Wer zum ersten Mal die Hamburger Billstraße entlangfährt, wird kaum ahnen, dass diese eine der global bekanntesten Adressen der Hansestadt ist. Das Industriegebiet ist geprägt von einer wilden Vielfalt an Import-Export-Anbietern und vollgestopften Hinterhöfen mit Kühlschränken, Fahrrädern und Autoteilen. Dazwischen besteht mit der Hausnummer 114 ein wichtiger Anlaufpunkt der deutschen Food-Branche. Vor gut einem Jahr ist hier der Food Harbour Hamburg gestartet, ein Inkubator für Start-ups und Traditionsunternehmen.
Zu den Partnern aus der Wirtschaft gehören unter anderem die Rügenwalder Mühle, Fritz-Kola, Göbber und Kühne, aber auch der Lebensmitteleinzelhandel, wissenschaftliche Institutionen und Maschinenbauer. Gemeinsam wird daran gearbeitet, die Schlagkraft der Unternehmen im Innovationsmanagement zu beschleunigen.
„Der Markt erwartet Innovationen, doch viele Unternehmen kämpfen mit fehlenden Kapazitäten, fehlendem Know-how oder fehlender Schnelligkeit“, sagt Jochen Matzer, Mitgründer des Food Harbour Hamburg sowie Geschäftsführer von Red Rabbit. Die Hamburger Food-Innovations-Agentur gehört neben dem Rohwarenzulieferer Bösch Boden Spies und dem Content-Produzenten Foodboom zu den Gesellschaftern des neuen Innovations-Hubs. Auch für größere Unternehmen sei es beispielsweise eine Herausforderung, neue Produktideen zu testen und im kleinen Maßstab zu produzieren, da jede Umrüstung in der eigenen Anlage zu Effizienzminderungen führe, so Matzer weiter. Der Food Harbour bietet maßgeschneiderte Lösungen. „Wir können für Kunden aus der Food-Industrie die Kleinserienproduktion übernehmen und bieten ein modulares One-Stop-Shopping, von der Marken- und Produktkonzeption über die Rezept- und Verpackungsentwicklung, Verbrauchertests und Kleinserienproduktion bis hin zur Kommunikationsstrategie“, sagt Matzer.
Start-up-Beschleuniger
Unterstützung bekommen hier auch Start-ups. Allein zehn Hamburger Jungunternehmen erhalten aktuell eine umfangreiche Beratung, die Möglichkeit, ihre Produkte zur Marktreife zu entwickeln und vom Netzwerk zu profitieren. Dazu gehören unter anderem Bluu Seafood, Hersteller von kultiviertem Fisch, und Colipi. Das Start-up stellt nachhaltige Alternativen zu pflanzlichen Ölen wie Palmöl her.
Insgesamt profitieren die Start-ups ebenso wie etablierte Unternehmen von der Expertise der drei Gesellschafter mit gemeinsam rund 280 Mitarbeitern sowie dem Expertennetzwerk. Erste marktreife Produkte aus der Zusammenarbeit bringt die Rügenwalder Mühle in diesen Tagen auf den Markt.