Convenience-Food Gesicherter Umsatz kein Selbstläufer

Convenience-Food-Produkte treffen den Zeitgeist und generieren steigende Umsätze. Trotzdem müssen die Hersteller ständig am Puls der Verbraucher bleiben. So wie die Firmen, mit denen LP gesprochen hat.

Montag, 27. März 2023 - Sortimente
Thomas Klaus
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Wer mit Convenience-Food Geld verdient oder verdienen möchte, könnte bei diesen Zahlen vor Freude tanzen: Der Umsatz in diesem Segment erreicht 2023 hierzulande womöglich etwa 10,53 Milliarden Euro. Das ist zumindest die Prognose der Markt- und Konsumforscher von Statista. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl sind das knapp 19,5 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Und ebenso sind es 125,70 Euro. Nach Angaben aus dem Deloitte-Report „Umbruch im deutschen Einzelhandel 2023“ waren es im vergangenen Jahr bereits 9,22 Milliarden Euro Umsatz.

Sogar noch besser klingen die Zukunftsprognosen der Statista-Experten. Denn sie kalkulieren mit einem jährlichen durchschnittlichen Umsatzwachstum von 3,1 Prozent. Sollte es tatsächlich so kommen, wäre 2027 ein Marktvolumen von beachtlichen 11,9 Milliarden Euro erreicht.

Kein Zweifel: Convenience-Food passt in die Zeit, und das wohl mehr als zuvor. Der Terminkalender vieler Menschen ist prall gefüllt und ihr Alltag dicht getaktet. Das beflügelt den Drang nach Mahlzeiten, die sich schnell und einfach zubereiten lassen – und die im Idealfall noch dazu mit einer gesunden, bewussten, nachhaltigen Ernährung harmonieren.

Mit Extra-Portion Proteinen
Dass Convenience-Food in die Zeit passt, bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass es reichen würde, ein Produkt auf den Markt zu bringen und sich die Hände zu reiben in freudiger Erwartung. Vielmehr müssen die Wünsche und Bedürfnisse der Verbraucher so passgenau wie möglich erfüllt werden.

Erwin Settele, Geschäftsführer des deutschen Marktführers für frische Eier-Spätzle, ist in diesem Sinne von seinem richtigen Riecher überzeugt. Er setzt auf Produkte, die sich als „High-Protein-Convenience“ vermarkten lassen. Laut der Verbraucherzentrale Sachsen sind Lebensmittel dann „High Protein“ oder „reich an Protein“, wenn mindestens 20 Prozent des Energiegehaltes aus Proteinen bestehen. Bis vor nicht allzu langer Zeit war Protein-Kost vor allem ein Fall für Fitnessstudios und Leistungssportler. Doch inzwischen setzt sich der Siegeszug der Proteine auch in breiteren Kreisen fort. Das High-Protein-Convenience-Sortiment der Firma Settele wurde jüngst um Maultaschen mit 25 Gramm Protein, Gnocchi mit 36 Gramm Protein und Spätzle mit 38 Gramm Protein erweitert. Die Spätzle im Blick, sagt Erwin Settele: „Es war uns ein Anliegen, für jeden Lebens- und Ernährungsstil die perfekt abgestimmten Lieblingsspätzle anbieten zu können.“ Bei den vegetarischen Maultaschen hebt der Firmenchef die Ricotta-Gemüse-Füllung mit hochwertigen Gewürzen und „Kichererbsen-Power“ hervor. Kichererbsen spielen auch bei den Gnocchi eine wichtige Rolle; die sind aus Kichererbsenmehl hergestellt. Für gesundheits- und ernährungsbewusste Konsumenten ist das eine spannende Information: Kichererbsen dürften ihnen unter anderem wegen ihrer hohen Anteile an Proteinen, Magnesium, Eisen, Calcium und Phosphor gefallen.

Bürger-Kampagne mit hohem Werbedruck
Besagte Verbraucher, denen ihre Gesundheit und bewusste Ernährung am Herzen liegen, will auch das Unternehmen Bürger noch häufiger im LEH abholen. Deshalb startet der Marktführer für schwäbische Maultaschen demnächst eine nationale Kampagne. Die bemüht sich besonders um die Flexitarier und Veganer. „Diese Kampagne läuft mit hohem Werbedruck in vier Flights von April bis Juni sowie von September bis November.“ Das berichtet Geschäftsführer Martin Bihlmaier. Im Rampenlicht: das gesamte Bürger-Sortiment – von der neuen, veganen Mini-Maultasche und der Maultasche 2.0 über Gnocchi in mehreren Geschmacksrichtungen bis hin zu veganen Spätzle ohne Ei und veganen Schupfnudeln. Ins‧gesamt seien mehr als 340 Millionen Kontakte geplant, so Bihlmaier. Angeknüpft wird an eine nationale Plant-Based-Kampagne von 2022 mit mehr als 300 Millionen Kontakten. Die Kampagne läuft auf verschiedensten Kanälen: Zum Beispiel sollen die digitalen Aufschläge inklusive Rezeptintegration und Social-Media- sowie Blogger-Marketing junge Konsumenten zum Kochen animieren. Und mit einer auffälligen Kommu‧nikation auf Plakaten, Riesenpostern und Info‧screens möchte man eine urbane Zielgruppe gewinnen.

Das laufende Jahr wird bei Bürger voraussichtlich nicht nur von der aktuellen Kampagne geprägt sein, sondern ebenso von noch intensiveren Nachhaltigkeits-Aktivitäten. Martin Bihlmaier: „Nachhaltigkeit ist kein Trend, sie ist eine Notwendigkeit. Etwas Gutes für sich und die Umwelt zu tun und nachhaltig zu handeln ist etwas, das uns jedes Jahr noch stärker begleitet.“ Ab Juni 2023 soll das komplette Suppeneinlagen-Sortiment nachhaltiger verpackt werden: Die zeitgemäßere Beutel-Verpackung bringt es im Vergleich zur bisherigen Packung auf 54 Prozent weniger Plastik. Parallel wird das Verpackungs-Design angepasst. Neu sind ein bunter Color-Code zur Sortendifferenzierung, ein Sichtfenster mit Blick auf die Produkte und ein Serviervorschlag.

Mit besserer Verpackung punkten
Nachhaltigere Verpackungen, wie sie sich Bürger auf die Fahne geschrieben hat, werden auch bei Hilcona mehr und mehr zur Realität. Das Unternehmensziel: Bis 2026 sollen 50 Prozent der hergestellten Endverbraucher-Verpackungen auf recyclingfähige Verpackungen umgestellt sein. Ein weiterer Plan: Bis 2026 wird der Kunststoffanteil bei Verpackungen um 15 Prozent pro abgesetzter Wareneinheit reduziert. Gegenwärtig rauchen die Köpfe im Verpackungsentwicklungs-Team zum Beispiel für recyclingfähige Stehbeutel und Schlauchbeutelfolie, die die Markenpasta und diverse Handelsmarken „einkleiden“ sollen. Ferner wird die Materialstärke der Kunststoff‧schalen geprüft.

Klar, auf die Verpackung kommt es nicht allein an: Der Inhalt muss Schritt halten. Hilcona ergänzt seit März sein Originale-Portfolio um eine zusätzliche vegane Variante, die Mezzelune Vegane Mozzarella-Alternative & Pomodoro. Insgesamt unter acht Originale-Sorten können die LEH-Kunden wählen. Für diese Angebote wird von Anfang April bis Ende Mai 2023 mit einem PoS-Cashgewinnspiel die Werbetrommel gerührt. Nach Unternehmensangaben locken hohe Gewinnkategorien. Drive-to-Store-Maßnahmen sollen die Umsätze in den Verkaufsstellen maximieren helfen. Die Rede ist unter anderem von einer groß angelegten Out-of-Home-Kampagne mit Großflächen-Plakaten, Digital-City-Light-Postern und umfangreichen Social-Media-Aktivitäten.

Potenziale für Prepacking-Convenience
Im LP-Gespräch informiert auch die Dicke Food makes fun GmbH über ihre aktuelle Präsenz im Convenience-Markt. Sie intensiviert ihre Kooperation mit denjenigen Lebensmitteleinzelhändlern, die in Premiumartikeln eine sinnvolle und Erfolg versprechende Option sehen. Prepacking-Convenience-Produkte sind ein starkes Standbein der Firma Dicke. Angesichts des sich zuspitzenden Personalmangels sieht Geschäftsführer Wolfgang G. Dicke noch große Potenziale. Zurzeit macht er die stärkste Nachfrage bei Rösti, kleinen Quiches und Gratins aus der Traiteur-Manufaktur Kirn aus. Für „extrem Feinkost-orientierte Service-Theken“ seien die großen Quiches Lorraine, Lachs-Spinat, Gemüse und Lauch die gefragtesten Produkte, die in Stückgewichten hinter der Theke verkauft würden. Wie Wolfgang G. Dicke berichtet, werden in der Manufaktur Kirn nach alter Tradition und alten Familienrezepten Delikatessen handwerklich gefertigt. „Damit die Premiumqualität erreicht wird, kommen ausschließlich beste und natürliche Zutaten zum Zuge.“ Zum Beispiel würde ausnahmslos Schinken aus eigener Produktion verwendet und vor Ort geschnitten, frischer Lachs verarbeitet und nur echte Butter im Mürbeteig genutzt. Wolfgang G. Dicke arbeitet darüber hinaus gerne mit Kirn zusammen, weil die Manufaktur die Feinkost-Convenience dank Investitionen in moderne Verpa‧ckungsmaschinen in Flowpacks mit weniger Materialbedarf verpacke. Produkte wie Quiches und Gratins würden durch Holzverpackungen geschützt. Die gäben Stabilität und seien nachhaltig. Und: Sie kämen optisch hochwertig daher.

Das Auge isst schließlich mit. Und der Gaumen verlangt nach Abwechslung. Auf diesem Zug fährt zum Beispiel das japanische Unternehmen Nissin Foods mit, der Erfinder der Instant-Nudeln. Im September 2021 wurde das Jubiläum „50 Jahre Markteinführung der Cup Noodles“ begangen. Seitdem folgten weitere Sorten, erhältlich als Soba im Wok-Style und als Suppen im Soup-Style. Jeder Becher der Marke solle die „aufregende und geschmacksintensive Welt der asiatischen Ess- und Nudelkultur“ zeigen, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Die Esskultur solle weltweit mit japanischen Einflüssen bereichert werden, wünscht sich Nissin Foods. In den sozialen Netzwerken wird eine betont jugendlich-frische Ansprache der Nutzer gepflegt. Auch im Falle dieses populären Herstellers zeigt sich, dass Convenience-Food mit Zukunft unter einer Decke steckt.

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