Planetengesunde Ernährung Foodbranche muss reagieren

Die Ernährungswirtschaft sei gefordert, um eine planetengesunde Ernährung zu fördern, meint Agrarökonomin Dr. Claudia Hunecke (Foto).

Freitag, 09. Dezember 2022 - Sortimente
Bettina Röttig
Artikelbild Foodbranche muss reagieren
Bildquelle: PIK

Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu einem ausgewogenen Speiseplan werden wenig befolgt. Wie kann die Planetary Health Diet (PHD) Verbrauchern besser vermittelt werden?
Dr. Claudia Hunecke: Der Zusammenhang zwischen Klimawandel beziehungsweise Umweltzerstörung und Ernährung wird erst langsam in einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen. Die PHD kann die Grundlage einer öffentlichen Diskussion bilden, da sie eben nicht nur Aspekte der menschlichen Gesundheit beachtet, sondern auch eine Brücke schlägt zu den durch eine individuelle Ernährungsweise verursachten globalen Umwelt- und Klimaschäden. Öffentliche Informationskampagnen, Werbung, politische Diskussionen und die Anwendung der PHD in öffentlichen Versorgungseinrichtungen können helfen, diese bewusste Art der Ernährung zu verbreiten.

Welche Rolle spielen dabei Ihrer Meinung nach Lebensmittelhandel und -industrie?
Lebensmittelhandel und -industrie können ihre Lieferketten auf mögliche Umweltauswirkungen überprüfen und verbessern. Selbstverpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und weitere Umweltindikatoren können sowohl Produzenten als auch Konsumenten helfen, sich anzupassen und ihr Verhalten zu verändern. Beispiele wie die Durchsetzung der Global-GAP-Zertifizierung haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass Lebensmittelhandel und -industrie durchaus in der Lage sind, ohne politische Vorgaben Produktionsanforderungen zu verändern. Durch eine prominentere Platzierung gesunder und umweltfreundlicher Lebensmittel, durch Werbung oder Preisanreize können Konsumenten angeregt werden, ihr Konsumverhalten zu überdenken und zu verändern.

Braucht es eine Kennzeichnung, die zeigt, dass ein Produkt „gut für mich und den Planeten“ ist?
Lebensmittelkennzeichnungen sind ein wichtiges Instrument zur Information. Studien zeigen, dass es nicht nur zwischen einzelnen Lebensmittelgruppen große Unterschiede in den Klima- und Umweltauswirkungen gibt, sondern auch zwischen den einzelnen Herstellern und Produkten. Insofern könnte die Zusammenfassung verschiedener Labels zu einem „gut für mich und den Planeten“ gegebenenfalls hilfreich sein.

Unter welchen Voraussetzungen?
Es kommt dann sehr auf die Ausgestaltung und die regelmäßige Überprüfung der Lebensmittel an. Besonders die Umweltauswirkungen entlang von Lieferketten können sich stark unterscheiden – auch bei ein und demselben Produkt. Um das Vertrauen der Konsumenten nicht zu verspielen, müsste die Rechtfertigung solch einer Kennzeichnung also ständig überprüft werden.

Zur Person

Dr. Claudia Hunecke ist Agrarökonomin und forscht am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Ihre Schwerpunkte sind Ernährungssysteme, Landnutzung und die Milchwirtschaft.

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

HIT Produkte 2023

Im Gespräch - Hersteller