Eckes-Granini Die Marken bleiben relevant

Eckes-Granini zeigt sich unbeeindruckt von Kostendruck, sinkendem Konsum und Streit mit dem Handel. CEO Tim Berger wird das Unternehmen trotz guter Geschäftszahlen verlassen.

Sonntag, 07. Mai 2023 - Getränke
Tobias Dünnebacke
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Bildquelle: Eckes-Granini

Rückläufiger Saftkonsum, Streit mit Deutschlands größtem Händler Edeka und ein allumfassender Kostendruck im Zuge des Ukraine-Krieges: Tim Berger, ehemals Manager bei L’Oreal und seit 2019 CEO der Eckes-Granini-Gruppe, hat eine Dichte an Krisen erlebt, um die man ihn nicht beneidet. Im vorletzten Jahr war der Umsatz auf 856 Millionen Euro eingebrochen. Für den in über 80 Ländern aktiven Saft-Primus eine alarmierende Zahl im Vergleich zu 2019 (921 Millionen Euro).

Aber der Nachfolger des langjährigen Eckes-Granini-Chefs Thomas Hinderer konnte aufgrund der Entwicklung Optimismus versprühen: Nicht nur wertmäßig (plus 7,1 Prozent auf 917 Millionen Euro), sondern auch beim Absatz konnte man zulegen. Ein Erfolg, der wohlgemerkt nicht ausschließlich auf den „Edeka-Effekt“ zurückzuführen ist (ein Großteil der Marken steht nach Auslistungen wieder in den Regalen von Edeka und Netto). „Aufgrund unserer schnellen und flexiblen Reaktion auf das schwierige Marktumfeld 2022 war es uns möglich, ein gutes Umsatzwachstum zu erzielen. Mit dem Ergebnis sind wir zufrieden“, erklärt Berger. Umso überraschender ist angesichts dieser Aussage, dass der Eckes-Granini-Chef wenige Tage später seinen Rückzug aus dem Unternehmen verkündete, ohne konkrete Gründe zu benennen.

Dass der Absatz nur leicht um 3 Millionen auf 808 Millionen Liter stieg, ist mit den Marktentwicklungen zu erklären. Die Menschen in Deutschland, dem nach wie vor wichtigsten Markt für das Unternehmen aus Nieder-Olm, trinken weniger Saft. Im Lebensmittel-Einzelhandel verzeichnete der Saftkonsum in Europa 2022 einen Rückgang von 3,7 Prozent. Insbesondere das einstige Boom-Segment der gekühlten Säfte gerät laut Berger unter Druck, auch weil diese Produkte in der Regel teurer sind und die Verbraucher in Zeiten hoher Inflation auf den Geldbeutel achten. Ungeachtet dessen vertraut Berger voll auf die Innovationskraft von Eckes-Granini als Markenhersteller.

So kündigt der Manager gleich eine ganze Reihe Neuheiten für den deutschen Markt an, die fast alle auf den Trend der zuckerreduzierten Getränke eingehen. Neben gänzlich zuckerfreien Sirups der Marke Yo und einer Erweiterung der Range „Die Limo Ultra Leicht“ dürfte für den Handel vor allem „Granini Fresh“ interessant sein, eine Schorle unter bekanntem Markendach mit unter 3 Gramm Zucker je 100 Milliliter. „Juicy Balance“ unter der Dachmarke Hohes C richtet sich mit 40 Prozent weniger Zucker ebenfalls an eine ähnliche Klientel und soll zudem in Zeiten hoher Inflation mit einem attraktiven Preis punkten (1,89 Euro im Regal; 1,19 Euro in der Aktion, UVP). „Es ist uns 2022 gelungen, unserem Anspruch als Category Thought Leader gerecht zu werden. 2023 wollen wir daran anknüpfen und sind bereits vielversprechend mit zahlreichen neuen Getränkekonzepten und Innovationen in das neue Geschäftsjahr gestartet“, so Berger zu den Innovationen unter Granini und Hohes C, die beide im Mai national in den Vertrieb gehen. Insgesamt erzielte das mittelständische Familienunternehmen zuletzt 30 Prozent seines Wachstums allein durch Innovationen, trotz reduzierter Marketinginvestments.

Die Preisfrage bleibt offen
Auch für 2023 zeigt sich der Manager optimistisch. „Wir sind sehr gut ins Jahr gestartet“, sagt Berger. Die Erlöse seien im ersten Quartal im Jahresvergleich um zwölf Prozent nach oben gegangen. Da aber auch im laufenden Jahr mit hohen Rohstoffpreisen und Schwierigkeiten bei den Lieferketten gerechnet werden müsse, sei eine detaillierte Prognose für 2023 derzeit nicht möglich. Eckes-Granini hatte zuletzt die Preise für seine Produkte angehoben. Auch wenn Berger keine konkreten Zahlen nennen will, behält er sich die Option weiterer Preiserhöhungen offen. „Die Preisanpassungen konnten unsere Kostensteigerungen nicht voll kompensieren“, sagt Berger und klingt damit wie eine Vielzahl anderer Getränkemanager von der Brauindustrie bis zu Limo-Herstellern.
Neben der breiten Aufstellung in Europa mit Frankreich als zweitwichtigstem Markt profitierte Eckes-Granini auch von der Belieferung von Hotels, der Gastronomie sowie Drogeriemärkten und Tankstellen. Ein Zukunftsprojekt ist zudem der E-Commerce. Hier hat sich der Umsatz in den letzten drei Jahren auf 30 Millionen Euro verdoppelt.

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