Fleischmarkt Das Ziel: bis 2030 Schweine CO₂-neutral zu halten

Das Schlachtunternehmens Müller Fleisch will im Süden eine nachhaltige Schweinefleischproduktion durchsetzen.

Dienstag, 29. November 2022 - Fleisch
Jens Hertling
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Bildquelle: Getty Images

Die Müller-Gruppe will bis 2030 eine nachhaltige Schweinefleischproduktion in Süddeutschland umsetzen. Auf der Fachtagung „Der Weg zu einer nachhaltigen, wirtschaftlichen Schweinefleischproduktion in Süddeutschland!“ in Ulm stellte dabei Geschäftsführer Stefan Müller die Ideen der Gruppe vor. Er betonte, dass es die Vision der Geschäftsführung der Müller-Gruppe sei, bis 2030 in Baden-Württemberg und Bayern eine flächendeckende, nachhaltige und CO2-neutrale Schweinefleischproduktionskette vom Ferkelerzeuger über den Mäster, von den Schlachtbetrieben bis zur Ladentheke aufzubauen. Dies solle nicht nur dem heimischen Schweinefleisch ein positives Image verleihen, sondern auch zukunftsorientierte Impulse für die Schweinehalter geben, führte Stefan Müller weiter aus. Es müsse bis 2030 gelingen, die Schweine CO₂-neutral zu halten.

Weiterhin soll auf Importsoja verzichtet werden, um damit heimische Futtermittel einsetzen zu können, plant Müller. Ziel seien nachhaltige Produktionsketten mit regionalen Wertschöpfungskreisläufen – und das bis hin zum Ferkelerzeuger.

Aktuell schlachtet die Müller-Gruppe 2,1 Millionen Schweine jährlich. Die Gruppe mit ihren fünf Betrieben ist der fünftgrößte Schweineschlachter in Deutschland. Der Fleischhersteller hält einen Anteil von 40 Prozent an den Schweineschlachtungen in Bayern und Baden-Württemberg.

Keine weitere Nische füllen
Im Beisein der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) und ihres Kollegen Peter Hauck (CDU) aus Baden-Württemberg betonte Stefan Müller, dass sich die Müller-Gruppe aufgrund ihrer Marktstellung in Süddeutschland in der Pflicht sehe, eine Vorreiterrolle in Bezug auf nachhaltige Lieferketten zu haben. Staatsministerin Michaela Kaniber sicherte der Branche die volle Unterstützung bei dieser Initiative zu.

„Wir wollen keine weitere Nische schaffen, sondern eine breite Bewegung über alle Haltungsformen, alle Mehrwertprogramme bis hin zum Biosegment“, sagte Stefan Müller und ergänzte: „Wir möchten alle auffordern, dies mitzutragen und zu gestalten.“

Zur Initiative

Die Vision 2030 der Müller-Gruppe beinhaltet, eine CO2 -neutrale Schweinefleischproduktionskette aufzubauen. Es soll auf Importsoja verzichtet und damit zu 100 Prozent heimische Futtermittel eingesetzt werden.

Branche braucht Impulse
Stefan Müller will mit seiner Vision 2030 einen neuen Weg beschreiten und vor allem auf die angespannte Lage der Erzeuger aufmerksam machen.

Was war der offizielle Anlass für die kürzliche Fachtagung in Ulm?
Stefan Müller:
Der Anlass war die Vorstellung unserer „Vision 2030 – Der Weg zu einer nachhaltigen und zugleich wirtschaftlichen Schweinefleischerzeugung in Süddeutschland“ und die Abstimmung der nächsten Schritte zur Realisierung. Ein weiterer Grund war der deutliche Rückgang in der Erzeugung von Ferkeln und Mastschweinen in Baden-Württemberg und Bayern. In den nächsten fünf Jahren könnten die Ferkel und Mastschweine für die regionalen Markenfleischprogramme und für die Metzgervermarktung knapp werden.

Wie beurteilen Sie die Situation der Erzeuger in Süddeutschland?
Die wirtschaftliche Stabilität bei den Betrieben ist äußerst angespannt. Insbesondere bei den Ferkelerzeugern ist die Not groß. Wichtig ist deshalb, den Blick nach vorn zu richten und einen gemeinsamen Weg zur wirtschaftlichen und nachhaltigen Erzeugung zu definieren.

Was heißt das im Detail?
Wenn ich von einem Ferkelerzeuger höre, der sich sorgt, ob seine Ferkel überhaupt abgenommen werden, weil die Mäster in Anbetracht der wirtschaftlichen Herausforderungen nicht einstallen wollen, ist das unerträglich. Ich meine vor allem die enorm angestiegenen Kosten im Futterbereich. Das ist eine Situation, die äußerst unfair gegenüber den Erzeugern ist, da muss sich schnell etwas ändern.

Wie war das Echo auf die Vision 2030?
Sehr positiv. Zu einem zukunftsorientierten Konzept gehört eine nachhaltige und faire Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette. Deshalb sind wir aktuell in Gesprächen mit Politik, Erzeugern, unseren Kunden aus Handwerk und LEH sowie den süddeutschen Verarbeitern, um tragfähige, zukunftsfähige Modelle zu entwickeln.

Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Wir müssen regionale Kreisläufe schließen, wir brauchen auch den Schulterschluss vor allem im Interesse der Erzeuger. Die Ferkelerzeuger sehen sich immer am Ende der Kette, dabei stehen sie am Anfang der Wertschöpfungskette.

Was bieten Sie dem Handel außerdem konkret an?
Wir arbeiten seit Jahren in vertraglichen Verbindungen wie „Süddeutsches Schweinefleisch“, „Gutfleisch“, „Hofglück“, „Wertschätze“, „GQB Plus“, „QZBW“ und „Bio“ etc. gut mit den Schweinehaltern und dem LEH zusammen. Ähnliche Ansätze haben wir auch im Bereich Rindfleischvermarktung.

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