Milchpreise Preisrallye und kein Ende in Sicht

Die Milchpreise für Landwirte stiegen 2021 schwungvoll an. Weniger erzeugte Menge und ein guter Absatz führten zu höheren Preisen. Erfolgsmotoren waren der Export und Kunden at home.

Freitag, 25. März 2022 -
Dr. Friederike Stahmann
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So funktioniert Markt. Und so funktioniert auch der Milchmarkt: Wenn Milchanlieferungen sinken, gleichzeitig jedoch die Nachfrage steigt, führt das dazu, dass Landwirte mehr Geld für das Rohprodukt erhalten. Und damit kann die alte Ökonomie-Regel „Angebot und Nachfrage regeln den Preis“ als bestätigt gelten.

Das war nicht immer so: Lange Jahre, ja Jahrzehnte bestimmte ein EU-weites Quotensystem den Markt und damit auch die Preise. Seit der Deregulierung des Milchmarktes 2015 greifen nun aber wieder marktwirtschaftliche Grundsätze.

Die Milchlieferungen an die Molkereien verringerten sich laut Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 2021 um 2,1 Prozent auf 31,2 Millionen Tonnen Milch. Diese etwas kleinere Milchmenge traf auf ein gesteigertes Verbraucherinteresse. „Sowohl die weiße als auch die gelbe Linie der Molkereiprodukte übertrifft die hohen Umsätze des Coronajahrs 2020 im Jahr 2021 erneut“, resümiert man im GfK-Consumer-Index vom Dezember. So liege das Umsatzplus für die gelbe Linie von Januar bis Dezember bei 2,1 Prozent, für die weiße Linie sogar bei 2,7 Prozent.

Die Milchpreise für die Landwirte konnten dank dieser Ausgangslage im Laufe des Jahres 2021 ordentlich zulegen. Einschließlich Nachzahlungen bewegte sich der Preis im Jahresdurchschnitt bei 36,27 Cent je Kilogramm konventioneller Milch mit 4,0 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß ab Hof ohne Mehrwertsteuer. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um rund 10 Prozent.

Trotz dieser positiven Preisentwicklungen ist die Stimmung bei den Milcherzeugern nur sehr verhalten freudig. Denn nicht nur die Erlöse sind gestiegen, sondern auch die Kosten auf den Betrieben für Energie und Futtermittel.

Bayern steht für Wertschöpfung
Wie jedes Jahr veröffentlicht das Fachmagazin top agrar auch für 2021 eine Hitliste mit 62 Molkereien (insgesamt gibt es 145 in Deutschland). Zwischen der bestauszahlenden und der am schlechtesten zahlenden Molkerei liegen 4,7 Cent je Kilogramm. Nur, muss man sagen, denn ein Jahr zuvor waren es noch 8,5 Cent. Unangefochten an der Spitze stehen auch 2021 die Milchwerke Berchtesgadener Land mit einem Preis von 38,5 Cent je Kilogramm Milch. Ihre Philosophie der Kleinstruktur und der regionalen Vermarktung geht weiterhin auf.

Anders als die Jahre zuvor ist, dass sich nicht wie sonst üblich nur süddeutsche Molkereien unter den Top Ten der Auszahler tummeln. Zwei kleinere Molkereien in Schleswig-Holstein haben es nach ganz oben in den Auszahlungsolymp geschafft. Und noch eine Veränderung fällt auf. Den Wettbewerb zwischen den Bundesländern konnte 2021 Bayern für sich entscheiden. Eigentlich müsste man sagen, das Allgäu. Fünf der Top Ten haben ihren Sitz dort. Jahrelang hatte Baden-Württemberg dank der überdurchschnittlich gut zahlenden Molkereien Schwarzwaldmilch und Milchzentrale Nordbaden beim Länderwettbewerb die Nase vorn. Diese beiden zahlten jedoch im Jahr 2021 unter dem Bundesschnitt.

Einen umgekehrten Sprung – vom unteren Mittelfeld des Rankings ins obere Mittelfeld – hat die ostfriesische Molkerei Rücker mit Sitz in Aurich geschafft. Mitinhaberin Insa Rücker erklärt, warum sie den Landwirten einen so guten Preis zahlen konnte: „Ab dem dritten Quartal sind unsere Erlöse im Exportbereich gestiegen. Diese Erlöse haben wir unmittelbar an die Milcherzeuger weitergegeben.“

Auf einem klaren Weg in Sachen höherer Erzeugermilchpreis ist auch das Deutsche Milchkontor (DMK). „Gegenüber 2020 bedeutet das eine Verbesserung im Jahresschnitt von rund 4 Cent. Damit haben wir unser wichtigstes Ziel für 2021 klar erreicht“, freut sich Pressesprecher Oliver Bartelt. Die seit 14 Monaten kontinuierlich steigenden Auszahlungsleistungen zeigten sehr deutlich, dass der nachhaltige Umbau des DMK messbare Früchte trägt. „Dass das eine Entwicklung ist, die absolut notwendig ist, ist uns allen dabei mehr als klar“, weiß man in Bremen.

„2022 erwarten wir steigende Milchpreise, die natürlich auch an die Verbraucher weitergereicht werden müssen. Angesichts der gestiegenen Erzeugungs- und Verarbeitungskosten ist ein ‚Weiter so‘ der niedrigen Preise nicht zu kompensieren. Der Wert der Produkte und die Wertschätzung muss sich im Preis widerspiegeln“, meint Peter Stahl, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes. Im Januar zahlten die Molkereien gut ein Viertel mehr als 2021 und so viel wie zuletzt Ende 2007. Ein Ende der Preisrallye sei bislang nicht absehbar, heißt es von Verbandsseite.