Mehr Regionalität Vion trotzt der Krise

Dem Trend nach mehr Regionalität trägt die Vion Food Group mit einer Investition von 50 Millionen Euro und der Erweiterung der Produktionskapazität am Standort Altenburg noch stärker Rechnung.

Dienstag, 13. September 2022 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Vion trotzt der Krise
Bildquelle: Andreas Emmert

Der niederländisch-deutsche Fleischkonzern Vion Food Group will dem Trend zu mehr Regionalität nun auch in den neuen Bundesländern Rechnung tragen, wo das Unternehmen zwei seiner 16 deutschen Standorte hat. Der internationale Fleischkonzern Vion reagiert damit auf das geringere Angebot an Schlachttieren und den rückläufigen Konsum mit dem Aufbau nachfrageorientierter Regionalprogramme für den Einzelhandel. In Thüringen und Brandenburg investiert der Fleischkonzern deshalb dafür fast 50 Millionen Euro. „In unseren Standorten in den neuen Bundesländern arbeiten wir aktuell intensiv daran, ein regionales Angebot an Rind- und Schweinefleisch für den LEH aufzubauen. Wir haben einen mehrstufigen Investitionsplan für unsere Werke in Altenburg und Perleberg entwickelt“, sagt David De Camp, Chief Operating Officer (COO) Beef bei der Vion Food Group.

Gestartet ist Vion mit einer neuen Schlachtlinie im thüringischen Altenburg, die im Sommer 2021 in Betrieb genommen wurde. Hinzu kommt nun ein komplett neuer Fleischverarbeitungsbereich, der seit August 2022 die ersten Produkte an die Handelspartner liefert. Auch im Werk im brandenburgischen Perleberg wird Vion seine Kapazitäten erweitern, um Schweinefleisch aus Ostdeutschland zur Weiterverarbeitung in Altenburg und damit regional an den LEH liefern zu können. „Im nächsten Schritt planen wir, die Rindfleischzerlegung in Altenburg aufzubauen, damit schließt sich die regionale Kette. Mit diesen Investitionen streben wir einen sichtbaren Retail-Marktanteil an.“ Er ergänzt: „Nicht zuletzt ist die bisherige Investition von knapp 50 Millionen Euro auch unser klares Bekenntnis zur Region, zur Standortsicherheit unserer Betriebe in Thüringen und Brandenburg sowie für die Rinder- und Schweinehalter im Einzugsgebiet unserer Standorte Altenburg und Perleberg.“ Damit bediene der Konzern zugleich den Wunsch passender LEH-Partner nach mehr Produkten lokaler und regionaler Herkunft in den neuen Bundesländern, erläutert der COO.

Turbulente Zeiten
Der internationale Fleischkonzern ist wie die anderen Akteure ebenfalls nicht von der aktuellen Krise verschont geblieben. Das gesamte Pandemie-Management hat Vion 2021 konzernweit 27 Millionen Euro gekostet. In Deutschland ging die Zahl der geschlachteten Schweine bei Vion von 7,612 Mio. auf 6,835 Mio. zurück. Bei den Rindern sank die Zahl von 660.790 auf 636.486 Tiere.

Damit hat Vion einen Marktanteil in Deutschland von 19,7 Prozent (Vorjahr 20,4 Prozent). „Wir sind im extremen Krisenmodus. Hilflos sind wir bei Vion dabei ganz und gar nicht. Natürlich kämpfen wir mit den gleichen Problemen wie viele andere“, sagt De Camp.

Aber für Vion sei dies eine Chance, die Strategie, kurze, ausbalancierte, verbraucherorientierte Lebensmittelketten zu bauen (Building Balanced Chains), noch stärker zu verfolgen. „Wenn wir ganz genau wissen, was der Verbraucher im Regal sehen möchte, können wir als Bindeglied in der Mitte der Lieferkette bei unseren Landwirten genau das anfragen und unseren LEH-Partnern zur Verfügung stellen. Regional, Bio, alle Haltungsformen, besondere Zuschnitte oder Reifungen – kein Problem. Dafür brauchen wir eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten und mehr Transparenz in der gesamten Kette.“
Im Wettbewerb will sich Vion mit seiner Strategie „From Volume to Value“ (Wert statt Volumen) positionieren. „Statt Masse gehen wir auf die Wertschöpfung in der gesamten Kette. Wir sind davon überzeugt, dass nachfrageorientierte, ausbalancierte Ketten sowohl unseren LEH-Kunden (und somit auch den Verbrauchern) als auch den Landwirten einen Mehrwert bieten“, so De Camp. Voraussetzung dafür sei aber eine frühzeitige enge Zusammenarbeit des Handels mit seinen Partnern in der Fleisch- und Landwirtschaft. „Programme mit Umstellung auf höhere Haltungsformen brauchen Zeit und Investitionen. Und erst das führt zu stabileren Preisen und besseren Margen entlang der gesamten Kette“, so De Camp.

Marktführer bei Bio-Rind
Eine Erfolgsgeschichte bei Vion ist die Bio-Marke „De Groene Weg“. Seit Anfang 2022 gibt es auch die deutsche Marke „Der Grüne Weg“ als GmbH. „Im Jahr 2021 haben wir in Deutschland 23.900 Bio-Rinder aus mehr als 1.250 Betrieben bekommen und unter „Der Grüne Weg“ vermarktet. Mit dieser Schlachtmenge sind wir Marktführer in Deutschland beim Bio-Rind“, sagt De Camp. Bei Schweinen stehe Vion noch sehr am Anfang, aber es würden viele Gespräche mit interessierten Bauern geführt. Die Umstellung bedeute für die Betriebe eine Grundsatzentscheidung, auch die potenzielle Nachfolgegeneration müsse diesen Weg mitgehen. Danach würden die Landwirte etwa zwei Jahre Zeit für die Umstellung benötigen.

Ebenfalls erfolgreich ist die Vion-Tochter ME-AT the alternative: Aktuell stellt sie 15 pflanzenbasierte vegane Produkte her, darunter Burger-Pattys, Wurst, Aufstrich oder klein geschnittenen Fleischersatz. Unter dem Motto „Heimische Proteine statt importierter Soja“ entwickelte und produzierte ME-AT als Erster in der Branche einen veganen Burger aus niederländischer Ackerbohne. Das Konzept wird aktuell hier auch ausgerollt.

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