicht zu kurz. Denn immer mehr Verbraucher wissen die wertvollen Inhaltsstoffe der Produkte zu schätzen. Die gute Portionierbarkeit in Kombination mit der langen Haltbarkeit sorgt wiede-rum dafür, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden – und zusätzlich Geld gespart wird.

Rückblick 2023: Handelsmarken-Boom
Im turbulenten Gesamtjahr 2023 schloss Tiefkühlkost mit einem zweistelligen Umsatzwachstum von 12,8 Prozent ab. Dies ist laut GfK vor allem auf die gestiegenen Verbraucherpreise zurückzuführen: Der Kilopreis für die gesamte Kategorie stieg im vergangenen Jahr um 11,9 Prozent – das sind im Schnitt 5,31 statt 4,75 Euro. Kein Wunder also, dass auch im Tiefkühlbereich die Handelsmarken die Gewinner des vergangenen Jahres waren. Sie entwickelten sich preisgetrieben mit plus 20,3 Prozent deutlich besser als die Markenprodukte mit plus 6,5 Prozent. Die Top-3-Segmente mit deutlich zweistelligen Umsatzzuwächsen im Jahr 2023 waren laut GfK Getreide-/Mehlprodukte (plus 41,5 Prozent), TK-Kartoffelprodukte (plus 28,4 Prozent) und TK-Desserts (plus 20,3 Prozent). Das geringste, aber dennoch positive Umsatzwachstum verzeichneten die TK-Imitate (Fisch-/Fleischersatz) mit plus 4,9 Prozent.

Keine Truhe ohne Snack-Produkte
Die aufstrebenden Megatrends „Fast Good“ und „Snackification“ halten Einzug in die moderne Alltagsküche und fallen vor allem im Tiefkühlbereich auf fruchtbaren Boden. Die Verbraucher wollen in ihrem hektischen Alltag möglichst viele kleine und schnelle Mahlzeiten zu sich nehmen. Das stellt auch der Hersteller McCain fest, der im vergangenen Jahr seinen Absatz mit tiefgekühlten Kartoffelprodukten erneut stark positiv entwickeln konnte und im November und Dezember „Rekordmarktanteile“ von 20,6 Prozent erreichte: „Der TK-Fingerfood-Bereich konnte über die letzten Jahre deutlich wachsen, und insbesondere Käse-Produkte gehören als Alternative zu den rückläufigen Fleischprodukten in diesem Segment zu den Wachstumstreibern.“ Selbst Pommes frites und ­Wedges­ werden laut McCain von vielen Verbrauchern nicht mehr nur als Beilage betrachtet, sondern vor allem als Snack genutzt.

Auch der Fisch- und Meeresfrüchteproduzent Costa bestätigt diesen Trend. „Verbraucher sind gezielt auf der Suche nach schnell zubereiteten Mahlzeiten mit hoher Qualität und haben gleichzeitig ein großes Bedürfnis nach Mini-Mahlzeiten beziehungsweise flexibleren, spontaneren Essgewohnheiten“, sagt Markus Engler, der Geschäftsführer von Costa. Deshalb setzt der Hersteller aktuell auf Innovationen unter dem Produkt-Dach „Schneller Genuss“. Ein komplett neues Garnelen-Konzept zielt beispielsweise darauf ab, unkomplizierten mediterranen Genuss ohne Restaurantbesuch zu ermöglichen.

Auch das Thema Fingerfood gewinnt an Bedeutung: Pizza ist längst nicht mehr einfach nur Pizza. Vor allem die kleine Schwester Pinsa ist und bleibt ein Trendthema. Das hat auch Dr. Oetker erkannt und erweitert im Februar 2024 sein Pinsa-Sortiment um eine unbelegte Variante, die ganz nach eigenen Wünschen belegt werden kann. Und es geht noch handlicher: Der neue Mini-Pizza Trio-Mix von Dr. Oetker in drei Sorten ermöglicht noch mehr Snack-Erlebnisse aus der Tiefkühltruhe.

Neben Convenience und Portionierbarkeit setzt der Hersteller Iglo derzeit auf einen weiteren Trend: die Retro-Küche. Dabei geht es laut 
Markus Mischko, Sales-Chef bei Iglo Deutschland, darum, altbewährte Klassiker wiederzubeleben: „Beliebte Klassiker wie die ‚Glücklichmacher-Fischstäbchen‘ oder der Spinat mit Blubb lassen Kindheitserinnerungen aufleben und sprechen ebendiesen Trend an.“

„Von der Ersatzbank auf den Stammplatz“
In der Frischeabteilung hat sich der alternative Block längst etabliert, und auch im Tiefkühlbereich nutzen immer mehr Händler eine separate Veggie-Truhe. Patrick Rossbach, Marktleiter des Tiefkühl-Star-Gewinnermarkts 2023 Edeka Wehrmann, sprang während des veganen Probiermonats Veganuary auf diesen Zug auf und präsentierte spezielle Truhen mit rein pflanzlichen Produkten sowie zusätzliche Verbundplatzierungen. Denn die Zahlen sprechen für sich: Weltweit probierten laut Yougov 25 Millionen Menschen im Rahmen des Veganuary im Januar 2024 eine vegane Ernährung aus.

Auch die Hersteller reagieren auf den Vegan-Trend und bringen immer mehr vegane und vegetarische Produktinnovationen in die Tiefkühltruhen. Passend zum Veganuary hat beispielsweise der Fisch- und Meeresfrüchte-spezialist Costa drei vegane Fischalternativen und ein Fertiggericht mit Thunfischalternative auf den Markt gebracht. Auch Iglo launchte erst kürzlich unter der Marke Veggie Love neue fleischlose Produktneuheiten wie beispielsweise die „Veggie Love Meals Spinat-Lasagne“. Markus Mischko von Iglo betont, dass das Narrativ des „Ersatzes“ für pflanzliche Produkte längst überholt sei. „Die Konsumenten wollen Originale und keinen Ersatz – also von der Ersatzbank auf den Stammplatz“, so der Vertriebschef. Daher möchte das Unternehmen nicht nur während des Veganuary das Bewusstsein für pflanzliche Ernährung schärfen, sondern auch mithilfe von Kampagnen das ganze Jahr über den Genuss eines „Planetary Health Lifestyle“ fördern (siehe auch Interview mit Iglo-Deutschland-Chef 
Philipp Kluck in LP 1).

Ausblick: „Positiver Richtungswechsel“
2023 war vor allem durch die Kaufzurückhal-tung verunsicherter Konsumenten bestimmt, und auch das laufende Jahr wird laut GfK im Zeichen der Inflation stehen. Hersteller wie Cos- ta blicken jedoch positiv nach vorn: „Für 2024 erwarten Marktforscher eine moderate Erholung des Konsumklimas.“ Sinkende Inflationsraten und Lohnsteigerungen sollen laut Engler zu einem positiven Richtungswechsel führen. Denkbar sei außerdem, dass die gestiegenen Mehrwertsteuersätze in der Gastronomie eine Verhaltensänderung der Verbraucher begünstigen und eine Verschiebung des Außer-Haus-Verzehrs in den LEH bewirken.

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