Umfrage Fleischindustrie Zwischen Profil und Preis

Laut einer Umfrage unter den Top-Managern der Fleisch- und Wurstwarenindustrie ist der Blick der Unternehmen auf das Jahr 2024 kritisch. Die Politik wird weiterhin als unberechenbar eingeschätzt.

Freitag, 19. Januar 2024, 20:09 Uhr
Jens Hertling
Artikelbild Zwischen Profil und Preis
Bildquelle: Getty Images

Die Fleischwirtschaft in Deutschland sieht sich auch im neuen Jahr mit großen Herausforderungen verschiedenster Art konfrontiert. Dies geht aus den Antworten einer von der Lebensmittel Praxis durchgeführten Umfrage unter den Verantwortlichen von Fleisch- und Wurstherstellern hervor.

„Die Problemfelder für 2024 lassen sich klar benennen: steigende Energiekosten und Rohstoffkosten, der Fachkräftemangel sowie das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, das die Fleischbranche einseitig benachteiligt“, sagt Peter Cornelius, Geschäftsführer der Cornelius GmbH. Hinzu kommen laut Cornelius die Krise in der Landwirtschaft, das Schlachthofsterben und die stockende Tierwohlinitiative.
Die ständig steigenden Anforderungen der Politik mit den Preis- und Qualitätsvorstellungen der Verbraucher und des Handels unter wirtschaftlich vernünftigen Bedingungen in Einklang zu bringen, ist laut Michael Schulze Kalthoff, Geschäftsführer der Westfleisch, die größte Herausforderung für die Unternehmen der Fleischwirtschaft. Anja Steinhaus-Nafe, Geschäftsführerin des Remscheider Produzenten Steinhaus, sieht in den jüngsten politischen Entwicklungen für die Landwirte und den sich verändernden Rahmenbedingungen durch immer neue Vorschriften mit zunehmender Bevormundung der Verbraucher die größten Probleme.

Hans Ewald Reinert, Gesellschafter von Infamily Foods, sieht beim Arbeitskräftemangel und bei den Rohstoffmärkten beziehungsweise der Rohstoffverfügbarkeit sehr große Problemfelder. Mit dem strategischen Category Management und der Markenführung habe er zwei Trümpfe für 2024, „mit denen wir uns intensiv beschäftigen werden“.

Eine große Unsicherheit sieht Ingmar Ingold, Geschäftsführer von Wiltmann, neben den massiven Kostensteigerungen in der „sehr verhaltenen Konsumstimmung. Beides zusammen hat die gesamte Branche viel Substanz gekostet – die es im Jahr 2024 und in den Folgejahren wieder aufzubauen gilt.“

Maximilian Tönnies, Geschäftsführer der Zur Mühlen Gruppe, blickt dagegen optimistisch auf das Jahr: „Nach dem rückläufigen Fleischkon-sum sehen wir uns wieder im Aufwind.“ Dennoch: Der Export aufgrund der anhaltenden Probleme durch die Afrikanische Schweinepest und die daraus resultierenden Einfuhrverbote sei alles andere als zufriedenstellend. Dieses Thema werde das Unternehmen auch 2024 fordern, so Tönnies. Thomas Philipp, neuer COO der Vion Food Group, erwartet 2024 eine weitere Verschiebung von der Massenproduktion hin zur gezielten Nachfrage nach Regionalität, Nachhaltigkeit, Tierwohl oder Rassen.

Mehr Engagement der Politik gefordert
Laut Peter Cornelius wünschen sich die Verantwortlichen der Fleischwirtschaft ein stärkeres Engagement der Politik. Anja Steinhaus-Nafe erwartet daher von der Politik, dass gemachte Zusagen verlässlich und termingerecht eingehalten werden. Die Politik habe aber jetzt die Chance, Bürokratie abzubauen und aktiv an einer Migrationspolitik zu arbeiten, die den Einsatz ausländischer Mitbürger als Arbeitskräfte erleichtert, so Hans Ewald Reinert. Pragmatisch hingegen äußert sich Dr. Ingmar Ingold: „Vielleicht wäre es die größte Hilfe, wenn die Politik gar nicht erst ‚helfen‘ würde.“

Die kompletten Antworten der ­Umfrage können Sie hier nachlesen.

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