Die „Hall of Meat“, betrieben von Olaf Mahr, ist ein ungewöhnliches Lebensmittelgeschäft: Es handelt sich um ein Fachgeschäft für regionale Fleischprodukte, das in einem ehemaligen Supermarkt untergebracht ist.
Die in die Wände der Verkaufsräume eingelassenen Reifeschränke sind ein Blickfang. Hinter Glas reifen Rinderrücken, Schinken oder Wurst über mehrere Wochen. Der Kunde kann zuschauen und das Produkt anschließend am Ladentisch kaufen.
Aber das ist noch nicht alles: In der „Hall of Meat“ gibt es ab April auch einen Imbiss, ausschließlich mit Produkten aus eigener Produktion und eigenem Fleisch. Durch eine Glasscheibe soll künftig der Blick auf die Arbeit der Handwerker möglich sein. Neben dem Verkauf gibt es Kurse zur Fleischzubereitung und zum Grillen, aber auch Kurse für Schüler über Nachhaltigkeit und Regionalität.
Inhaber Olaf Mahr ist kein Metzger wie jeder andere: Er ist angetreten für mehr. „Ich wollte schon immer gutes Fleisch“, sagt Mahr. Das war auch der Grund für die große Veränderung in seinem Leben. Mahr war 20 Jahre einer der führenden Köpfe in der deutschen Onlinemarketing- Branche. Um in Brandenburg eine neue Existenz aufzubauen, kündigte der 56-Jährige seinen gut bezahlten Job. „Ich wollte etwas tun, wovon die Gesellschaft profitiert“, sagt er. Mahr ist Besitzer eines kleinen Bauernhofes in der brandenburgischen Kleinstadt Baruth. Dort lernte er die Bauern kennen und bekam Einblicke in ihr System. Das prägte ihn. „Billige Waren werden billig produziert. Die Landwirte müssen, um an einem Schnitzel für 2 Euro noch etwas verdienen zu können, das Produkt so billig wie möglich herstellen. Das bedeutet: Produktion in industriellem Maßstab, billiges Futter und schlechte Haltungsformen für die Tiere.“
Das wollte er ändern. Aus diesem Grund hat er vor fünf Jahren den Online-Lieferdienst „Meat Bringer“ ins Leben gerufen. Sein Motto lautet: „Esst weniger Fleisch, dafür bessere Qualität aus der direkten Nachbar-schaft.“ Sein Unternehmen „Meat Bringer“ hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Landwirten und Metzgern aus der unmittelbaren Umgebung regionales Fleisch in Premiumqualität zu erzeugen und den Kunden im Großraum Berlin/Potsdam zu erschwinglichen Preisen zugänglich zu machen. Dies soll durch ein Netzwerk von Landwirten, Jägern und Fleischereibetrieben erreicht werden.
Er suchte Partner für sein Vorhaben und fand unter anderen den Fleischermeister Andi Neumann. Dessen kleine Schlachterei in Petkus passte ebenfalls gut zu Mahrs Philosophie. Gemeinsam überzeugten sie die Tierhalter in der Region von der Notwendigkeit einer Umstellung der Haltungsbedingungen. „Wichtig war mir dabei immer das Prinzip der Augenhöhe“, erklärt Mahr.
Regionaler Bezug
Dabei hat der Unternehmer immer konsequent auf den regionalen Bezug gesetzt. Er bezieht sein Fleisch ausschließlich von Vertragslandwirten aus Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming. Dazu gehört auch unter anderen das AWO-Gut Kemlitz, ein Integrationsbetrieb mit 15 Mitarbeitern mit Handicap. Hier werden „Märkische Kartoffelschweine“ gezüchtet. Es handelt sich um eine Kreuzung zwischen Duroc und Alter Landrasse; die Marke wurde eingetragen. Sie haben große Freilauf- und Auslaufflächen, Ställe ohne Spaltenböden, können selbst entscheiden, ob sie drinnen oder draußen sind und werden mindestens ein Jahr alt.
Am Anfang seien die Bauern skeptisch gewesen. „Aber der Erfolg spricht für sich“, sagt Mahr, zu dessen Netzwerk inzwischen zwölf Rinderbauern, zwei Schweinebauern, zwei Schäfer, 15 Jäger, zwei Geflügelbauern und drei Fleischer gehören. „Weitere Ladengeschäfte sind für 2023 in Planung. Da unser Modell anders ist und beim Kunden sehr gut ankommt, haben wir inzwischen Expansionsanfragen für ganz Deutschland“, sagt er.