Interview mit Paolo Barilla „Vorreiterrolle einnehmen“

Für Paolo Barilla, der gemeinsam mit seinen Brüdern Guido und Luca das Unternehmen führt, ist Nachhaltigkeit kein Lippenbekenntnis. Selbst wenn sie ihm hin und wieder mal die Nachtruhe raubt.

Donnerstag, 13. September 2018 - Sortimente
Susanne Klopsch
Artikelbild „Vorreiterrolle einnehmen“
Bildquelle: Barilla, Nicole Ritter

Herr Barilla, Nachhaltigkeit hat einen sehr hohen Stellenwert für Sie und Ihr Unternehmen, warum?
Paolo Barilla: In 30 bis 40 Jahren wird es auf der Erde mehr als neun Milliarden Menschen geben, die alle ernährt werden wollen. Schon heute, mit 7,5 Milliarden Menschen, bräuchten wir bereits anderthalb Erden, würden alle auf dem Standard leben, wie wir in Europa. Es ist also unglaublich wichtig, mit Ressourcen nachhaltig umzugehen. Vor allem auch als Unternehmer. Wir können nicht die ganze Welt retten, aber einen wichtigen Beitrag leisten und eine Vorreiterrolle einnehmen.

Was genau heißt das?
Zum Beispiel bestimmte Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen. Wenn wir eine Entscheidung bei Barilla treffen, muss diese einige Faktoren abdecken, etwa dass die Nahrungsmittel gesund für den Menschen sind und ihnen Freude bereiten, aber eben auch die Gesundheit des Planeten. Erst wenn alle diese Faktoren berücksichtigt sind, und wir uns damit wohlfühlen, denken wir darüber nach, wie wir das dann auf den Weg bringen und finanzieren. Glauben Sie mir, es gab einige Nächte, in denen ich mit Angst aufgewacht bin und mich gefragt habe, wie wir das schaffen. Aber Angst ist auch ein guter Motor, um nicht in der eigenen Komfortzone stehen zu bleiben.

Worin liegen die Herausforderungen aus Ihrer Sicht für Ihr Unternehmen?
Wissen Sie, früher konnten sich Unternehmer auf ihre wenigen, ureigenen Aufgaben, quasi ihr Handwerk, konzentrieren. Doch heute sind diese Aufgaben viel komplexer, wir müssen viel mehr können, uns mit Umweltschutz, Mitarbeiterführung oder digitalen Technologien auseinandersetzen. Das ist nicht immer leicht und bindet viel Zeit.

Barilla

1877 gründete Pietro Barilla eine Bäckerei. Heute hat das Unternehmen Barilla einen weltweiten Jahresumsatz von rund 3,4 Milliarden Euro. Geleitet wird das Familienunternehmen von den Brüdern Guido, Luca und Paolo Barilla. Zum Sortiment gehören Nudeln, Saucen und Kekse.

Viele Verbraucher in Deutschland wissen nicht, dass Barilla ein Familienunternehmen ist. Ist das wichtig für Sie, wollen Sie das ändern und wenn ja, wie?
Wir sind ein Familienunternehmen, ja, und darauf sind wir sehr stolz. Aber meine beiden Brüder und ich leiten eine Firma, die nicht von uns, sondern vor mehr als 140 Jahren in Parma von unseren Vorfahren gegründet wurde. Für uns stehen daher vor allem die Produkte im Vordergrund. Uns geht es darum, dass die Menschen Spaß daran haben, damit zu kochen und sich gesund ernähren können zu einem erschwinglichen Preis.

Wäre es aber nicht sinnvoll, herauszustellen, dass Sie ein Familienunternehmen sind? Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Trend dahin geht, eher bei kleineren Firmen mit familiären Strukturen zu kaufen, regionale Unternehmen zu unterstützen.
Das mag sein, aber uns geht es wie gesagt vorrangig um unsere Produkte. Wir glauben, dass zu viele Botschaften den Verbraucher eher verwirren als nützen.

Vor zwei Jahren haben Sie auch Bio-Produkte auf den Markt gebracht. Und mit der „Academia“ sind Sie zudem in das hochpreisige Pasta-Segment eingestiegen. Auch frische Pasta gehört zu Ihrem Sortiment. Warum?
Wir wollen einfach unterschiedliche Produkte anbieten, die Welt ist ja bunt, die Bedürfnisse von Menschen unterscheiden sich. Aber das heißt nicht, dass die Bio-Pasta besser ist als unser Standardprodukt. Auch wenn Sie das normale Produkt kaufen, bekommen Sie nachhaltig produzierte Pasta, die eine hohe Qualität hat. Und die Academia-Pasta wird vor allem von Gastronomen verwendet.

Welche sind Ihre ganz persönlichen Lieblingsprodukte von Barilla?
Da bin ich ganz klassisch (lacht). Wenn ich in der Küche stehe, dann greife ich zu Tomatensoße und Spaghetti Nummer 5.

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