Getränke Kalter Tee im Trend

Auf der Suche nach einem Umsatzbringer im Sommer, einer Zeit, in der traditionell weniger heißer Tee getrunken wird, zeigen sich die Teehersteller erfinderisch – vor allem aber erfolgreich.

Freitag, 26. März 2021 - Getränke
Elena Kuss
Artikelbild Kalter Tee im Trend
Bildquelle: Getty Images

Während des Frühlings und Sommers, außerhalb der Teesaison, sinkt der Teeumsatz besonders in den Segmenten der Kräuter- und Früchtetees um 20 bis 25 Prozent. Viele Teehersteller erweitern ihre Kompetenz deshalb auch auf kalte Getränke. Die Marke der Ostfriesischen Teegesellschaft (OTG), Meßmer, bringt im April mit Cold Tea Sparkling einen Eistee mit Kohlensäure in der Dose auf den Markt. Teekanne war bereits 2019 ins Ready-to-drink-Segment eingestiegen, mit dem Eistee Fresh. Yogi Tea bietet kalten Tee in der Glasflasche an. Coca-Cola ist mit Fuzetea im Rennen. Das Hamburger Unternehmen Lemonaid Beverages versucht sich mit Charitea.

Das Alkoholfreie-Getränke-Sortiment ist hart umkämpft. Trotzdem versuchen die Teehersteller, sich auch hier zu positionieren. Annemarie Leniger erklärt: „Indem wir Tee stärker in den Sommer bringen und To-go-Konzepte anbieten, setzen wir einen weiteren Akzent in unserer langfristigen Marketingstrategie. Wir erschließen neue Zielgruppen und schaffen neue Verzehranlässe.“

Kalte Tees zum Aufgiessen
Auf der Suche nach einem Umsatzbringer im Sommer brachte die OTG mit der Marke Milford bereits 2012 die Marke Kühl & Lecker ins Regal. Teekanne folgte 2014 mit dem Teebeutel von Frio, der bedenkenlos mit kaltem Wasser aufgegossen werden kann. Generell sollte Tee mit kochendem Wasser aufgegossen werden, da er ein Naturprodukt ist. Das kochende Wasser hat eine desinfizierende Wirkung. Die OTG erweiterte mit Meßmer Cold Tea sechs Jahre später das Angebot im Kaltaufguss-Segment. Mit Erfolg: Im Sommer letzten Jahres, von April bis September, erwirtschafteten die Cold Teas ein siebenstelliges Umsatzplus.

Teekannes Frio konnte 2020 ein Umsatzwachstum von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Die Entwicklung über drei Jahre, seit 2018, zeigt laut Unternehmen sogar ein Umsatzwachstum von 118 Prozent auf. Verdrängen lies sich der Frio von Cold Tea nicht. Mit einem Marktanteil von 63 Prozent im Segment liegt die Teekanne-Marke weiterhin auf Platz eins. Beide Hersteller bauen ihre kalt aufgießbaren Sortimente weiter aus. Teekanne erweiterte die Frio-Range 2020 um vier neue Sorten: Sport Vital, Rhabarber-Kirsche, Classic Eistee Pfirsich und Zitrone. Die OTG zieht 2021 bei den Cold Teas nach – mit Eiskaffee Vanilla, Eistee Pfirsich und Himbeere-Zitrone. Im Aktionszeitraum April bis September bringt auch Milford neue Sorten ins Regal: Eistee Pfirsich und Eistee Zitrone sowie Active Wildbeere mit Vitaminen.

Zielgruppe divers
Mit den kalten Tees zum Aufgießen sollen Konsumenten angesprochen werden, die alkoholfreie Getränke und in der kalten Jahreszeit gerne Kräuter- und Früchtetees trinken. Dabei darf das Angebot gerne vielfältig sein, sagt Nadine Filips von Rewe Filips. „Die verschiedenen Marken sprechen unterschiedliche Kunden an. Manchmal aber auch den gleichen Kunden zu unterschiedlichen Anlässen“, sagt die Rewe-Händlerin. Auch Patrick Löffler, Leiter Produktmanagement bei Teekanne, sieht den Meßmer-Einstieg ins Segment positiv: „Wir freuen uns sehr, dass immer mehr Anbieter ebenfalls gute, natürliche und gesunde Produkte den Konsumenten näherbringen wollen. Schließlich helfen all diese Angebote der gesamten Akzeptanz von Tee als einem genussvollen und gesunden Lebensmittel.“

Dabei unterscheiden sich die Zielgruppen der Teehersteller durchaus. Die OTG zielt insbesondere auf junge Frauen, die aktiv sind und viel Wert auf einen gesunden Lebensstil legen. „Unsere Cold Teas bieten dieser Zielgruppe eine geschmackvolle, zucker- sowie kalorienfreie To-go-Lösung und einen funktionellen Durstlöscher für unterwegs“, so Leniger. Teekanne setzt mit Frio eher auf junge Familien und Singles, denen eine gesunde Ernährung wichtig ist, die aber auf fruchtigen Genuss nicht verzichten wollen. Mit der prickelnden Teevariante von Meßmer sollen dagegen ebenso die Männer angesprochen werden. Auch Teekanne setzt für das Ready-to-drink-Produkt Fresh eine größere Zielgruppe an, die aktiv und gesundheitsbewusst ist.

Verpackung zählt
An Bedeutung gewonnen hat auch die Wahl der Verpackung. Teekanne setzt auf die PET-Flasche, da sie bruchsicher ist und leicht beim Transport. Die OTG setzt auf den Dosen-Trend. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der verkauften Dosen mehr als verdoppelt, im Zehnjahresvergleich ist die Menge sogar um das Sechsfache gestiegen, so das Ergebnis des Forums Getränkedose. Aktuell spüren die Hersteller und Abfüller von Dosen keinen Corona-Effekt, weder beim Bier noch bei Energy- und Softdrinks. Leniger erklärt: „Bei der Auswahl der Dose als Verpackung haben wir uns an jahrelangen Trinkgewohnheiten und Verbraucherbedürfnissen orientiert: Viele Verbraucher verbinden mit einem erfrischenden, kühlen Getränk ein kräftiges Zischen.“ Die Käufer der Dose sind jung. So geben zum Beispiel fast 31 Prozent der 18- bis 29-Jährigen an, mindestens einmal im Monat Getränke in Dosen einzukaufen, wie eine aktuelle Umfrage von Civey im Auftrag des Gesamtverbands der Aluminiumindustrie (GDA) zeigt.

Auch das wachsende Bewusstsein für Umwelt und Klima soll den Verbraucher nicht am Kauf hindern. Die Dosen werden aus recycelfähigem Material hergestellt. Aluminium hat eine Recyclingquote von 99 Prozent und minimiert aufgrund des geringen Eigengewichts den CO2-Ausstoß beim Transport. Leniger ist sich sicher: „Die Dose wird zudem vom Konsumenten positiver wahrgenommen als beispielsweise die PET-Flasche und ist laut Gesetzgebung im Gegensatz zu Kunststoffen netto-positiv.“ Umweltschützer sind dennoch kritisch gegenüber der Dose, vor allem wegen des hohen Energiebedarfs bei der Herstellung.

Gleichzeitig widerspricht ihre Renaissance dem Ziel der Bundesregierung, den stark gesunkenen Mehrweganteil wieder nach oben zu schrauben.

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