Interview mit Thomas Fritz Mit allen Wassern gewaschen - Interview mit Thomas Fritz: Teil 2

Thomas Fritz ist Geschäftsführer von Ensinger, dem größten Mineralbrunnen in Baden-Württemberg. Ein Gespräch über den Wert von Mineralwasser und die Vermarktung als Bio-Produkt.

Donnerstag, 01. Februar 2018 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Mit allen Wassern gewaschen - Interview mit Thomas Fritz: Teil 2
Bildquelle: Ensinger, Getty Images

Was halten Sie von den Vorschlägen diverser Umweltverbände, mit politischen Maßnahmen wie der Lenkungsabgabe Einfluss auf das System zu nehmen?
Gar nichts. Die Gebinde müssen sich im freien Wettbewerb beweisen. Alles, was irgendwie planwirtschaftlich diktiert wird, funktioniert nicht. Zudem ist die Frage der ökologischen Vorteilhaftigkeit, wie gesagt, nicht so leicht zu beantworten. Zu sagen, Einweg sei immer schlechter als Mehrweg, geht an den Tatsachen vorbei. Ich bin ein Fan von Lobby-Arbeit, aber sie sollte argumentativ ausgewogen und vor allem stimmig sein.

Thema Bio-Wasser

Ensinger bietet auch ein Wasser in Bio-Qualität an. Damit müssen die Kriterien der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser erfüllt werden. Das Siegel verspricht höchste Reinheitsansprüche, Transparenz und die Förderung von ökologischem Landbau. Das Produkt Mineralwasser ist aber per se „bio“.

Haben Sie Individualflaschen im Portfolio?
Für unsere Gourmet-Edition. Aber das ist eine regionale Geschichte. Ansonsten setzen wir auf eine Pool-Lösung und stehen hinter der Genossenschaft Deutscher Brunnen und werden im Frühjahr 2018 den Nachfolger der Perlenflasche einführen. Pool bedeutet sinnvolle Kooperation und verhindert aufwendige Sortierung und lange Transportwege. Wir haben bei Ensinger eine Glas-Mehrwegquote von 40 Prozent, der Rest ist Petcycle (55 Prozent) und Pet-Einweg.

Petcycle ist ja auch Einweg. Nur in Mehrwegkästen transportiert.
Das stimmt, aber unsere Flaschen werden zu 100 Prozent in einem geschlossenen Materialrecycling in neuen Preforms wieder verarbeitet. Wenn wir neue Flaschen herstellen, nutzen wir 55 Prozent altes und 45 Prozent neues PET. Dieser Zyklus lässt sich quasi unendlich wiederholen. Eine Verteufelung von PET-Einweg ist heute nicht mehr zeitgemäß.

Sprechen wir über den Mineralwasser-Markt. Rund 16 Prozent der in Deutschland abgesetzten Mineralwässer haben keine Kohlensäure mehr. Woher kommt diese Entwicklung?
Das ist nicht nur eine „frankophile“ Entwicklung, die auf die französischen Marken zurückgeht. Es gibt hierzulande einen Trend, sich stärker zu differenzieren. Hinzu kommen aber auch von einigen Medien verbreitete Fehlinformationen zum Thema Kohlensäure. Es heißt dann, Sprudel würde zu einer Übersäuerung führen. Und auch wenn das nicht stimmt und Kohlensäure keinen Einfluss auf die Säurebilanz hat, verunsichert das manche Verbraucher.

Insgesamt ist Mineralwasser mittlerweile aber ein Geschäft, das Spaß macht, oder?
Ja. Wirhatten einen sehr starken Oktober und werden über Vorjahr abschließen. 2015 war ein Rekordsommer, und wir sind froh, dieses Absatz- und Umsatzniveau das dritte Jahr in Folge entweder halten oder steigern zu können. Seit drei Jahren wächst die Sparte Mineralwasser, insbesondere das obere Preissegment. Das liegt für uns etwa bei 4,99 Euro pro 12 x 0,7-l-Glas-Kasten oder 9 x 1-l-Petcycle.

Ist dies wirklich ein hohes Preissegment?
Wenn Sie die Discountwässer mit ihren 19 Cent für die 1,5-l-Flasche als Vergleich heranziehen, dann ja.

Wie sieht denn generell Ihre Wachstumsstrategie beim Ensinger Mineralbrunnen aus?
Wir wollen auf unserem Heimatmarkt, also Baden-Württemberg, qualifiziert wachsen. Wichtig ist uns dabei die Wertschöpfung für alle an der Kette Beteiligten. Die Mentalität, bei der nur jeder schaut, was für ihn vom Kuchen übrig bleibt, ist nicht zielführend. Wir sind auch gegen Rabattschlachten im Handel, also Mengenwachstum um jeden Preis.

Wie hoch ist denn der Aktionsanteil beim Ensinger Mineralbrunnen?
Der geht gegen Null! Natürlich habe ich keinen Einfluss auf die Endverbraucherpreise, aber ich kann schon selbst beeinflussen, was mit meiner Ware auf der Fläche passiert, indem ich auf Steigerungsvergütungen oder Sonderpreisaktionen verzichte.

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