Nonfood Der neue Frankfurter Frühjahrs-Hotspot

Die Ambiente ist nicht mehr allein zu Hause. Nur im Verbund mit Christmasworld sowie Creativeworld können die Messehallen mit Ausstellern gefüllt werden. Das allerdings höchst erfolgreich.

Donnerstag, 02. März 2023 - Sortimente
Matthias Mahr
Artikelbild Der neue Frankfurter Frühjahrs-Hotspot
Bildquelle: Messe Frankfurt

Die Erwartungen an die Ambiente waren nicht hoch. Drei Jahre dauerte es, bis die weltweit bedeutendste Konsumgütermesse endlich wieder ihre Pforten öffnete. Schon vor der Pandemie war die Ambiente vor allem im Heimatmarkt kritisch begleitet worden.

Nonfood-Marken wie Rotho oder Leifheit hatten ihrer Leitmesse bereits vor Covid-19 den Rücken gekehrt. Jetzt zum Neustart blieben weitere namhafte Unternehmen der „neuen“ Ambiente fern, die zeitgleich mit Creative World – darin ist die Paperworld aufgegangen – und Christmasworld unter gemeinsamem Messedach stattfand. A-Marken und echte Anker des Nonfood-Geschäfts wie WMF, Fissler, Zwilling, Schott, Leonardo, Villeroy & Boch sowie Fackelmann Brands waren erstmals nicht auf den Flächen rund um Frankfurts „Gudd Stubb“, die Festhalle, zu finden. Oder doch?

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Aussteller belegten auf 352.950 Bruttoquadratmetern das gesamte Frankfurter Messegelände und verschafften 154.000 Händlern aus aller Welt Einblicke in innovative Konsumgüterwelten. Der Inspirations-, Order- und Netzwerktermin brachte Teilnehmer aus über 170 Nationen zusammen.
Quelle: Messe Frankfurt

Fissler nimmt Umwege
Für Fissler war das Wagnis des Fernbleibens dann wohl doch zu groß, der Premiumhersteller von Kochgeschirr „Made in Germany“ aus Idar-Ober‧stein hatte sich in Blickweite der Messehalle 3 im Hotel Mövenpick eingerichtet, um dort den Einkäufern aus aller Welt die neuesten Pfannen und Töpfe aus der Edelsteinstadt im Hunsrück zu präsentieren. Ob erfolgreich oder nicht, bleibt eine unbeantwortete Frage. Sicher ist nur, dass sich Fissler immerhin einen Teil der immens in die Höhe getriebenen Messekosten auf diesem Weg sparen konnte.

Dem Vernehmen der Aussteller nach hatte die Messe den Quadratmeterpreis um deutliche 30 Prozent nach oben geschraubt. Die Folge: Große Aussteller wie etwa die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF), die zur französischen Groupe SEB mit den deutschen Elektroklein-geräte-Marken wie Rowenta, Tefal oder Krups gehört, entschieden frühzeitig, nicht mehr auf der Ambiente auszu-stellen. WMF hatte sonst Flächen von rund 1.200 m2 auf dieser Konsumgüterausstellung belegt. Wie zu hören war, habe das in der Vergangenheit mit über 3 Millionen Euro zu Buche geschlagen. In ähnlichen Größenordnungen war auch Zwilling früher zugange. Gefu aus Eslohe hatte sich anders als Fissler doch noch zur Teilnahme vor Ort entschieden. In der Galerie zwischen den Hallen 8 und 9 blieb deshalb nur eine „Notunterkunft“ für die Küchenhelfer-Utensilien aus dem Sauerland. Doch auch hier war die Frequenz wie in allen Hallen während der Lauftage hoch.

Neuordnung der Flächen
Zwingend mussten die Flächen beim Restart neu und anders bespielt werden. Schließlich war die Ambiente nicht mehr allein zu Hause. War das etwa die Wiedergeburt einer der ältesten Messen der Welt, der Frankfurter Frühjahrsmesse? Quasi ein buntes Konsumgüterangebot aus aller Welt, wiederkehrend zum Jahresbeginn am Main? Die vermeintlich kleinen Marken aus dem Nonfood-Segment erhielten diesmal eine größere Aufmerksamkeit, weil sie erstmals mitten drin statt nur dabei waren. Aus Kostengründen hatten etliche Anbieter ihre Stellfläche den Preisen angepasst und verkleinert.

Die Hallen 8 und 9 waren für die Einkäufer aus dem deutschen LEH von besonderem Interesse. Die Themen eng eingegrenzt: Nachhaltigkeit zieht jetzt auch in die Nonfood-Branche ein. Von geschlossenen Kreisläufen wie bei der Verpackung kann zwar noch keine Rede sein, aber immerhin: Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht, die erstmals auf der Ambiente gezeigt wurden. Die Antihaftbeschichtung einiger Töpfe und Pfannen enthält PFAS. Das sind Chemikalien, die in der Pfanne fettabstoßend wirken. Berndes zum Beispiel präsentierte mit „b-nature“ eine neue Versiegelung aus Quarz, die nachhaltig und gesundheit-lich unbedenklich ist. Zudem bieten die Sauerländer Pfannen ohne Griff an. Diesen gibt es solo zu kaufen und er passt an alle Pfannen des Herstellers. Das schont Material und schafft Platz im Schrank, weil die Pfanne jetzt nicht mehr so sperrig ist. Bei den Elektrogeräten ist plötzlich wieder die Reparaturfähigkeit gefragt. Wegwerfen war gestern, die Langlebigkeit von Produkten ist wieder in.

Unerwartet großer Erfolg
Das Konzept der Messe Frankfurt hat gegriffen: Aus vier Messen eine zu machen war erfolgreicher als erwartet. Vor allem die hohe Internationalität überraschte. Die kommende „Frühjahrsmesse“ findet bereits vom 26. bis 30. Januar 2024 direkt nach der Messe „Maison & Objet“ in Paris statt. So sollen internationale Besucher in Paris und Frankfurt in einem Rutsch ihr Sourcing betreiben können.

Dann vielleicht auch wieder mit den deutschen A-Marken: Bereits während der Ambiente trafen sich die Großen mit der Messe zum ergebnisoffenen Austausch. Der Unmut der „treuen“ Aussteller war deshalb groß: Müssen sie dann wieder in die zweite Reihe und treibt das den Flächenpreis nochmals hoch? Die Messemacher genießen den Erfolg, Frankfurt kann noch Ambiente!

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