Spielwaren Vom Kinderzimmer in die gute Stube

Nach der Corona-Sonderkonjunktur folgte die Flaute für die Spielwarenindustrie. Erwachsene, die „Spielkinder“ geblieben sind, wurden auf der Spielwarenmesse zur Zielgruppe erkoren.

Donnerstag, 29. Februar 2024 - Sortimente
Rolf Schlipköter
Artikelbild Vom Kinderzimmer in die gute Stube
Bildquelle: Alex Schelbert

Die Spielwarenmesse in Nürnberg bleibt ein Pflichttermin für den Handel, die Hersteller sowie die großen marktrelevanten Importeure, die fast ausnahmslos mit ihren Angebotsschaufenstern inklusive Neuheiten-Parade vor Ort waren. Die Branche steht mit ihren Angebotswelten bei der Zielkundschaft von jung bis älter für Schenk- und Kauflaune sowie positive Stimmung. Sie hat aber nach dem massiven Umsatzeinbruch im vergangenen Geschäftsjahr insbesondere in der erfolgsentscheidenden Weihnachtszeit des vergangenen Jahres selbst wenig Grund zur Freude.

Und die ersten Abverkaufszahlen des neuen Jahres, die Händler und Aussteller nach Nürnberg mitbrachten, verheißen für den aktuellen Jahresausblick wenig Gutes. Durchweg sind die Marktforschungszahlen für Hersteller und Importeure im Minus, meist sogar zweistellig. In den Handelskanälen verlieren vor allem die Verbrauchermärkte im Januar 2024 deutlich an Nachfrage. Minus 18 Prozent stehen hier zu Buche. Immerhin verharrte der Durchschnittspreis je verkaufter Einheit auf der Supermarktfläche bei 8,28 Euro.

Spielzeug-Sammler im Fokus
Womit erkämpft sich die Spielware ihren Anteil an den knappen Haushaltsbudgets? Die Hersteller richten hoffnungsfrohe Blicke auf neue Zielgruppen. Erwachsene, die „Spielkinder“ geblieben sind, sollen als kaufkräftiger Teil der Babyboomer sowie Generation X oder Y mit Retro-Spielzeug in Sammlerqualität angesprochen werden – also vom Kinderzimmer ab ins Wohnzimmer oder noch besser ins hauseigene adulte Spiel- und Spaßrefugium. Playmobil und Lego haben hier in den zurückliegenden Jahren Erfolge verzeichnet.

Auch E-Darts als Mitmach-Heimsport gilt als Trendthema mit langfristigen Wachstumschancen. Hier bieten sich vor allem für den LEH ganzjährig umsetzbare aufmerksamkeits- und umsatzstarke Aktionskombinationen mit zahlreichen Food-Themen an, von Snacks bis in die Getränkewelt.

Nachhaltig produzierte Spielwaren ohne Hochpreis-Malus waren ein weiteres großes Thema. Beispielgebend dafür stellte die Simba Dickie Group neue Serien bei Smoby Toys sowie den kultigen Rutscherautos von BIG vor. BIG-Geschäftsführer Thomas Röttenbacher setzt voll auf diesen Nachhaltigkeitstrend. Er war im LP-Gespräch entsprechend begeistert von seinem passenden Vorzeigeobjekt, dem neuen BIG Bobby Car Classic Eco 2.0 Set inklusive dazugehörigem Anhänger. Beide bestehen aus recyceltem Kunststoff. Natur pur mit immer breiterer Auswahl von ökologisch unbedenklichen und kreativ schönen Holzspielzeugen inklusive ebenso umweltfreundlichen Lackierungen oder Beizen selbst in Einstiegspreislagen zeigten zahlreiche Anbieter wie etwa Haba, Goki oder Roba.

Lizenzadditive sorgen für Umsatz
Lego, Mattel und Carrera Revell machen es seit Jahren erfolgreich vor und weiten es aktuell deutlich aus: Für immer mehr Hersteller sind Lizenzadditive ikonischer Superhelden oder Film- und Popstars und andere Aufmerksamkeitsmagneten der Erwachsenenwelt, aufwendigere technische Komponenten-Konstruktionen im Modellbau oder auch höherwertige Materialien sowie digitale Add-ons zum Absatztreiber geworden. Lizenzierte Spielzeuge haben 2023 deutlich weniger Umsatzanteile verloren.

„Die Messe war für uns ein guter Start ins Jahr. Wir haben uns über die positive Resonanz auf unsere neuen Lizenzthemen für 2024 gefreut – exemplarisch unsere Grinch-Kollek­tion, die Ugly X-mas-Sweater und die Cosy Hoodies, die sich bereits als vielversprechend für das kommende Herbstgeschäft und die Weihnachtssaison erwiesen haben“, betonte Volker Deck, COO bei Unitedlabels.

Stimmungskiller und Gegenstand offen geäußerter Kritik bleibt die Politik: Ein Reizwort der Spielwarenmesse war „Temu“ – nicht nur bei Simba Dickie. Der Online-Marktplatz, der es Endverbrauchern ermöglicht, direkt beim Hersteller zu kaufen, kann aufgrund des Weltpostvertrags und Freigrenzen bei Zöllen Produkte zu sehr niedrigen Preisen in Europa anbieten. „Der Fokus der EU sollte auf einer Regulierung von Marktplätzen liegen und weniger auf einer neuen Spielzeugverordnung, die von Drittanbietern ohne EU-Vertretung auf Marktplätzen umgangen wird. Alle sollten unter den gleichen Rahmenbedingungen agieren, um einen fairen Wettbewerb zu garantieren“, forderte Felix Stork, Director Marketing der Simba Dickie Group.

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