Pfandsystem Vorbild Deutschland

Spekuliert wurde darüber schon lange: Kommt ein EU-weites Pfandsystem nach deutschem Vorbild? Eine Initiative will jetzt Druck auf Brüssel ausüben.

Montag, 04. Oktober 2021 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Vorbild Deutschland
Bildquelle: Getty Images

Seit Juli 2021 ist die viel diskutierte Einweg-Plastik-Richtlinie in allen europäischen Mitgliedstaaten in Kraft getreten. Der Verkauf von Einwegartikeln wie Strohhalme ist seitdem verboten. Nicht Teil dieser Verordnung sind allerdings Plastikflaschen. Die Initiative „ReturnthePlastics“ will hier nun Druck in Brüssel machen. Schließlich würden Plastikflaschen zu den am meisten verwendeten Kunststoffartikeln gehören und deren natürliche Zersetzung könne bis zu 500 Jahre dauern. Ziel der Initiative sei die Einführung eines EU-weiten Pfandsystems für das Recycling dieser Flaschen, heißt es in einem Positionspapier. Zudem sollen in ganz Europa die Supermarktketten dazu bewogen werden, Leergutautomaten aufzustellen. Zusätzlich wird eine Kunststoffabgabe gefordert. Als Pfandhöhe werden 15 Cent vorgeschlagen.

Die Vorstellungen der Initiatoren sind offenkundig inspiriert vom deutschen System für Einwegpfand („Dosenpfand“), das es hierzulande bereits seit 2003 gibt. In dem Papier wird das deutsche System explizit als Vorbild genannt. Das europäische Recht sieht vor, dass sich eine Million EU-Bürger aus mindestens sieben europäischen Ländern innerhalb eines Jahres dem Bürgerbegehren mit einer Unterschrift anschließen müssen. Dann ist der Weg frei, damit sich die Kommission mit einem rechtlichen Rahmen für das Vorhaben auseinandersetzt. Die Kommission kann dann entscheiden, ob sie der Initiative nachkommen will oder nicht, muss ihre Entscheidung aber in jedem Fall begründen.

Gegenwind kommt bereits von dem Interessenverband Eurocommerce, der 5,4 Millionen Einzel- und Großhändler auf europäischer Ebene vertritt (unter anderem Lidl, Metro und Tesco). Eurocommerce-Chef Christian Verschueren erklärte, ein Pfandsystem sei keine Wunderwaffe und in manchen Fällen sogar kontraproduktiv. Beispielsweise wenn Sammelstellen, Recycling- sowie Produktionsanlagen zu weit entfernt voneinander seien. Zudem verweist Verschueren auf bereits strenge Vorgaben wie eine Recyclingquote von 90 Prozent bis 2029 sowie die bereits faktisch bestehende Plastiksteuer: Seit Anfang des Jahres muss jeder EU-Staat für jedes Kilogramm nicht recyceltes Plastik 80 Cent zahlen.

Philippe Diercxsens, verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit bei Danone Waters, erklärt: „Die Implementierung eines Pfandsystems für Einwegflaschen ist sehr teuer und muss gut organisiert werden. Wenn es funktioniert, bekommt man aber seine Investitionen zurück.“ Die Initiatoren hingegen haben keine Zweifel: Sie wollen mit „Returnthe Plastics“ eine globale Bewegung werden.

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