Regionale Produkte Der Boom ist in Gefahr

Die Kaufzurückhaltung bei teureren Produkten aus der Umgebung ist spürbar. Die Hersteller in den Bundesländern, die stark auf Regionalität setzen, müssen sich auf diese neuen Vorzeichen einstellen.

Freitag, 21. Oktober 2022 - Sortimente
Silvia Schulz
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Bildquelle: Getty Images

Für Fachbesucher und Publikum: Mit der zweiten Auflage der „landesweiten Warenbörse Regional + Bio aus MV“ knüpften die Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern (AMV) und ihr Partner Bund MV an die erfolgreiche Auftaktveranstaltung aus dem Jahr 2020 an.

Die Erfolgsgeschichte – gerade in Sachen Interesse des Fachpublikums – konnte zwar fortgesetzt werden, aber die Gespräche zwischen Herstellern und Händlern waren von der aktuellen schwierigen Lage geprägt. In vielen Dialogen spielte die gegenwärtige Situation hinsichtlich der Energieabsicherung und der Bezahlbarkeit von Energie für die Branche eine Rolle.

Doch Negatives gehört genau wie Positives zum Austausch. „Viele Händler waren erstaunt, was in unserem Bundesland alles produziert wird. Neue Kontakte zwischen Produzenten und Händlern konnten den Weg zu weiteren Gesprächen und möglichen Geschäftsbeziehungen anbahnen. Somit hat die Warenbörse ihr Ziel voll und ganz erreicht“, freut sich AMV-Geschäftsführerin Jarste Weuffen.

Positive Reaktionen sichtbar
Matthias Tietten, Key-Account-Manager Handel, Darguner Brauerei, ist dementsprechend optimistisch: „Alkoholfreie Bier- und Biermix-Sortimente sind laut Nielsen voll im Trend und entwickeln sich weiterhin sehr positiv. Regionale Brauereien, wie unsere Darguner Brauerei GmbH, setzen einen Trend mit dem 0,0 %-alkoholfreien Bier-Sortiment in der Region, das bei den Fachkunden großen Anklang fand.“

Auch Leonie Behrens, Mitinitiatorin des Haehnlein-Kükenretter-Konzeptes, Erzeugerzusammenschluss Fürstenhof, ist zufrieden mit dem Interesse potenzieller Kunden: „Die diesjährige Warenbörse hat sich für uns als sehr wertvolle Veranstaltung herausgestellt. Wir konnten mit unseren Bio-Haehnlein-Eiern und Geflügelprodukten sowohl neue Handelspartner gewinnen als auch bestehende Partner für zusätzliche Artikel begeistern. Gerade unsere neuesten Produkte mit Fleisch vom Bruderhahn und unser ganz spezieller Eierlikör haben die Besucher bei einer spontanen Verkostung überrascht und echtes Interesse geweckt. Für uns eine hochkarätig besuchte Veranstaltung, bei der wir die Mehrwerte unserer geschlossenen Kreislauflandwirtschaft gut transportieren konnten und die uns auch Türen über die Landesgrenzen von MV hinaus geöffnet hat.“

Handelsaktivitäten nötig
Doch zufriedene Aussteller kann es nur geben, wenn der Handel die Chance genutzt hat. Der schwarze Netto hat es getan. Sven Hoffmann, Einkaufsleiter Frische, Netto, hat die kürzliche Warenbörse in erster Linie genutzt, um „bestehende Kontakte, beispielsweise zu den Unternehmen Greifen-Fleisch und Die Rostocker Wurst- und Schinkenspezialitäten“ aufzufrischen.

Vor allem entdeckte er weitere spannende, potenzielle neue Lieferanten wie beispielsweise die Räucherei Brennecke. „An diesem Beispiel zeigt sich ganz gezielt, wie wichtig der Austausch vor Ort auf Messen ist“, berichtet Hoffmann.

Und das gilt nicht nur für Produkte, sondern auch für Zulieferer: So konnte Hoffmann einen neuen Kontakt zu einer Verpackungsfirma von der Insel Rügen herstellen. „Hier werden wir prüfen, wie wir Lösungen finden können, um den Bedürfnissen des Händlers, der Produzenten und Konsumenten noch besser gerecht zu werden“, plant der Einkaufsleiter. „Alles in allem eine gelungene Veranstaltung mit vielen tollen Produkten“, sagt er.

Hoher Bio-Anteil
Vom Kleinstbetrieb bis zum großen Unternehmen waren etwa 70 Aussteller mit rund 1.000 Produkten und rund 250 Fachbesucher auf der Warenbörse vertreten. Eine Befragung unter den Fachbesuchern ergab ein positives Bild: 97,1 Prozent der Befragten waren vollständig beziehungsweise überwiegend mit der Warenbörse zufrieden und konnten neue Kontakte knüpfen. Mit 98 Prozent wurde auch der Veranstaltungsort äußerst positiv bewertet.

Insgesamt stieg der Ausstelleranteil der Bio-Produzenten gegenüber 2020 auf 42 Prozent. Sie produzieren ausschließlich oder in Kombination mit konventioneller Produktion in Bio-Qualität, 23 Prozent ausschließlich Bio, 19 Prozent regional konventionell und Bio sowie 58 Prozent ausschließlich regional konventionell. „Wir haben ein Angebot entwickelt, das es Produzenten und Fachkunden an einem Tag, und damit in kürzester Zeit, mit einem sehr geringen Aufwand erlaubt, den größtmöglichen Überblick über die Ernährungsbranche im Bundesland zu erhalten“, fasst es Jarste Weuffen zusammen. „Das betrifft sowohl den konventionellen als auch den Bio-Bereich.“

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