Tiefkühlkost Motor für den LEH

Die zunehmende Preisorientierung der Kunden wird dem tiefgefrorenen Sortiment einen weiteren Schub verpassen – Angebote und Eigenmarken zählen.

Freitag, 21. Oktober 2022 - Sortimente
Andrea Kurtz
Artikelbild Motor für den LEH
Bildquelle: Mirco Moskopp

Tiefkühlkost bleibt aktuell ein Boom-Sortiment für den Handel. Kunden kaufen, angetrieben von Inflationsangst und real gestiegenen Kosten, strikt nach Preis. Spürbar wird das vor allem bei tiefgekühlten Obst- und Gemüseprodukten sowie beim verstärkten Griff zu Sonderangeboten und Eigenmarken. „Wir haben nach Corona eine komplett neue Wahrnehmung von Tiefkühlkost“, sagte Dr. Sabine Eicher, die Geschäftsführerin des Deutschen Tiefkühlinstituts (DTI), beim Kongress zum Tiefkühl-Star 2022, bei dem die Lebensmittel Praxis und das DTI die besten TK-Abteilungen des Jahres prämierten (LP 16, Seite 26). Die GfK spricht zwar vom Trading-down-Effekt, der schon im Sortiment sichtbar würde: Kunden griffen unter Spargesichtspunkten zunächst zur Premium-Eigenmarke statt zum Markenprodukt. Bei dauerndem Sparzwang wird nach unten durchgereicht: Statt Premium-Eigenmarke wird dann Mittelmarke oder Preiseinstiegsprodukt gekauft.

Der Kategorie als Ganzem tue das aber keinen Abbruch, betont Matthias Immesberger, Bereichsleiter/Sortimentsmanager Tiefkühlkost bei der Globus Markthallen Holding, in der aktuellen Studie, die er gemeinsam mit dem DTI durchführte. „Tiefkühlkost ist Frische ohne Abschriftenrisiko“, betont Immesberger die Vorteile.
87 Prozent der Kunden kauften laut Studie in den vergangenen drei Monaten so viel TK wie oder mehr als zuvor. Bei den Mehrverwendern sind es stärker die Jüngeren und Haushalte mit niedrigeren Einkommen, aber auch die Singles und große Haushalte mit mehreren Kindern, die in den letzten drei Monaten mehr TK verwendet haben. 51 Prozent der befragten Kunden schätzen die Bevorratungsmöglichkeit, rund 44 Prozent die schnelle Zubereitungsmöglichkeit, 35 Prozent die gute Portionierbarkeit und damit das Vermeiden von Foodwaste.

Hier könne die Branche ansetzen, diese Vorteile noch weiter kommunizieren und damit das Segment endgültig aus der „kalten Ecke“ herausholen, betont Immesberger. Dem pflichtet Stephan Cunäus, Geschäftsführer des E-Center Warnow Park bei Rostock, ausdrücklich bei. „Geschmackserlebnis, Frische und Convenience, aber auch die Abfallvermeidung durch die gute Portionierbarkeit können wir dem Kunden noch deutlicher nahebringen“, sagt er. Er beschreitet mit seiner TK-Abteilung darüber hinaus neue Wege: Wärme durch Holzoptik, Abbildungen nur mit aufgetauten, fertigen Produkten, klare Linien, großzügige Gänge sollen vor allem die Verweildauer in der Abteilung erhöhen. Das zahle sich mit einem deutlichen Umsatzanstieg aus.

Hauptzielgruppe: Familien
Ein Blick auf die relevanten TK-Warengruppen zeigt: Speiseeis wird am häufigsten verwendet, gefolgt von Gemüse/Kräutern, Kartoffelprodukten, Fisch und Pizza. Fertiggerichte, Fleisch und Kuchen werden eher selten beziehungsweise gelegentlich verwendet. Die Grundregel: Je mehr Kinder im Haushalt, desto mehr Speiseeis, Kartoffelprodukte, Fisch und Brötchen werden gegessen.

Allerdings, so räumen die Studienleiter Immesberger und Eichner ein, gibt es noch Potenzial zu heben. So sagen über 34 Prozent der Nichtverwender kategorisch „Schmeckt mir nicht“, knapp 16 Prozent meinen sogar, die Produkte seien ungesund, über 11 Prozent monieren den Einsatz von Zusatzstoffen oder Geschmacksverstärkern.

Dies seien allerdings Mythen, so Eichner, die ebenfalls mit gezielter Kommunikation ausgeräumt werden könnten. „Tiefkühlartikel sind günstige, unkomplizierte, vitamin-, mineral- und nährstoffreiche Mahlzeiten oder Mahlzeitkomponenten“, ergänzt Immesberger. Dazu brauche es originelle Verkostungsaktionen am PoS, eine geschickte Platzierung auf der Fläche sowie eine durchdachte Positionierung der Abteilung mit stimmiger Integration ins Ladenlayout und den Kundenlauf.

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