Fisch In der Zucht liegt die Zukunft

Die Aquakultur ist der am schnellsten wachsende Zweig der Lebensmittelwirtschaft weltweit. Neue Zuchtanlagen entstehen auch in Deutschland – in ungeahnter Vielfalt.

Freitag, 09. Dezember 2022 - Sortimente
Markus Heine
Artikelbild In der Zucht liegt die Zukunft
Bildquelle: Seawater Cubes

Ob Lachse, Buntbarsche, Muscheln oder Garnelen – 50 Prozent der weltweit verzehrten Fische und Meeresfrüchte stammen aus Aquakulturen, mit zunehmender Tendenz. Zu den mengenmäßig wichtigsten in Deutschland produzierten Arten gehören Forelle, Saibling, Karpfen und Miesmuscheln. „Es bereichern aber auch eine Reihe neuer Arten den Speiseplan, zum Beispiel Weißbeingarnele, Barramundi oder Afrikanischer Wels“, betont Dr. Stefan Meyer, Präsident des Bundesverbandes Aquakultur. „Diese Arten werden vor allem in geschlossenen Kreislaufanlagen produziert, die über einen sehr geringen ökologischen Fußabdruck verfügen und eine sehr verlässliche und gleichbleibende Produktqualität garantieren. Zudem bieten die Produkte aus Aquakultur Verbrauchern und Handel die größtmögliche Transparenz und Rückverfolgbarkeit.“

Die Zeiten, in denen mehr Wildfisch gefangen werden muss, um Aquakulturfisch zu ernähren, sind laut Meyer schon lange vorbei: „Modernes Fischfutter besteht aus pflanzlichen Rohstoffen und wird mit Algen-Ölen angereichert, um den Gehalt an Omega-3-Fettsäuren zu sichern. Auch Antibiotika werden in europäischen Aquakulturen nur noch in verschwindend geringen Mengen eingesetzt, sodass diese Anlagen um Längen besser abschneiden als jede andere Form der Nutztierhaltung.“

Meeresfisch aus dem Saarland
Die Aquakultur bietet heutzutage viele Möglichkeiten, zum Beispiel lässt sich Meeresfisch nachhaltig und regional mitten im Saarland produzieren. Das Unternehmen Infinite Sea aus Völklingen tut genau das und züchtet in großen Meerwasserpools ASC-zertifizierte Bernstein- und Gelbschwanzmakrelen (Yellowtail Kingfish). Beide Speisefische haben festes und helles Fleisch und eignen sich für alle Arten des Rohverzehrs wie Sashimi oder Sushi, sind aber auch Bestandteil der mediterranen Küche.

Durch eine kontinuierliche Optimierung der Anlage versucht man bei Infinite Sea, den Ressourceneinsatz so gering wie möglich zu halten. „Hier können wir punkten, da wir nicht nur reiner Fischproduzent sind, sondern die Technik selbst weiterentwickeln“, erklärt Geschäftsführer Dr. Andreas Mäck. „Wir recyceln Wasser und verwenden über 99 Prozent des eingesetzten Wassers wieder. Durch die innovative Technik können wir den Fischen eine optimale Wasserqualität bei Wohlfühlbedingungen bieten.“ Das Ergebnis: ein hochwertiges Produkt mit ganzjährig gleichbleibender Qualität. Dazu immer sehr frisch und entsprechend lange haltbar, was den Handel erfreuen wird.

Für 2023 rechnet Mäck mit einer Jahresproduktion von „nur“ 30 bis 50 Tonnen, da die Anlage zurzeit umgebaut werde und nur zum Teil laufe. Nach dem Umbau könne die Produktionsmenge dann in zwei Stufen auf 400 und 800 Tonnen pro Jahr erweitert werden. Dann soll nicht nur die Gastronomie, sondern auch der Handel beliefert werden können.

88 Prozent

der deutschen Nachfrage nach Fischprodukten wurden 2021 durch Importe befriedigt (Quelle: Fisch-Informationszentrum).

Garnelen aus Glückstadt
Auf kurze Transportwege und Nachhaltigkeit setzt auch der norddeutsche Garnelenspezialist Hanse-Garnelen, der in den nächsten Tagen die größte nachhaltige Garnelenfarm Europas in Glückstadt in Betrieb nehmen wird. Auf der Fläche eines Fußballfeldes will man jährlich etwa 85 Tonnen frische Garnelen züchten. Geschäftsführer Rupert Baur: „Unsere frischen Garnelen sind ein vollständig anderes Produkt als bekannte Tiefkühlware und hinsichtlich ihrer Textur und ihres Geschmacks damit nicht vergleichbar. Sie werden nicht über viele Wochen oder Monate mehrfach eingefroren und sind nicht mit Schiff oder Flugzeug auf dem Weg um die halbe Welt.“

Zudem erweist sich die Produktion der Garnelen in Deutschland als sehr ressourcenschonend. „Wildfanggarnelen bringen pro Kilo einen Beifang von etwa 13 Kilo mit sich“, erklärt Baur. „Wir verfüttern dagegen auf diese Menge nur etwa 1,3 Kilo Futter, davon weniger als die Hälfte aus Fischmehl oder Fischöl. Damit sind wir um den Faktor 20 besser als der Wildfang.“

Interessant ist auch folgender Vergleich von Baur: „Ein Kilogramm Rindfleisch erfordert über die gesamte Wertschöpfungskette etwa 15 bis 16 Kubikmeter Wasser. Wir kommen dagegen dank ausgeklügelter Kreislauftechnologie pro Kilo Garnelen mit etwa 50 Litern aus.“ Mit diesen Argumenten will Hanse-Garnelen führender Anbieter frischer Garnelen werden und die neue Marktkategorie im Sinne der Nachhaltigkeit weiter mit dem Handel ausbauen.

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