Frei von... Ist die Zukunft frei von?

„Frei von“-Produkte werden immer beliebter, und das nicht nur bei Allergikern. Auch alle übrigen Kunden greifen häufiger bewusst zu und achten auf ausgewogene Zutatenlisten.

Dienstag, 24. Mai 2022 - Sortimente
Andrea Kurtz, Silke Wartenberg
Artikelbild Ist die Zukunft frei von?
Bildquelle: Getty Images

Was sich inzwischen auch in der bunten Welt der Süßwaren durchsetzt, gilt bei anderen Kategorien wie Molkereiprodukte, Fertiggerichte, Tiefkühlpizza, Getränke sowie Brot und Backwaren erst recht: Kunden schauen immer mehr auf Alternativprodukte, die weniger oder gar keinen Zucker, weniger Fett oder Salz enthalten. „Und auch vegane, gluten- und laktosefreie Erzeugnisse erweitern das leckere Portfolio“, führt Solveig Schneider vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) aus. Die GfK bestätigt: Über 34,4 Prozent aller Konsumenten wünschen sich nachhaltige Produkte, ohne auf Genuss und Spaß verzichten zu müssen.

Hohe Zahl an Innovationen
Das passt zu den aktuellen Analysen der Marktforscher von Mintel, die die gesamte Branche unter die Lupe genommen haben. Danach entfiel allein 2021 knapp ein Drittel (32 Prozent) aller Neueinführungen bei Lebensmitteln und alkoholfreien Getränken im Jahr 2021 auf die Kategorie „Frei von“. Im Sortiment Soßen und Gewürze waren 11,4 Prozent aller gelaunchten Innovationen „Frei von“, 11,3 Prozent aller Molkereiprodukte, 10,7 Prozent aller Snacks sowie 9,4 Prozent aller Backwaren.

In der Branchenbetrachtung zählen vegane Produkte übrigens zum „Frei von“-Segment; Mintel hat allein 64 Prozent neu eingeführte vegane Artikel quer durch alle Sortimente ermittelt. 46 Prozent wurden, so Mintel, beispielsweise als Produkte mit geringen beziehungsweise reduzierten Allergenen gelauncht oder enthalten sogar überhaupt keine. 35 Prozent der Innovationen hierzulande waren 2021 glutenfrei.

Beim Kauf von Lebensmitteln achten deutsche Verbraucher am meisten auf natürliche Inhaltsstoffe; das haben in einer Mintel-Online-Studie aus dem März dieses Jahres jedenfalls 42 Prozent der Befragten angegeben. Für 35 Prozent sind ein nie-driger Zuckergehalt; für 20 Prozent ein niedriger Fettgehalt wichtig.

„Die treuesten Käufer von ‚Frei von‘-Lebensmitteln sind nach wie vor Menschen mit einer Unverträglichkeit – sie kaufen diese Produkte am häufigsten“, erläutert Stavroula Ekoutsidou, die Leiterin von Alnavit. Hinzu komme, dass die Verbraucher verstärkt auf ausgewogene Zutatenlisten ohne unnötige Zusatzstoffe achten würden. Auch die Reduktion von Zucker, Salz und Fett sei ein großes Thema, das sich auf das Kaufverhalten im „Frei von“-Segment auswirken werde.

Der Kunde sucht nach Werten
Die Käufergruppe an sich habe sich jedoch in den letzten Jahren verändert, wie die Ergebnisse einer Studie zeigten, die das Unternehmen gemeinsam mit dem IFH Köln durchführte. Danach hatten schon 2020 bereits 70 Prozent der gesamten „Frei von“-Käuferschaft aufgrund ihres individuellen Ernährungsstils bewusst zu diesen Produkten gegriffen – und nicht aufgrund einer Unverträglichkeit. „Das hängt damit zusammen, dass das Essen an sich und die eigene Ernährungsweise immens an Bedeutung gewonnen haben: Sie sind Teil der eigenen Lebensweise und Ausdruck der Persönlichkeit geworden“, analysiert Ekoutsidou. „Die Menschen setzen sich mit Herkunft und Verarbeitung von Lebensmitteln viel stärker auseinander, und ethisch vertretbarer Konsum ist immer wichtiger geworden.“ Und sie geht noch einen Schritt weiter: „Da sich Verbraucher zukunftsgerecht produzierte Produkte wünschen, glauben wir, dass ‚Frei von‘-Lebensmittel in Bioqualität auf Dauer bevorzugt werden“, ist sie überzeugt. Das belegt die Studie vom IFH: 85 Prozent der „Frei von“-Kunden kaufen regelmäßig auch Bioprodukte. Megatrends wie die vegane Ernährung müssten ebenfalls berücksichtigt werden, so die Alnavit-Leiterin. In ihrem Unternehmen sind daher beispielsweise bereits 73 Prozent der gluten- und laktosefreien Produkte auch vegan.

Sicher ist jedenfalls: Produkte, die aktuelle Food-Trends wie „Frei von“ bedienen, bringen weiter Umsatz. Sie erlebten allein zwischen 2019 und 2021 einen deutlichen Umsatzschub: Der Trend Nachhaltigkeit schlägt laut GfK mit plus 36 Prozent, der Trend Gesundheit mit plus 24 Prozent zu Buche.

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