Die Weinmosternte 2010 war für die deutsche Weinbranche ein mittlerer Schock: Der Ertrag lag rund ein Viertel unter dem des Vorjahres. Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag des Deutschen Weininstituts (DWI) zeigen, was viele befürchtet haben: Die Durchschnittspreise für Weinerzeugnisse aus dem Inland sind im Gegensatz zu den Wettbewerbsländern angestiegen (siehe Grafik). Die deutschen Weine verpassten nur knapp die 3-Euro-Marke, während italienische und spanische Erzeugnisse im Preis nachgaben. Das mengenmäßige Wachstum dieser Weine beweist die Preissensibilität der Verbraucher.
Nicht verwunderlich also, dass der mengenmäßige Marktanteil der deutschen Weine von 38 Prozent (1. Halbjahr 2010) auf 35 Prozent (1. Halbjahr 2011) gesunken ist. Das Marktgeschehen 2011 sei laut DWI dadurch gekennzeichnet, dass bestimmte Vertriebskanäle, insbesondere im Lebensmittelhandel und Discount, nicht mehr in dem Maße mit Weinen aus deutschen Anbaugebieten und zu den gleichen Konditionen bedient werden können, wie dies in den letzten Jahren der Fall war. Somit sei die Entwicklung stark von der Weinlesebilanz 2011 abhängen, deren Veröffentlichung durch das DWI noch bevorsteht: „Eine hinsichtlich Menge und Qualität gute Ernte 2011 ist für eine Stabilisierung der Marktlage für unsere heimischen Weine dringend erforderlich“, heißt es beim DWI. Allerdings: Wein aus Deutschland war auch im ersten Halbjahr 2011 mit 35 Prozent unangefochtener Marktführer (Marktanteil im LEH und Discount, zweiter Platz: Frankreich mit 15 Prozent).
Bei den Zahlen zum Gesamtmarkt (Jahresvergleich Juli 2010 bis Juli 2011) von den Marktforschern von Niesen fällt auf, dass die Kategorie insgesamt absatzmäßig um 3,8 Prozent verloren hat. Dabei mussten vor allem die Handelsmarken Federn lassen, wie Nielsen-Expertin Christiane Stuck erklärt: „60 Prozent des Marktes auf Absatzbasis ist Handelsmarkengeschäft. Allerdings verlieren die Marken des Handels überproportional zum Gesamtmarkt, nämlich minus 5 Prozent im ersten Halbjahr 2011. Die Hauptverluste kommen dabei aus dem Discount.“ Was die Weinarten betrifft, so konnte Rosé erstmals einen Marktanteil von mehr als 10 Prozent erreichen. Diese Entwicklung bestätigt viele Markenartikler, die mit entsprechenden Varianten auf den Markt gekommen sind. Der Anteil der heimischen Rotweine fiel erstmals seit 2007 wieder auf unter 40 Prozent. Eine Entwicklung, die sich die kommenden Monate ändern wird, denn nach der Erfahrung von Eberhard Abele vom DWI, sind die kal ten Herbst- und Wintermonate die klassische Zeit für rote Rebsorten.
Wein Preissensibel
Höhere Preise kosteten deutsche Weine Marktanteile. Jetzt blickt die Branche gespannt auf die aktuelle Weinlesebilanz.
Das könnte Sie auch interessieren
Viel gelesen in Hersteller
-
KlimawandelKakao war gestern – wie Foodtechs die Schokolade neu erfinden
-
VerpackungTetra Pak investiert in neue Recycling-Anlage für nachhaltigere Getränkekartons
-
EU-Projekt gegen Food WasteGelbe Limetten, grüne Zitronen – warum gutes Obst in der Tonne landet
-
Kartoffel-BoomWarum die Knolle auf einmal im Trend liegt
News in Getränke
-
GetränkeindustrieBerentzen verzeichnet Umsatzrückgang im ersten Quartal
Der Getränkehersteller Berentzen meldet für das erste Quartal 2025 einen Umsatzrückgang auf 39 Millionen Euro. Der Rückgang ist hauptsächlich auf den Verkauf eines Mineralwasser-Standorts zurückzuführen. Die Kernmarken Berentzen und Mio Mio entwickeln sich dagegen positiv.
-
Getränkeindustrie in ThüringenThüringer Waldquell steigert Absatz und Umsatz
Der Mineralbrunnen Thüringer Waldquell als Thüringens größter Mineralbrunnen verzeichnete 2024 ein Absatzplus von 4,3 Prozent. Dies gelang dem Unternehmen trotz eines rückläufigen Gesamtmarktes in Thüringen. Besonders stark wuchs der Absatz von stillem Wasser und Glasmehrwegflaschen.
-
VerpackungsbrancheGlasindustrie verkauft weniger Flaschen
Der Absatz von Behälterglas in Deutschland ist 2024 um 2,5 Prozent gesunken. Besonders stark brach der Verkauf von Getränkeflaschen ein. Das Geschäft mit Verpackungsglas für Lebensmittel blieb dagegen stabil.