Obst und Gemüse Tomate für Betuchte

Das niederländische Unternehmen Looye Kwekers produziert Honigtomaten unter der Marke Looye. Katja Kamp erläutert, was genau dahintersteckt.

Mittwoch, 22. Februar 2023, 20:33 Uhr
Hedda Thielking
Artikelbild Tomate für Betuchte
Bildquelle: Superstudio / Lodewijk Duijvesteijn Productions

Was ist das Besondere an den kleinen Looye Honigtomaten?
Katja Kamp: Wir haben uns vor einigen Jahren als erster Tomatenproduzent in Europa für Branding entschieden. Das Besondere an unseren Looye Honigtomaten sind der unverwechselbare aromatische Geschmack, der feste Biss und die ganzjährig gleichbleibend hohe Qualität.

Looye-Tomaten haben durchaus ihren Preis ...
... dafür bieten wir nicht nur ein Premium-Produkt, sondern bieten den Händlern auch kostenlose Werbematerialien und PoS-Aktionen an. Unsere festen Jahrespreise mussten wir im vergangenen Jahr jedoch ausnahmsweise anpassen, weil die Kosten in den Niederlanden beispielsweise für Energie und Mindestlohn ebenfalls gestiegen sind. Zurzeit kosten lose Looye Honigtomaten im Fachhandel 29 Euro je Kilogramm und ein 180-Gramm-Becher 3,99 Euro (ca. 22 Euro je Kilogramm).

Sind die Verbraucher derzeit bereit, diese Preise zu bezahlen?
Aus Gesprächen mit Händlern wissen wir, dass die Menge pro Kauf zurzeit geringer ist. Die Kunden kaufen beispielsweise von der losen Ware nur noch einen statt zwei Zweige. Händler sagen uns aber auch: Ungünstiger wäre es, wenn keine frische Ware verfügbar wäre. Manche Tomatenerzeuger haben aufgrund der hohen Energiepreise ihre Produktion bereits eingestellt.

Wie wirken sich die hohen Preise auf Ihren Absatz und Umsatz aus?
Im Jahr 2022 haben wir einen Umsatz von rund 61 Millionen Euro erwirtschaftet und liegen damit unter dem Vorjahresniveau. Im Vergleich zum Gesamtmarkt sind wir noch ein kleiner Player. Allerdings haben wir einen großen Einfluss im Premiumbereich. So konnten wir den Absatzanteil der Premium-Tomaten an unserer Gesamtproduktion von 38 Prozent 2019 auf 49 Prozent 2022 ausbauen. Unsere anderen Tomaten vermarkten wir als Handelsmarken. Sie unterscheiden sich von Looye-Tomaten nicht in Qualität und Geschmack, sondern lediglich in der Sortierung.

Lose Ware oder Becher: Welche Variante liegt derzeit im Trend?
Becher liegen im Moment mehr im Trend, da im Winter die Tomatenregale im LEH sehr eingeschränkt sind und daher unser Becher auffällt.

Welche Zielgruppen stehen im Fokus?
Im Fokus stehen Verbraucher, die bereit sind, für eine stets hohe Qualität und einen unverwechselbaren guten Geschmack weiterhin mehr Geld auszugeben. Es sind Genussmenschen, die sich mit hochwertigen Produkten eine kleine Auszeit vom Alltag gönnen möchten.

Dementsprechend wählen Sie Ihre Distributionskanäle?
Unser Markenprodukt vermarkten wir sowohl an selbstständige Händler und 400 Fachhändler als auch an Filialmärkte wie Rewe, Edeka und Hit. Discounter beliefern wir generell nicht, auch nicht mit unseren Handelsmarken. Die Kunden, die dort einkaufen, sind eher preisorientiert. Vor Kurzem sind wir auch im Online-Handel gestartet. Allerdings steckt der im Frischebereich noch immer in den Kinderschuhen, vor allem in Deutschland. Bei Albert Heijn Online sind wir schon sehr erfolgreich mit unseren Looye Honigtomaten.

Können sich Händler bald auf Bio-Tomaten von Looye freuen?
Bio ist für uns keine Option. Die Bio-Regelungen sehen vor, dass die Tomaten im Boden angebaut werden müssen. In unseren Gewächshäusern wachsen die Pflanzen jedoch auf Steinwolle. Hier arbeiten wir zur Bestäubung und zur Schädlingsbekämpfung mit Nützlingen, sodass wir in der Regel keine chemischen Pflanzenschutzmittel einsetzen.

Woher kommt der Geschmack?
Zum einen ist die Sorte beziehungsweise das Saatgut relevant für den Geschmack. Bei den Looye Honigtomaten handelt es sich um eine sehr gute, aber anspruchsvolle Sorte namens Piccolo. Zum anderen kommt es auf den Anbau und die Expertise an, das Beste aus der Sorte herauszuholen. Wir lassen die Pflanzen grundsätzlich länger hängen und geben spezielle Nährstoffe. In Großbritannien, wo diese Sorte entdeckt wurde, wird sie anders angebaut und unterscheidet sich geschmacklich daher von unserem Produkt.

Was haben Sie in Sachen Nachhaltigkeit geplant?
Auf unseren Anbauflächen haben wir kürzlich 50 Prozent der Lampen durch energiesparende LEDs ersetzt. Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren komplett auf LEDs umzustellen. Rund 50 Prozent unserer Anbaufläche ist außerdem beim Geothermie-Projekt Trias Westland angeschlossen. Des Weiteren streben wir einen geschlossenen Wasserkreislauf an.

Ist der Kunststoffdeckel auf dem Snackbecher noch zeitgemäß?
Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Verpackungsmaterialien durch immer nachhaltigere Lösungen zu ersetzen, beispielsweise durch die Verwendung von Monomaterialien und recyceltem Kunststoff. Die Lebensmittelsicherheit macht es oft notwendig, Verpackungen einzusetzen.

Wie wollen Sie den Verkauf ankurbeln?
Wir bauen unsere Multichannel-Kampagnen weiter aus und entwickeln gemeinsam mit reichweitenstarken Influencern zahlreiche Rezepte, die neue Verzehr- und Zubereitungsmöglichkeiten mit den Looye Honigtomaten aufzeigen. Sei es als frische Zutat im Fingerfood, als Salattopping oder als Belag für Quiches, Tartelettes & Co. Unser Werbeetat macht ungefähr zwei Prozent unseres Umsatzziels aus, wir halten dies aber flexibel.

pdfMarktdaten_Tomatensegmente_GfK 2021-2022