Kaffeekapseln „Hersteller auf einer unlösbaren Mission“

Nachhaltiger soll‘s sein: Delica versucht sich an einer kompostierbaren Kapsellösung mit eigenem System.

Donnerstag, 15. September 2022 - Sortimente
Elena Kuss
Artikelbild „Hersteller auf einer unlösbaren Mission“
Bildquelle: Delica

Herr Gugerli, Sie selbst sind ein großer Espresso-Fan. Wie schmeckt CoffeeB?
Ich trinke schon seit sechs Monaten CoffeeB. Am liebsten den Espresso Forte. Ich mag den kräftigen Geschmack. Aber bei den acht Sorten, die wir gelauncht haben, ist für jeden Geschmack oder jedes Bedürfnis etwas dabei.

Das Versprechen einer kompostierbaren Kapsel haben die Verbraucher beispielsweise von Lavazza zu hören bekommen. Lavazza hat im August von Bio-Kunststoff auf Alu-Kapseln umgestellt, weil sie das Versprechen nicht halten konnten. Warum kann die Delica ihr Versprechen halten?
Es gibt Unterschiede und darauf will ich genauer eingehen: Wir wollen drei Dinge vereinen: einen guten Geschmack, einen guten Schutz gegen den Aromaverlust durch den Kontakt mit Sauerstoff und keinen Abfall. Die Hersteller, die eine kompostierbare Kapsel für die Nespresso-Maschine entwickeln wollten, waren auf einer vielleicht unlösbaren Mission. Die Kapsel brauchte eine harte Schale, um in der Nespresso-Maschine genutzt werden zu können. Viele Hersteller brauchten dafür ein bis zwei Gramm Material. Das ist meist aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen worden. Trotzdem brauchte die Kapsel noch Erdölkomponenten als Verbindungsmaterial. CoffeeB kommt mit viel, viel weniger Material aus. Sämtliche Bestandteile des Coffee Balls sind auf pflanzlicher Basis und gartenkompostierbar, auch ich dünge meine Pflanzen mit den Coffee Balls. Entsprechend kann durch CoffeeB der Aluminium- und Plastikabfall massiv reduziert werden.  

Kann der Kaffeeball nach Verwendung im Bio-Müll entsorgt werden?
Man kann die Coffee Balls in der Bio-Tonne entsorgen. Das Problem der kompostierbaren Kapsel war auch, dass in vielen Müllentsorgungsanlagen noch manuell sortiert wird. Die Bio-Kunststoffkapseln waren optisch nicht von den Kunststoffkapseln zu unterscheiden.

2023 solle das CoffeeB-System auch in Deutschland verkauft werden. Bei welchen Händlern wird CoffeeB verfügbar sein?
Dazu äußern wir uns noch nicht.

Welche internationalen Märkte sollen folgen?
2022 liegt der Fokus auf der Schweiz und Frankreich. Deutschland ist der drittgrößte Kaffeemarkt und folgt im Frühjahr 2023. Wir wollen so wie auch mit den Café-Royal-Kapseln überall entlang des LEH verfügbar sein. Aber das Konzept hat keine Grenzen, denn der Kapselmüll ist ein globales Problem.

Wollen Sie mit CoffeeB Nespresso den Kampf ansagen? Vom Preis aus betrachtet, spielen Sie in der gleichen Liga.
Nein, wir kreieren da ein neues System. Nespresso hat tolle Pionierarbeit geleistet. Wir bieten ein Nachfolgesystem des Kapselsystems mit allen bewährten Vorteilen eines Kapselsystems und einem perfekten Kaffeeerlebnis bei jeder Tasse. Damit lösen wir einen grossen Pain Point in der Kaffeeindustrie, den Kapselmüll.

Nestlé, Arbeitgeber des Nespresso-Maschinenerfinders Éric Favre, war erst gar nicht so begeistert. Wie lange hält die Delica durch, wenn zu Beginn die Begeisterung fehlen sollte?
Wir sind erst seit wenigen Tagen auf dem Markt. Und diese Sorgen mache ich mir im Moment nicht. Dieser enorme Buzz ist ein Zeichen dafür, dass die Konsumenten das wirklich wollen. Die Begeisterung ist bereits da.

Der Konsument braucht für die Kaffeebälle auch eine neue Maschine. Die Zahl der Nespresso-Maschinen stagniert in Deutschland. Ist das ein gutes Zeichen für CoffeeB?
In der Schweiz werden 300.000 neue Nespresso-Maschinen pro Jahr gekauft. Und stagniert heißt nicht, dass die Zahl der neu angeschafften Maschinen in Deutschland nicht mehr relevant wäre. Wir wollen die überzeugen, die sowieso eine Maschine kaufen wollten. Wir forcieren nicht den Wechsel. Viele haben aber auch keine Maschine gekauft, weil sie das Müllproblem sehen. In der Schweiz kaufen sich Kunden alle vier bis fünf Jahre eine neue Maschine. Und man muss den Preis von um die 150 Franken mit dem Preis eines Vollautomaten vergleichen. In Deutschland gibt es auch viele Soft-Pad-Nutzer oder Filterkaffeetrinker: Auch diesen Verwendern wollen wir eine Steigerung im Geschmack anbieten.

Das Medienaufgebot ist groß. Wie sieht es am Schweizer POS aus?
Wir haben 650 Geschäfte mit riesigen Zweitplatzierungen quasi umgebaut. Überall wo es die Kapsel gibt, gibt es auch die Maschine zu kaufen. Und so werden wir auch in den anderen Märkten aufmerksamkeitsstark starten.

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