Inhaltsübersicht
Auch Warsteiner musste im ersten Halbjahr im Inland einen Umsatzrückgang hinnehmen, der mit einer Preiserhöhung zu erklären ist, wie Firmenchefin Catharina Cramer sagte. Die 36-jährige Warsteiner-Chefin führt das 1753 gegründete Familienunternehmen bereits in neunter Generation. Ihre Strategie gegen die Absatzflaute in Deutschland: mehr Export. „Ich will aus der nationalen eine internationale Marke machen“, sagt Cramer.
Ganz andere Erfahrungen mit dem Sommer hat offenbar eine andere Familiengeführte Brauerei: Veltins. Das Unternehmen aus Meschede-Grevenstein im Sauerland scheint noch viel Spaß am heimischen Markt zu haben und konnte, anders als einige Wettbewerber, offenbar deutlich am WM-Bonus partizipieren. Im Juni wurde nach Unternehmensangaben sogar soviel Veltins-Bier gebraut, wie in keinem anderen Vergleichsmonat der Unternehmensgeschichte. „Die Fußball-WM hat gerade im Juni durch die Vororder des Handels den pulsierenden Abverkauf unser Biergeschäft perfekt gemacht“, nennt Dr. Volker Kuhl, Geschäftsführer Marketing/Vertrieb, den dominierenden Einflussfaktor.
Für das kommende Jahr müssen sich die Brauer auf weitere Herausforderungen einstellen. „Im Jahr nach der Fußball-Weltmeisterschaft wird dem Markt Absatz fehlen“, prognostiziert Moritz von Twickel, von der Gräflich zu Stolberg’sche Brauerei Westheim, die dem Verbund „Die freien Brauer“ angehört. Hinzu kommen Kostensteigerungen, insbesondere im Personalbereich. Auf die Frage, wie auf solche Entwicklungen zu reagieren sei, antwortet Hugo Fiege, Privatbrauerei Moritz Fiege, damit, „dass Bier aus der Promotion-Ecke in Richtung Qualitätsgenussmittel rücken muss“. In eine ähnliche Kerbe schlägt Susanne Horn von der Neumarkter Lammsbräu, die dem kommenden Jahr zuversichtlich entgegenblickt: „Bier steht vor einem Imagewandel hin zum Genussmittel. Die Qualität wird endlich wichtiger werden, die Herkunft der Rohstoffe, handwerkliche Braukunst – kurzum: Immer mehr Menschen wollen ein besonderes Bier mit Geschichte statt möglichst günstig trinken.“ Ob diese optimistische Prognose so wirklich eintreffen wird, bleibt abzuwarten. Zumindest aber der Erfolg der Craft-Biere und das steigende Interesse des Handels an preislich höher positionierten Konzepten wie beispielsweise Braufactum zeigen, dass Horn Recht behalten könnte.