Wäre es nach einem Handelsvertreter gegangen, hätten Andreas Romanowski, Saif Rudi und Josef Klemm ihre Geschäftsidee – tiefgekühlte Cocktails mit frischen Fruchtstücken inklusive Eiswürfel zu produzieren – direkt wieder einstampfen sollen. Doch die Gründer des Start-ups Kukki Cocktail hielten an ihrer Idee fest und sind stolz, dass sie mit ihrem weltweit ersten und einzigen Produkt dieser Art im vergangenen Jahr fast 7 Millionen Euro Umsatz plus einen hohen sechsstelligen Betrag mit dem eigenen Onlineshop erwirtschaftet haben. Man muss wissen: Die Jungunternehmer machen alles selbst, von der Produktentwicklung über die Technologie für den Eisbereiter, der die länglichen „Eiswürfel“ unter hohem Druck presst, und die eigene Abfüllanlage bis hin zu den Etiketten. „Das technische Know-how und die Patente, die wir für das Produkt, die Eismaschine und Abfüllanlagen erworben haben, dauerten Jahre. 2019 konnten wir dann liefern“, sagt Mitbegründer Andreas Romanowski. Fast zehn Millionen Euro haben die Gründer bisher investiert – ohne einen Investor wäre dies nicht möglich gewesen.
Start in der Gastronomie
Ursprünglich hatte das Start-up die Cocktails für die Gastronomie entwickelt. „Wo Personal zum Cocktailmixen knapp ist, haben wir eine praktische Alternative geschaffen, die nach dem Antauen trinkfertig ist. Als die Cocktails kurz vor der Corona-Pandemie auf den Markt kamen, gingen sie gleich durch die Decke, da sie geschlossen und hygienisch verpackt abgegeben werden“, berichtet Geschäftsführer Saif Rudi und nennt weitere Pluspunkte: „Die Cocktails enthalten frische Fruchtstücke, und das Eis ist auch schon in der Flasche.“ Der Kukki Caipi enthält zum Beispiel echte Limetten und Rohrzucker. Zusatzstoffe sucht man in der Zutatenliste vergeblich. „Viele Menschen haben anfangs nicht verstanden, warum wir das Getränk tiefkühlen. Ich sage immer: Wir sind das ‚Frosta-Gemüse‘ der Getränkebranche. Das versteht jeder, auch wenn wir nicht mit einem Reinheitsgebot werben“, sagt Andreas Romanowski.
Und wie taut man die Flaschen auf? Man kann sie drei Minuten im Wasserbad antauen oder bei Raumtemperatur 30 bis 40 Minuten stehen lassen. Nun noch kräftig schütteln, dann ist der Cocktail trinkbereit, und die Eisstücke sind noch gefroren. Einfacher geht es mit dem Kukki-Toaster, den das Team für die Gastronomie entwickelt hat. „Man stellt eine Flasche in das Gerät, und nach 30 Sekunden ist der Cocktail trinkfertig“, beschreibt Andreas Romanowski. 11.000 Toaster haben sie bereits an über 6.000 Gastronomen verkauft, für 349 Euro das Stück. Inzwischen vermieten auch 250 Großhändler, Supermärkte und Getränkemärkte das Gerät.
Den Lebensmitteleinzelhandel erobern
Als das Start-up in den Jahren 2022 und 2023 Lieferengpässe hatte, bauten die Jungunternehmer ihre Produktion massiv aus. „Unsere Produktionsfläche in Wustermark bei Berlin umfasst nun 2.000 Quadratmeter, das Tiefkühllager hat Platz für 200 Paletten“, so Andreas Romanowski. In dem neuen Werk stellen sie derzeit acht Cocktailsorten mit einem Alkoholgehalt zwischen 8 und 14,1 Prozent her, abgefüllt in 275-Milliliter-Einwegflaschen. Saif Rudi: „Mittlerweile spüren wir: Der Marktdruck auf dem Heimgebrauch ist extrem hoch.“ So sind die Cocktails in sortenreinen Dreier-Packungen bereits in allen deutschen Kaufland-Filialen erhältlich, platziert in der Tiefkühlabteilung neben den Eiswürfeln. Kostenpunkt: 9,99 Euro je Set. „Allmählich kommen auch die Handelszentralen der großen Player auf uns zu“, freut sich Andreas Romanowski und sagt weiter: „Für eine weitere Regionalzentrale stellen wir aktuell Dreier-Mix-Boxen als Probierpaket zusammen.“ Der 30-Mann-Betrieb hat aber keine Logistik aufgebaut, sondern ist auf zentrale Listungen angewiesen.
Point-of-Sale-Materialien sollen demnächst für eine bessere Aufmerksamkeit sorgen. „Da wird noch einiges kommen“, kündigt Saif Rudi an. Zusätzlich entwickeln sie für den PoS gerade Kukki-Pots, das sind Behälter, in denen der Kunde drei Kukki-Flaschen hineinstellen und mit heißem Wasser in drei Minuten antauen kann. Mehr noch: Man möchte Händlern Material anbieten, mit dem sie ihre Truhen im Markt in kleine Cocktailbars umwandeln können. Eine Schanklizenz braucht der Händler dafür nicht. Saif Rudi: „Mittlerweile haben uns auch größere Hersteller von alkoholischen Getränken auf dem Radar. Vielleicht hat ja einer Lust, mit uns zusammenzuarbeiten.“ Doch nun hofft das Team erst einmal, dass die Cocktails zu den Festtagen, Silvester und Karneval in den TK-Truhen stehen und bei den Kunden für gute Stimmung sorgen. Die Abfüllanlage ist startklar.