Fleischsommelier Die Genussbotschafter

Dirk Lindig ist der erste Fleischsommelier in Thüringen. Nicht nur bei der Qualität, sondern auch beim Tierwohl ist die Landfleischerei Lindig Vorreiter. Ein Ortstermin in der Provinz.

Sonntag, 23. April 2023 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Die Genussbotschafter
Bildquelle: Dirk Lindig

Bereits zum dritten Mal war Fleischermeister Dirk Lindig, Inhaber der Fleischerei Lindig aus dem thüringischen Krölpa, auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin vertreten. Seine Aufgabe: als Genussbotschafter für den Thüringer Saale-Orla-Kreis und seine Fleischprodukte zu werben. „Wir wollen mit Thüringer Spezialitäten Appetit machen, in der Region zu bleiben und die Region zu genießen.“ Vor vier Jahren, so Lindig, sei das Thüringer Ministerium für Infrastruktur auf das Unternehmen zugekommen. „Dies war eine große Ehre für unsere kleine Landmetzgerei. Die IGW war ein voller Erfolg für uns“, fügt er hinzu. Es wurden viele Fragen über die Herkunft der Produkte und über uns gestellt. Auch die Grillseminare im Stammhaus Krölpa würden rege nachgefragt, so Lindig. Einige der Besucher konnte der Metzgermeister auch als Neukunden gewinnen. Zu den Grillseminaren, die ein- bis zweimal in der Woche stattfinden, kommen mittlerweile Kunden aus der halben Republik. „Ich glaube, wir haben etwas Großartiges für die Region geschaffen. Unsere Grillabende sind bereits bis zum Herbst ausgebucht“, sagt Dirk Lindig.

Wenn es um Fleisch geht, ist Dirk Lindig Experte. Er ist nicht nur der erste Fleischsommelier Thüringens, sondern auch einer der ersten Wildsommeliers, die in Deutschland ausgebildet wurden. Gleichzeitig ist er ein Cortador – ein Spezialist für Schinken. Lindig ist ein leidenschaftlicher Experte für Fleisch und Fleischprodukte. Sein Motto lautet: „Mach dein Hobby zum Beruf – dann wirst du nie wieder von der Arbeit enttäuscht sein.“

Ich treffe Dirk Lindig in seiner Filiale in Krölpa, die er gemeinsam mit seinem Bruder Sebastian als Familienunternehmen führt. Er steht vor dem neuen Standbein seines Unternehmens: einer Dry-Age-Kammer. Die Front der Reifezelle ist komplett verglast, sodass der Besucher immer wieder einen Blick auf das reifende Fleisch werfen kann. Das Platzange-bot ist auf Fleischstücke von maximal 20 Rindern innerhalb eines Reifeprozesses begrenzt. „Unser Dry Aged Beef ist stark limitiert und meist drei Wochen ausverkauft, bevor die Reifezellen öffnen“, sagt Lindig. Rund 200.000 Euro seien investiert worden. Der Aufwand zahle sich langsam aus, so Lindig. Denn die Nachfrage nach Gourmetfleisch zu entsprechenden Preisen hat zugenommen.

Drei Supermärkte werden beliefert
Dirk Lindig schlachtet wöchentlich 30 Schweine und bis zu zwei Rinder. „Ob Schweinefleisch, Rindfleisch oder Wildfleisch, die Qualität des Fleisches ist entscheidend, so die Botschaft des Sommeliers. Man schmeckt, wie das Tier zu Lebzeiten gehalten wurde“, sagt Dirk Lindig.
Seit vier Jahren sind die Produkte nicht nur im Stammhaus in Krölpa, der Filiale in Saalfeld, auf Wochenmärkten und im Onlineshop erhältlich, sondern auch in drei Rewe-Märkten in Pößneck, Jena-Lobeda und Neustadt an der Orla. Konserven, Wurst, Knackwurst und Steaks werden etwa zweimal wöchentlich an die Vollsortimenter geliefert.

Beide Brüder sind sich einig, dass ihre Entscheidung, vor sieben Jahren auf die ausschließliche Haltung von Angus-Rindern bei den beiden Landwirten Matthias Weise aus Dreba und Simone Speck aus Landsendorf bei Leutenberg umzusteigen, richtig war. Um in Ruhe auf der Weide heranzuwachsen, haben die Tiere mindestens vier Jahre Zeit. „Die Tiere weiden im Naturschutzgebiet, natürlicher geht es nicht. Das sieht man auch an der Farbe des Fleisches“, sagt Dirk Lindig. Die Schlachtung erfolgt vor Ort, lange Transportwege entfallen. Für ihn sei es wichtig, so Lindig, dass es innerhalb der Kette fair zugehe. „Der Erzeuger leistet gute Arbeit. Deshalb soll er für die besondere Qualität und seinen Mehraufwand auch über den Marktpreis entlohnt werden.“ Er ergänzt: „Es ist nicht Fleisch für jeden Tag, aber es ist Fleisch für den perfekten Tag, und das wissen die Leute“, so Dirk Lindig.

3 Fragen an

Dirk Lindig, Inhaber Landfleischerei Lindig in Krölpa/Thüringen

Haben Sie ein Bio-Siegel für die Zertifizierung geplant?
Dirk Lindig: Mit unseren Erzeugern wären wir in der Lage, auf der Stelle ein Bio-Siegel zu bekommen. Wir verzichten aber darauf. Der bürokratische Aufwand und die Kosten sind zu hoch. Bezahlen muss dies am Ende der Verbraucher.

Was ist in diesem Fall wichtiger?
Wir vermitteln unseren Kunden vor allem Transparenz. Beste Qualität wird durch uns vermarktet. Die Verbraucher haben die Möglichkeit, den Betrieb zu besichtigen und sich ein Bild vom Leben der Rinder zu machen. Das ist viel wichtiger als der Besitz eines Labels.

Wie wird die Massentierhaltung in fünf Jahren aussehen?
Es wird große Ställe geben, aber anders als heute und mit mehr Tierwohlaspekten. Der Abstand zwischen konventionell erzeugtem Fleisch und Tierwohlfleisch wird immer geringer werden. Aber es wird immer Käufer geben, die sich nur Fleisch aus konventioneller Haltung leisten können.

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