Rindfleisch aus Argentinien Warten auf bessere Zeiten

Argentinien erfüllt alle Voraussetzungen, um bestes Rindfleisch in großen Mengen zu produzieren. Und doch kämpfen Rinderzüchter und Exporteure mit den Folgen einer langen Dürreperiode.

Sonntag, 23. April 2023 - Fleisch
Santiago Engelhardt
Artikelbild Warten auf bessere Zeiten
Bildquelle: Santiago Engelhardt

Argentinien leidet mittlerweile im dritten Jahr unter extremem Wassermangel. Wie Miguel Jairala, der auf den Außenhandel spezialisierte Analyst des Consorcio de Exportadores de Carnes Argentinas, erklärt, bekommen die frei laufenden Rinder dennoch viel Bewegung und benötigen keinerlei Hormone. Futtermittel würden selbst in Zeiten der Dürre seltener als in Europa zum Einsatz kommen. Man arbeite auch daran, die Vorgaben des Lieferkettensorgfaltsgesetzes zu erfüllen. Da das argentinische Arbeitsrecht sich schon lange an europäischen Standards orientieren würde, wäre das kein großes Problem. Aber um die Umweltstandards zu erfüllen, müsse mancher kleinere Züchter noch nachbessern. Ziel des Verbandes sei es, bald eine Zertifizierung zu erlangen, die das Fleisch als abholzungsfrei zertifiziere.

Die großen Herausforderungen für die Branche sieht der Analyst darin, die Folgen der anhaltenden Dürre zu bewältigen, deren wirtschaftlicher Schaden mittlerweile auf 20 Milliarden Dollar beziffert wird. Ein weiteres Problem sei der von der Regierung vorgegebene Dollarkurs. Einige wenige exportorientierte Branchen haben ihren eigenen günstigeren Wechselkurs zugebilligt bekommen. Man spricht in diesen Fällen von Soja-Dollar und Malbec-Dollar. Der offizielle Dollarkurs, zu dem die Rindfleisch-Exporteure ihre Devisen eintauschen müssen, ist hingegen halb so hoch wie der inoffizielle Wechselkurs, der das wahre Preisniveau der Produktionskosten widerspiegelt.

Wegen des niedrigen Wechselkurses haben die argentinischen Rinderzüchter die höchsten Produktionskosten Südamerikas. Ein Kilogramm Rindfleisch der Hilton-Qualität, das in die Europäische Union exportiert wird, kostet netto 4,70 Dollar in der Produktion, während es in Uruguay um die vier Dollar und in Brasilien unter vier Dollar kostet. Um einen starken Preisanstieg im Inland zu verhindern, dürfen bestimmte Stücke des Tieres gar nicht erst exportiert werden, für die übrigen Stücke gibt es eine gewisse Quote, die exportiert werden darf.

Aber die Exportrestriktionen seien momentan noch kein Problem, da der Export mit 29 Prozent der produzierten Menge leicht unter der von der Regierung erlaubten Menge liege, erklärt Miguel Jairala. Das Land exportierte letztes Jahr 47.000 Tonnen Rindfleisch im Wert von einer halben Milliarde Dollar in die EU. Aber im Falle eines erfolgreichen Abschlusses des Handelsabkommens der Mercosur-Staaten mit der EU könnte Argentinien wesentlich größere Mengen exportieren. Wichtigste Voraussetzung dafür wäre aber eine deutliche Erhöhung oder Abschaffung der Exportquote. Somit hoffen die argentinischen Landwirte und Rinderzüchter in diesem Wahljahr nicht nur auf Regen, sondern vor allem auf eine neue Regierung, die für bessere Rahmenbedingungen sorgt.

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