Belgian Meat Office Bestandsaufnahme

Das Belgian Meat Office lud Fleisch-Erzeuger und Journalisten nach Brüssel: eine Diskussion über Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit von Fleischprodukten.

Mittwoch, 15. September 2010 - Fleisch
Tobias Dünnebacke

„Reaktivität der belgischen Unternehmen auf dem Fleischmarkt von heute“ – unter diesem kryptischen Motto stand das fünfte Round-Table-Gespräch in Brüssel, zu dem jährlich das Belgian Meat Office einheimische Fleischproduzenten und Journalisten einlädt. Exportambitionen, Wachstumsmärkte und „Modern Elaborated Products“, also Convenience-Produkte, standen auf der Tagesordnung. Doch die Debatte, an der sich Vertreter wichtiger Fleischlieferanten wie Westflees, Locks, Marmo und Covavee beteiligten, drehte sich schnell um das aktuelle Thema Nachhaltigkeit. „Die belgischen Erzeuger sind schon seit vielen Jahren in diesem Bereich aktiv, beispielsweise durch den Einsatz von Phosphor- und Natriumreduziertem Futtermittel. Allerdings haben wir nie dieses Wort benutzt, mit dem jetzt ein Trend bezeichnet wird“, erklärt Joris Coenen vom Belgian Meat Office.

Ein belgischen Beispiel für nachhaltige Fleischproduktion ist der Schweinefleischproduzent Dobbles. Das Unternehmen verarbeitet rund 36.000 t Gülle und 24.000 t organische Bioabfälle pro Jahr. Über ein Biomassekraftwerk in der flämischen Gemeinde Pittem wird damit Bio-Strom erzeugt, der nicht nur den Eigenbedarf deckt, sondern zusätzlich dem Verbrauch von rund 4.500 Haushalten entspricht. Auch Klimaschutz ist bei dem Erzeuger ein Thema. Managing Director Ludo Dobbles ehrgeiziges Ziel ist es, irgendwann einmal sein Fleisch CO2-neutral zu produzieren. Derzeit entspricht die Produktion von 1 kg Schweinefleisch noch einer Emission von rund 4,5 kg CO2.

Allerdings entsteht die höchste Belastung, rund 80 Prozent, bei der Viehzucht. Den Verarbeitern von Fleisch sind beim Klimaschutz also Grenzen gesetzt, was auch in der Gesprächsrunde thematisiert wurde: „Um den CO2-Ausstoß zu verringern, müssten wir einfach weniger essen“, fasst Coenen die Problematik zusammen. Doch auch wenn die Einsparpotenziale in der Verarbeitungskette gering sind: „Die ökologische Nachhaltigkeit ist auch im belgischen LEH ein Thema, besonders was den Recyclinganteil bei Verpackungen angeht“, erklärt Luc Verspreet von der Genossenschaft Covavee.
Neben dem CO2-Fußabdruck sehen die Belgier Diskussionsbedarf bei der Rückverfolgbarkeit von Fleischerzeugnissen in Deutschland. Paul Coenen, Geschäftsführer von Flanderns Agrar-Margeting-Büro (VLAM) in Köln, ist besonders stolz auf das Certus-Label für Schweinefleisch. Dieses steht nicht nur für ein stufenübergreifendes Qualitätssicherungssystem, sondern garantiert auch über das „Online-Tracy-Systems“, dass Fleisch im Problemfall binnen weniger Minuten bis zum einzelnen Schlachthof zurückverfolgt werden kann. „Die hohen Anforderungen, die der belgische Gesetzgeber, die Föderale Agentur für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette und die einzelnen Prüfsiegel an die belgischen Betriebe stellen, sind nur wegen deren Leistungsfähigkeit möglich“, erklärte Coenen.

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Diskutierten in Brüssel das Thema Nachhaltigkeit (v. l.): Werner Stoel (Marmo), Philippe Vandamme (Locks), Jos Claeys (Westvlees), Luc Verspreet (Covavee).

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