Interview mit William Verpoorten Die Gallier aus Bonn - Interview mit William Verpoorten: Teil 2

Der mächtige Handel diktiert der Industrie Preise, die kaum Wachstum zulassen. Der gesamten Industrie? Nein. In Bonn gibt es ein Unternehmen, das sich seit Jahren mit selbstbewussten Konditionen durchsetzt. Ein Gespräch mit William Verpoorten über den Wert von Marken-Spirituosen.

Donnerstag, 01. Februar 2018 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Die Gallier aus Bonn - Interview mit William Verpoorten: Teil 2
Bildquelle: Peter Eilers

Warum steht die Produktion im Moment still?
Dies hat mit der Neuinstallation einer leistungsfähigen Spezialaufschlagmaschine in der Frisch-Ei-Abteilung zu tun. Sie wird gerade mit Eigen- und Fremdmonteuren eingefahren. Wir haben aber auch in einer solchen Marktlage, das Ei kostet momentan fast das Dreifache, keine Not, produzieren zu müssen, da wir genügend Flaschenware auf Lager haben. Abseits von der Fipronil-Geschichte gibt es auch Schwankungen beim Ei-Preis, etwa im Dezember zur Backzeit. Wir haben derzeit glücklicherweise nicht den Druck, produzieren zu müssen.

Wie würden Sie denn generell die Preisstellung von Spirituosen in Deutschland bewerten?
Wir haben durch die riesige Discountlandschaft natürlich einen brutal umworbenen Markt. Viele Unternehmen aus dem Ausland wundern sich, was hier für ein Wind weht. Dabei gibt es leider ein deutliches Gefälle zwischen der deutschen Spirituose und Importprodukten. Man gesteht einem Likör aus Irland oder Spanien einen Preis von 12,99 Euro leicht zu. Der deutsche Likör wird dann nicht selten für 4,99 Euro verramscht. Entsprechend ist natürlich die Wertschätzung aus Shopper-Sicht. Wir sind bewusst bei keinem Discounter gelistet.

Wo kommt diese Diskrepanz her?
Deutsche Produkte werden vom Handel falsch ausgepreist. Hier gilt das Importierte noch als das Besondere. Im Ausland ist es teilweise genau umgekehrt. Ich war gerade in Hongkong und die haben mir gesagt: „Ihr müsst da unbedingt Made in Germany“ draufschreiben. Volkswagen, Leica und viele andere Marken werden mit Qualität in Verbindung gebracht. Wir Deutschen trauen unseren Produkten einfach zu wenig zu. Für den besonderen Anlass muss es dann der Champagner sein, dafür bieten zum Beispiel Winzersekte von der Mosel für den Bruchteil des Preises auch eine tolle Qualität. Und der Sekt wird im LEH für 2,49 oder 3,99 Euro verramscht. Da muss man sich fragen, was da noch an Produkt enthalten sein soll, abzüglich Flasche, Karton und Logistik.

Sie gelten als Perfektionist. Was ärgert Sie, wenn Sie draußen beim Lebensmittel-Einzelhandel auf der Fläche sind?
Ganz klar: Out-of-Stocks. Vor allem vor den hohen Tagen. Da wird die Bedeutung der Marke zu den Highlights teilweise noch unterschätzt. Es reicht eben nicht, nur aus dem Regal eine Aktion zu fahren. Die Flaschen sind doch sofort weg. Und der Kunde wird mit einem Kopfschütteln begrüßt. „Sorry, wir haben das zwar beworben, aber können es Ihnen nicht geben.“ Das finde ich echt traurig.

Wir empfehlen mehr Mut zur Zweit- und Verbundplatzierung. Die Marke kann es! Wenn jemand keine Displays mag, kann er einen Aufbau mit 48 Flaschen im Karton machen. Sollte das mal nicht weggehen, kann die Ware ins Regal oder Lager zurück.

Aber mit zehn Flaschen kann man keine national bekannte Marke auf seiner Verkaufsfläche darstellen.

Wir bohren da bei manchen Händlern noch ein dickes Brett, aber ich bin überzeugt: Was der Weißwein kann, also zur Spargelsaison eine attraktive Verbundplatzierung mit Spargel, Sauce Hollandaise und Schäler, kann auch unser Markeneierlikör zu Saisonhöhepunkten wie etwa in der Erdbeerzeit zusammen mit Tortenböden und Sprühsahne schaffen.

Eierlikör zählt zu den derzeitigen Erfolgsstorys bei Spirituosen. Das ruft Nachahmer auf den Plan. Macht Ihnen das Sorgen?
Nein. Das sind hauptsächlich B-Marken, die sich da neu tummeln. Der Preiseinstieg beim Eierlikör liegt bei 3,99 Euro für die 0,7-l-Flasche. Aldi ist hier der Taktgeber. Ich bin gespannt, wie lange denen das noch Freude bereitet. Alle Lieferanten, die diesen Preis mit dem Handel möglich machen, zahlen derzeit wegen der deutlichen Ei-Rohstoffverteuerung drauf. Das ist auf Dauer nicht darstellbar.

Wer ist denn der Haupttreiber des Wachstums?
Das sind bitte wir. Da ist sonst keiner. Wir sind die einzigen, die kontinuierlich seit Jahrzehnten für die Gattung die Fahne hochhalten und Eierlikör nach vorne treiben.

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

News in Getränke