Finnentrop im Sauerland: Auf dem Werksgelände von Metten Fleischwaren ist wieder Ruhe eingekehrt – bis auf die täglichen Produktionsgeräusche. Das Unternehmen hat kürzlich in ein Maßnahmenpaket zur Standortsicherung investiert. „Es war schon eine Herausforderung, diese Umbauten bei laufendem Betrieb durchzuführen. Wir mussten das Gebäude der Brühwurstabteilung erweitern, um die neuen Anlagen unterbringen zu können. Dabei haben wir mit Staubwänden gearbeitet und manche Umbauten am Wochenende durchgeführt, um die IFS-Normen zu erfüllen. Es war eine aufregende Zeit, aber am Ende hat alles wie geplant funktioniert“, berichtet Tobias Metten, geschäftsführender Gesellschafter der Metten Fleischwaren, über die 5-Millionen-Euro-Investition.
Das Geld floss vor allem in die Brühwurstabteilung, in der die „Dicke Sauerländer“ hergestellt wird. „Wir haben in zwei neue Koch- und Räucheranlagen investiert und dafür zwei kleinere Kammern durch größere ersetzt. Dafür musste das Gebäude an dieser Stelle etwas erweitert werden.“ Auch in die Nachhaltigkeit wurde viel investiert, zum Beispiel in neue Warmwassertanks und einen neuen Dampfkessel, der zwei alte ersetzt. „Solche Umbauten im laufenden Betrieb sind immer spannend, weil man die eine Maschine vom Netz nehmen und die andere anschließen muss. Hinzu kommt, dass Genehmigungen oft länger als gedacht dauern“, sagt Metten, dessen Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren rund 16 bis 17 Millionen Euro in neue Maschinen, Anlagen und Umbauten am Standort Finnentrop investiert hat.
Die „Dicke Sauerländer“ ist nach wie vor die Hauptmarke von Metten. Mehr als 10 Millionen Dosen der Bockwurst verlassen – zusätzlich zu der unter dem gleichen Logo vermarkteten frischen Rostbratwurst – jährlich das Werk und werden überwiegend in Nordrhein-Westfalen und den angrenzenden Bundesländern vermarktet. Trotz der allgemein negativen Entwicklung im Konservenmarkt – der Gesamtmarkt für Konservenwurst (Glas & Dose) in Deutschland ist im Vergleich Oktober 2023 zu September 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent im Absatz rückläufig (Quelle: Yougov Consumer Panel) – verzeichnet die „Dicke Sauerländer“ laut Metten konstant gute Absatzzahlen. Der Marktanteil (Absatz) des Artikels (5 x 80 g) liege stabil bei 9,1 Prozent. Damit bleibt diese Bockwurst nach Aussage des Herstellers die mit Abstand beliebteste Konservenwurst in Deutschland.
Handwerkliche Spezialitäten
Die Firma Metten stellt über 120 Produkte her: Salamis, Kochschinken, Rohwurst oder Sülzen werden an der Frischetheke für den Endverbraucher aufgeschnitten. Im SB-Bereich finden sich geschnittene und vorverpackte Kochpökelwaren, Rohwurst-, Aspik- oder Brühwurstprodukte, die überwiegend als Eigenmarken der jeweiligen Handelspartner angeboten werden. Im Konservenbereich setzt das Unternehmen dagegen fast ausschließlich auf die Traditionsmarke „Dicke Sauerländer“.
Generell hat sich Metten in den letzten Jahren – auch als Reaktion auf die Krise – weiter spezialisiert. „Wir haben Nischen besetzt und ausgebaut. Dazu gehören zum Beispiel unsere in 100 Prozent Handarbeit hergestellten Klassiker wie Hähnchenfilet in Aspik, die Ochsenzunge und das zartrosa gebratene Roastbeef.“
Mykoprotein im Test
Mit Hybridprodukten – Mischprodukten aus Fleisch und Gemüse – beschäftigen sich die Verantwortlichen von Metten schon länger. Viele Endverbraucher probieren laut Metten die neuen vegetarischen oder veganen Produkte aus, aber die Wiederkaufrate sei oft nicht so hoch wie im klassischen Segment. Das liegt laut Metten daran, dass der Geschmack oder das Genusserlebnis oft noch nicht überzeugen.
Metten beteiligt sich daher an einem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Forschungsprojekt zum Thema Mykoproteine, um Erfahrungen mit Hybridprodukten aus Fleisch- und Pilzproteinen zu sammeln. Beteiligt sind auch die Universitäten Gießen und Aachen sowie die Nordzucker Gruppe. „Wir stehen am Ende der Kette, wenn das Mykoprotein hergestellt wird, und testen, wie es als Hybridprodukt bei der Herstellung von Wurstwaren eingesetzt werden kann. Das Projekt läuft über zwei Jahre, aber es ist noch ein weiter Weg bis zum fertigen Produkt“, erklärt Tobias Metten.
3 Fragen an
Tobias Metten, Geschäftsführer der Metten Fleischwaren
Wie denken Sie über den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) und ihre Auswirkungen?
Tobias Metten: Für die Landwirtschaft ist der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche eine echte Katastrophe, deshalb muss schnelles Handeln in der betroffenen Region oberste Priorität haben. Die Folgen für den Handel von Schweine- und Rindfleisch sowie Fleisch von anderen betroffenen Tierarten sind noch nicht im Detail abzusehen. Vor allem für die Exportwirtschaft ist der Ausbruch der MKS in Deutschland aber schon jetzt eine zusätzliche Herausforderung.
Was halten Sie von Bürokratie und Gesetzgebung?
Bürokratie ist für uns ein großes Thema. Wir haben das Gesetz zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette und die EU-Entwaldungsrichtlinie, um nur einige Beispiele zu nennen. Für ein mittelständisches Unternehmen wie uns sind das enorme Anforderungen. Wir haben keine eigene Stabsabteilung, die sich mit diesen Themen beschäftigt. Entweder müssen wir Mitarbeiter finden, die sich damit auskennen, oder wir müssen unsere Mitarbeiter weiterbilden.
Wie sehen Sie die Zukunft des Fleisches?
Der Transformationsprozess hin zu weniger Fleischkonsum ist nicht so eindeutig, wie man denken könnte. Tatsächlich zeigen aktuelle Zahlen der Marktforscher, dass junge Menschen wieder mehr Fleisch essen. Das ist aus unserer Sicht erfreulich, und Experten gehen davon aus, dass wir die Talsohle beim Fleischkonsum erreicht haben.