Fleischbranche Von Currywurst bis Vegan – so entwickelt sich Mago weiter

Durch gezielte Zukäufe entwickelt sich die Mago-Gruppe zum größten Fleischverarbeiter in Berlin und Brandenburg. Die nächste Generation steht bereits in den Startlöchern.

Mittwoch, 12. März 2025, 06:40 Uhr
Jens Hertling
Zwei Generationen an der Spitze der Mago-Gruppe: v. l. Marius Kempkes, Rainer Kempkes, Jasmin Kempkes, 
Joschua Kempkes, Madeleine Kempkes und Jens Kempkes. Bildquelle: Mago Kohn & Kempkes

Eine halbe Million Unternehmensinhaber stehen derzeit vor der Entschei­dung, wer ihr Unternehmen in Zukunft weiter­füh­ren soll. Eine schwierige Situation, die große finanzielle Auswirkungen hat und sehr emotional sein kann. Das Management des größten Verar­beitungsbetriebes in Berlin/Branden­burg „Mago Kohn & Kempkes“ hat seine Hausaufgaben gemacht. „Es ist oft schwierig, jemanden zu finden, der den Betrieb weiterführt. Nicht jeder hat das Glück wie wir, dass die nächste Generation bereit ist, diese Aufgabe zu übernehmen“, sagt Jens Kempkes. Heute sind die Brüder Jens und Rainer Kempkes als Geschäftsführer gemeinsam mit ihren Kindern im Unternehmen tätig. Jens Kempkes’ Tochter Madeleine arbeitet seit zwei Jahren im Marketing, sein Neffe und Rainers Sohn Joschua ist seit drei Jahren dabei und kümmert sich um die Mitarbeiter, die Betriebsleitung und den Einkauf. Die zweite Tochter Jasmin steht ebenfalls in den Startlöchern und absolviert derzeit ein Traineeprogramm, bei dem sie alle Produktionsbereiche durchläuft. Sein Sohn Marius hat eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Edeka absolviert und studiert nun dual. Die Hälfte seiner Zeit verbringt er im Unternehmen, die andere Hälfte an der Hochschule. „Wir haben unseren Kindern immer die Freiheit gelassen, selbst zu entscheiden, welchen Weg sie gehen wollen. Am Ende haben sich alle für das Unternehmen entschieden“, sagt Kempkes. Einer geordneten Nachfolge in einigen Jahren stehe daher nichts im Wege, so Jens Kempkes.

Die Integration der 3. Generation fällt in eine Zeit der Konzentration und Konsolidierung in der Region Berlin/Brandenburg. Heute ist die Unternehmensgruppe, die aus fünf eigenstän­di­gen Unternehmen besteht, an drei Produktionsstandorten tätig: Neben dem Stammsitz in Berlin-Reinickendorf unterhält das Unternehmen seit 1991 ein weiteres Werk im brandenburgischen Golßen. Aus dem Ostteil der Hauptstadt stieß 2016 die „Lichtenberger Fleisch- und Wurst­produktion“ mit einem neuen Standort zur Gruppe.

Die Marken Mago und Golßener stehen für Klassiker wie die Berliner Currywurst, traditionelle Wurst- und Fleischwaren sowie Feinkost. Der Vertrieb erfolgt hauptsächlich über den Lebensmitteleinzelhandel einschließlich Discounter, C+C und den Fachgroßhandel. Vertrieben werden die Produkte in Nord- und Ostdeutschland mit Schwerpunkt Berlin und Brandenburg. Dennoch ist es beispielsweise gelungen, den Spreewälder Kartoffelsalat bundesweit zu platzieren. Inzwischen ist die Spreewälder Gurkensülze als EU-Marke geschützt, doch dafür war ein langer Atem nötig. „Das Verfahren hat 17 Jahre gedauert“, erinnert sich Jens Kempkes. Rund 20 Tonnen Gurkensülze stellt die Golßener Lebensmittelproduktion pro Woche her. Am Produktionsstandort in Brandenburg, dessen Schwerpunkt auf Convenience-Produkten liegt, stellen die Mitarbeiter heute 60 Feinkostsalate und 180 verschiedene Wurstwaren her. Um den Feinkostbereich in Golßen zu stärken, wurde der Standort in „Golßener Lebensmittel GmbH und Produktion KG“ umbenannt.

Ausbau der vegetarischen Linie

Seit Januar 2022 hat sich die Mago-Gruppe auch dem vegetarischen Markt zugewandt und produziert in Golßen eine vegetarische Linie unter der Marke „Golßener“. Die Resonanz der Verbraucher sei grundsätzlich positiv, so Kempkes. Mittlerweile gibt es mehr als 40 vegetarische und vegane Produkte. Weitere vegetarische Produkte sind geplant. „Unser Schwerpunkt liegt aber nach wie vor im Wurst- und Feinkostbe­reich, den vegetarischen Bereich wollen wir weiter ausbauen“, sagt Jens Kempkes. Auch Feinkostprodukte wie veganer Eiersalat und veganer Rindfleischsalat werden angeboten. „Im Jahr 2024 haben wir einen Relaunch durchgeführt und neue Etiketten eingeführt. Damit sind wir sehr zufrieden“, sagt Jens Kempkes.

Die Produktentwicklung bezeichnet Kempkes als relativ stabil. Mit den Feinkostsalaten aus Golßen sieht er sein Unternehmen gut aufge­stellt, und auch bei den Handelsmarken habe man in den letzten Monaten zugelegt, so Kempkes. Bei der Leberwurst konnten wieder gute Listungen erzielt werden. Auch beim Lachsschinken verzeichnet die Gruppe gute Zuwächse.

Ob es weitere Unternehmenszukäufe geben wird, lässt sich Jens Kempkes nicht entlocken: „Wir stehen dem Thema offen gegenüber und prüfen weiterhin alle Übernahmeangebote. Allerdings ohne jeden Handlungsdruck.“

3 Fragen an

Jens Kempkes, Geschäftsführer 
Mago Kohn & Kempkes

Wie beurteilen Sie den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche? Welche Auswirkungen wird sie auf Industrie und Handel in Deutschland haben?
Jens Kempkes: Für uns als produzieren­des Unternehmen, das keinen wesentlichen Exportanteil hat, sind die Auswir­kungen zurzeit noch kaum zu spüren. Die Einkaufspreise sind trotz der Seuche relativ stabil. Bei den Absätzen gibt es ebenso wenig Auswirkungen.

Was halten Sie von den jüngsten Krisen?
Insgesamt ist die Inflationskrise für unser Unternehmen weitgehend überwunden. Natürlich gibt es noch Nachwirkungen, aber die großen Themen wie explodierende Energie- oder steigende Rohstoffpreise sind auf dem Rückzug. Die Preise haben wieder ein vernünf­tiges Niveau erreicht.

Was ist für Sie die eigentliche Krise?
Die eigentliche Krise ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Unser Unternehmen schaltet Anzeigen, aber es ist schwierig, genügend Fachkräfte zu finden. Aufgrund des Mangels wurde eine eigene Stelle für Personalrekru­tie­rung geschaffen. Der Verantwortliche kümmert sich den ganzen Tag ausschließlich um die Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Ein großes Problem bei der Personalrekrutierung ist die Wohnungsknappheit in Berlin. Selbst wenn es dem Unternehmen gelingt, Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben, stellt sich die Frage, wo diese in der Hauptstadt oder im Umland wohnen sollen.

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