Getränkebranche „Es wird mehr Fusionen und Übernahmen geben“

Der deutsche Getränkemarkt gilt international als wenig konsolidiert. Dies wird sich ändern, glaubt die Beraterfirma Kearney.

Freitag, 09. Dezember 2022 - Getränke
Tobias Dünnebacke
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Bildquelle: Kearney

Die internationale Getränkeindustrie schließt sich zusammen. Die „Merger and Acquisition“-Aktivitäten, also das Volumen von Fusionen und Übernahmen, stiegen zwischen 2019 und 2021 weltweit von 15 auf 25 Milliarden US-Dollar, erklärt die Unternehmensberatung Kearney. Diese Tendenz würde weiter zunehmen. „Die Pandemie hat zu beachtlichen Veränderungen in der Getränkeindustrie geführt: Der Absatz von Bars und Restaurants verlagerte sich auf den heimischen Konsum, es gab Unterbrechungen der Lieferketten und die Vorlieben der Kunden haben sich kontinuierlich gewandelt“, sagt Adrian Kirste (Foto), Studienautor und Partner bei Kearney.

Deutschland ist dabei trotz zuletzt spektakulärer Übernahmen wie der von Hansa-Heemann durch Refresco oder Altmühltaler durch Aldi Nord im Getränkesektor einer der am wenigsten konsolidierten Märkte. „Jedes Dorf hat seine eigene Brauerei“, bringt es Kirste auf den Punkt. Laut dem Herfindahl-Hirschman-Index, der den Konsolidierungsgrad eines Marktes misst, liegt Deutschland bei den Brauereien mit 13 Prozent weit hinter Ländern wie Portugal, wo der Wert 2021 36 Prozent betrug (mit einer deutlichen Marktführerschaft von Heineken). Bei möglichen Zusammenschlüssen sieht Kirste vor allem lokale Schwergewichte wie Warsteiner, Krombacher oder Paulaner am Zug. Gerade kleinere und mittlere Brauereien müssten sich in Zukunft fragen, ob es noch sinnvoll sei, für jeden Betrieb eine eigene Finanz- oder Personalabteilung zu unterhalten. Als einen Grund für die hohe Anzahl unabhängiger Brauereien in Deutschland nennt Kirste die vielen familiengeführten Betriebe, wo das kulturelle Erbe oft wichtiger sei als Finanzinteressen.

Zu dem Fall Altmühltaler sagt der Berater: „Hier geht es in erster Linie um Versorgungssicherheit und den Preis. Auch wenn Handelsmarken-Wasser kein lukratives Geschäft ist, wollte Altmühltaler ja sein Stück vom Kuchen haben. Mit dem Kauf sichert sich Aldi die Versorgung und hat die Preishoheit.“ Im Gegensatz zum Wettbewerber Lidl, der bereits seit vielen Jahren einen eigenen Brunnen betreibt, sei Aldi sogar spät dran, so der Experte.

Zur Person

Adrian Kirste ist Partner & Managing Director bei der Beraterfirma A.T. Kearney, zu deren Kunden auch zahlreiche Schwergewichte der Getränkebranche zählen.

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