„Das Interesse an ultrafrischen Convenience-Produkten ist weiterhin steigend", sagt Mylina Phung von Wakame Foods. „Insbesondere die Systemgastronomie positioniert sich hier als Innovationsführer." Die Vollsortimenter im Lebensmittel-Einzelhandel versuchen, daran anzuknüpfen und sich zum einen durch Produktvielfalt bei identischen Sortimenten zu differenzieren, zum anderen sich durch Premiumprodukte vom Discount abzuheben. Repräsentativstes Beispiel: Der kürzlich eröffnete „Rewe to go" in Köln, dessen Angebot komplett auf das verzehrfertige Essen zum Mitnehmen zugeschnitten ist und mit dem sich der Handelskonzern in direkte Konkurrenz mit Mc Donald's und Co. begibt. Und auch Tchibo wagt den Sprung in dieses Segment und will in Coffee Shops Snacks und kleine Mittagessen anbieten.
„Bei den Fleischer- und Fischgeschäften ist nach wie vor ein gewisser Anteil Eigenherstellung für den Verkauf aus der Bedientheke zu beobachten. Der klassische Lebensmittel-Einzelhandel und Bäckereien hingegen setzen mehr auf zuverlässige Zulieferer hochwertiger Feinkostprodukte", sagt Claudia Cordes von Grossmann Feinkost. Bewährter Umsatzbringer ist nach wie vor Sushi – auch wenn die Bedeutung des japanischen Reisgerichtes für das anspruchsvolle Convenience-Sortiment im LEH nicht mehr ganz so euphorisch gesehen wird. Die Nachfrage nach den traditionellen Makis und Nigiris ist sehr hoch, so Ellen Kartenbeck von Pretty Good Food. „Aber durch die zunehmende Globalisierung kommen neue Kreationen von Sushi auch nach Deutschland. Sehr beliebt sind auch fischfreie Variationen mit Hühnchen oder Ente."
Doch auch die Discounter schielen nach dem Umsatz mit Sushi. Dass nun auch Aldi dieses Reisgericht anbietet, kann nach Meinung mancher Feinkostanbieter diesem Produkt nicht gut tun. „Das ist ein weiterer Versuch, im Niedrigpreissegment vermeintlich Qualität anzubieten", findet Kartenbeck. Der Verbraucher müsse doch bei einem Preis von 2,99 Euro pro Packung mit 6 Stück Sushi skeptisch werden, was da an Qualität bei einem Wareneinsatz von maximal 1,25 Euro wirklich zu bekommen sei. „Die Sushipackungen sind in der Kühlung mit einem MHD von drei Tagen ausgezeichnet. Der Reis wird in der Kühlung trocken und hart, der Fisch unansehnlich." Sushi sei ein reines Frischeprodukt, wo es auf höchste Qualität ankomme.
Das trifft nicht nur auf Sushi zu, sondern gilt für alle frischen Convenience-Produkte. Nicht umsonst trägt die Category den Beinamen „ultrafrisch". Dazu gehört auch, dass der Kunde auf einen Blick sieht, was er isst. Denn die Ansprüche der Konsumenten an gutes und gesundes Essen sind hoch. Ihnen zu entsprechen, darin liegt das das Potenzial dieser Category. „Das Thema ‚Clean Label' ist durch die zunehmende Medienpräsenz immer wichtiger geworden", so Cordes von Grossmann Feinkost. „Unsere Kunden im Handel sind aufgefordert, hier Verbraucheraufklärung zu betreiben." Auf lactose- und glutenfreie Produkte werde mit entsprechenden Aufklebern auf den Thekenschildern verwiesen. Und „vegetarisch" gewinnt ebenso an Bedeutung wie der Aspekt Nachhaltigkeit. Überhaupt gehe der Trend im Verkauf der Ultrafrische weg vom reinen „Abfragen" hin zum Anbieten von kompletten Lösungen für den Endverbraucher, so Cordes – wie beispielsweise von Tapas oder Antipasti, Produkten, die es ermöglichen, mit kleinem Aufwand ein ganzes Menü zusammenzustellen.
„Keep it simple" – dieser Grundsatz hat nach wie vor oberste Priorität für den Konsumenten. Für die Angebote der Hersteller an den Handel heißt das „zusätzlichen Service wie beispielsweise Theken- und Produktschulungen oder auch modernes Verkostungsequipment". Denn da es sich bei Feinkost zumeist um Spontankäufe handele, sei eine edle Optik für eine emotionale Endverbraucheransprache sehr wichtig, sagt die Feinkost-Expertin. Grundsätzlich müsse die Produktwelt in der Theke eine gewisse Ordnung haben, um dem oft unter Zeitdruck stehenden Konsumenten vor der Theke eine schnelle Orientierung zu ermöglichen.
Chilled-Food-Artikel werden vorrangig von Konsumenten mit überdurchschnittlicher Kaufkraft erworben, hat Tim Hörnemann von Natsu Foods festgestellt. Und die sind natürlich in Supermärkten der Innenstadtlagen zu finden, weniger in den Flächenmärkten. Also forciert man hier den Absatz der Ultrafrische und fährt ihn auf der grünen Wiese zurück. Für Natsu läuft das Geschäft so gut, dass man die Produktrange ausgeweitet hat. Allein im Kölner „Rewe to go" sei man mit 59 Artikeln gelistet, so Hörnemann. Dafür habe man Produktgruppen wie Bagels, Baguettes und Wraps neu entwickelt. Auch Suppen sind ein Thema, ebenso neue Rezepturen für Feinkostsalate – allerdings alles dem Trend zu „young, healthy, fresh, trendy" folgend. Das Ziel: in ein bis zwei Jahren den Umsatz zu verdoppeln. „Mit Qualität kann man auch in Deutschland noch Geld verdienen", ist er überzeugt. Potenzial ist seiner Meinung eine Menge vorhanden, vor allem, wenn er den deutschen Markt für Chilled Food beziehungsweise High-Convenience mit dem britischen vergleicht: Großbritannien ist hier der Vorreiter schlechthin. Die Angebote an die Konsumenten sind vielfältig, der britische Lebensmittelhandel sehr convenience-orientiert. Und man sollte zudem die hiesigen Marktgegebenheiten im Blick haben: Trends zu kleineren Packungen wie auch den Umstand, dass der Markt Wellenbewegungen unterliegt – mit Absatzspitzen am Monatsanfang und Absatzrückgängen am Monatsende.
Da wären noch die Fruchtigen für Zwischendurch, die Smoothies. Dieser Markt hat sich im vergangenen Jahr weiterhin negativ entwickelt (immerhin minus 24 Prozent) und damit den Trend aus 2009 fortgeschrieben. „Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung in diesem Jahr fortgesetzt hat", so die Einschätzung von Sandra Paulus, Chiquita. Wo liegen die Gründe? „Für den täglichen Konsum sind Smoothies pro Einheit noch sehr teuer – und auch wenn sie lecker und sämig sind, so ist ihre Textur in einer Portionsgröße von 250 ml recht nahrhaft." Auch der Preis pro Kaufakt für die Smoothies sei noch zu hoch. Grundsätzlich könne man jedoch sagen, dass Discountermarken verlieren, Markenprodukte tendenziell gewinnen. Trotz der Marktentwicklung ist man bei Chiquita davon überzeugt, dass Snacks wie Smoothies nach wie vor starkes Potenzial haben. Chiquita hat sich deshalb für dieses Jahr vorgenommen, „die Trendwende für den gesamten Markt einzuläuten". Die will man unter anderem mit einer weniger dickflüssigen Rezeptur und verbraucherfreundlicheren Portionsgrößen schaffen.
Kleine Mahlzeiten Hochzeit für Gekühltes
Ob Salate, geschnittenes Obst oder Sushi – das Geschäft mit gekühlter Frische boomt. Die Konsumenten sind ausgabefreudig, die Margen viel versprechend.
Bildquelle: Geisler, iStockphoto
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